US-Präsident Donald Trump und Fed-Chef Jay Powell betonen bei jeder Gelegenheit wie stark die US-Wirtschaft angeblich sei. Komischerweise schwenkt die US-Notenbank aber plötzlich auf einen Zinssenkungskurs um. Damit wird das Umfeld für Gold von Tag zu Tag besser.

Die Perspektiven für die Weltwirtschaft trüben sich dramatisch ein. Zuletzt hat die Weltbank die Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft für das laufende Jahr von 2,9 Prozent auf 2,6 Prozent gesenkt. Das dürfte allerdings längst nicht die letzte Reduktion in diesem Jahr sein. Etliche Experten gehen inzwischen davon aus, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleiten dürfte. Sie liegt vor, wenn das Wachstum auf weniger als zwei Prozent zurückgeht.

Verantwortlich für die heraufziehende Krise ist vor allem US-Präsident Donald Trump. Er hat zuletzt völlig überraschend Strafzölle auf mexikanische Produkte angekündigt, was die ohnehin stark zunehmende Verunsicherung bei Unternehmen weiter schürt, weshalb sie sich mit Investitionen zurückhalten. Das können Sie in dem Beitrag „Weltweite Wirtschaftskrise wird immer wahrscheinlicher – Gold ist als sicherer Hafen gefragt“ nachlesen.

Wenn die Investitionen allerdings einbrechen, dann rutscht die Weltwirtschaft unweigerlich in eine Rezession ab, woraufhin die gigantische Schuldenblase platzen würde. Umso mehr war der sichere Hafen Gold zuletzt gefragt. Der Preis ist auf 1.336 Dollar je Unze nach oben geschossen und liegt damit um lediglich zwei Prozent unter dem Fünf-Jahres-Hoch. Das dürfte allerdings nur der Anfang sein und es schon bald nach oben durchbrochen werden.

US-Zinsen senden starkes Warnsignal

Während viele Investoren und die Fed lange Zeit geglaubt hatten, dass sich die US-Wirtschaft von der Schwäche der Weltwirtschaft abkoppeln könne, weil die USA nur vergleichsweise geringe Exporte habe, zeigt eine Serie schwacher US-Konjunkturdaten, dass die Schwäche der Weltwirtschaft längst auf die US-Wirtschaft übergeschwappt ist.

So waren die US-Industrieaufträge im April um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Damit lagen sie um lediglich 1,0 Prozent über dem Vorjahresniveau – das ist der geringste Anstieg seit dem Wahlsieg von Donald Trump im November 2016. Offensichtlich ist die US-Wirtschaft doch nicht so stark, wie Trump, die Fed und viele andere „Experten“ andauernd behaupten.

Das spiegelt der Einbruch der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 2,1 Prozent unmissverständlich wider – sie liegen damit am 19-Monats-Tief. In den nächsten Monaten dürften sie noch viel stärker nach unten rauschen, was die Rezessionssorgen der Investoren weiter schüren würde.

Fed bereitet Zinssenkungszyklus vor

Der Handelskrieg, die zunehmende Abkühlung der US-Wirtschaft und der zwischenzeitliche Kursrutsch beim S&P500 machen Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen zusehends nervös, weshalb sie begonnen haben eine Kehrtwende einzuleiten. Die Zeit als die Fed „geduldig“ sein wollte, geht rapide zu Ende – vielmehr dürfte die Fed schon sehr bald einen neuen Zinssenkungszyklus starten.

Das hat Powell zuletzt auf einer Rede signalisiert. Demnach werde die Fed „wie immer“ agieren, um das Wirtschaftswachstum aufrecht zu halten. Wenn Powell etwas Derartiges sagt, meint er allerdings, dass der US-Aktienmarkt wieder nach oben getrieben werden soll. Wer die Rede verfolgt hat, dem ist sofort klar geworden, dass Powell in der nächsten Krise nicht nur zu Nullzinsen und zum QE-Gelddrucken zurückkehren dürfte, sondern auch erstmals Strafzinsen einführen dürfte.

Dabei hat doch die Talfahrt der Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank gezeigt, welch verheerende Folgen Strafzinsen für die Geldhäuser haben. Das dürfte Powell allerdings nicht davon abhalten, in der nächsten Krise Strafzinsen einzuführen.

Erster Notenbanker fordert offen Zinssenkung

Vor Powell hatte bereits James Bullard, der Chef der Notenbank von St. Louis gesagt, dass eine „baldige“ Zinssenkung angemessen sein könnte. Bullard ist damit der erste US-Notenbanker, der offiziell eine Zinssenkung gefordert hat. Bullard können die Zinsen nie tief genug sein oder die Fed nie genügend Geld drucken – unglaublich!

Ins gleiche Horn wie Bullard stößt auch der Vize-Chef der Fed Richard Clarida. Clarida hat in einer Rede (gestern) einen zwar graduellen, aber deutlich sichtbaren Schwenk in der Fed-Kommunikation vollzogen. Er betonte merklich, dass die Fed bei anhaltend niedriger Inflation, globaler Wachstumsschwäche und/oder Stress an den Finanzmärkten ihre Geldpolitik (die bislang vor allem aus „Weiter so“ bestand) überdenken würde. Das ist im üblichen „Fed-Sprech“ schon ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Fed kurz davor ist, umzudenken“, schrieben die Analysten der Commerzbank.

Sinkender Dollar beflügelt den Goldpreis

Die Hoffnung auf baldige US-Zinssenkungen haben zuletzt für einen Kurssprung bei DAX und S&P500 gesorgt. Allerdings weiß niemand wie lange die Erholung am Aktienmarkt weitergehen wird. Zur Erinnerung: bei den vergangenen drei Rezessionen in den USA war die Wirtschaft jeweils drei Monate nach der ersten Zinssenkung in einer Rezession. Daher ist eine Zinssenkung nicht etwa etwas Tolles, sondern vielmehr die Bestätigung, wie schlecht es der US-Wirtschaft geht und damit wie riskant ein Engagement am Aktienmarkt ist.

Umso mehr beflügelt die Aussicht auf US-Zinssenkungen den Goldpreis, weil der Dollar deutlich den Rückwärtsgang einlegen könnte. Nachdem der Greenback seit Anfang Mai merklich gegenüber dem Yen nachgegeben hat, – was ein starkes Warnsignal für die weltweiten Finanzmärkte ist –, ist der Dollar zuletzt auch gegenüber dem Euro nach unten gedreht. Je schwächer der Dollar allerdings werden sollte, umso mehr sollte das dem Goldpreis Rückenwind geben.

Die Perspektiven für Gold werden von Tag zu Tag besser. Wenn die Fed schon bald die Zinsen senken und später zu QE-Gelddrucken zurückkehren sollte und sogar Strafzinsen einführen dürfte, wird das Fiat-Geld noch schneller an Kaufkraft verlieren als ohnehin schon in den vergangenen Jahrzehnten. Umso wichtiger ist es, einen Teil seines Finanzvermögens in Gold zu halten. Die weiterhin sehr günstigen Preise sind eine hervorragende Gelegenheit, um die Goldbestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.