Während der DAX und viele andere Aktienmärkte, wie aus den Emerging Markets, schon seit etlichen Monaten auf Talfahrt sind, hat sich S&P500 lange oben gehalten und erst zuletzt deutlich korrigiert. Damit wächst das Risiko erheblich, dass der Index den Märkten aus dem Rest der Welt nach unten folgt. In dem Umfeld sollte der Goldpreis kräftig zulegen.
An der Börse beginnt allmählich etwas Realität einzuziehen, das macht vielen DAX-Anlegern zurecht große Sorgen. Weil Investoren davon ausgegangenen sind, dass die US-Wirtschaft den Handelskrieg zwischen den USA und China deutlich besser überstehen könnte als exportabhängige Volkswirtschaften, wie China oder Deutschland, war der US-Aktienmarkt lange Zeit auf Rekordfahrt, während der DAX und der chinesische Aktienmarkt gemessen am Shanghai Shenzhen CSI300 Index eingebrochen sind.
Allmählich beginnt den Investoren allerdings zu dämmern, dass sich die US-Wirtschaft auf Dauer nicht von der deutlichen Konjunkturabkühlung im Rest der Welt abkoppeln kann. Wie soll das denn funktionieren? Liefern die US-Unternehmen ihre Produkte künftig etwa auf den Mond? Daher hat der S&P500 zuletzt eine kräftige Kehrtwende nach unten hingelegt, zumal die jüngsten Quartalszahlen, wie die des weltgrößten Herstellers von Baumaschinen Caterpillar, zeigen, dass sich die wegen der US-Strafzölle kräftig gestiegenen Rohstoffkosten bereits auf die Ergebnisse der US-Unternehmen niederschlagen. Daher haben Investoren kräftig den Verkaufsknopf gedrückt, weshalb der S&P500 um rund 7 Prozent unter das Rekordtief vom 20. September gerutscht ist. In dem Umfeld war der Goldpreis zuletzt auf rund 1.230 Dollar je Unze gestiegen, hatten doch Investoren während des Kursrutsches beim S&P500 Geld aus Aktien in Gold umgeschichtet.
Zinsanstieg belastet Immobiliensektor enorm
Das dürfte allerdings erst der Anfang der Talfahrt beim S&P500 sein, denn die US-Wirtschaft bekommt nicht nur den Handelskrieg, sondern auch die anhaltenden Zinserhöhungen der US-Notenbank kräftig zu spüren. Das ist ein enormes Problem für die privaten Haushalte, sind doch deren Schulden auf den Rekord von 15,4 Billionen Dollar gestiegen, während die Schulden der Unternehmen auf den Rekord von 14,8 Billionen Dollar nach oben geschossen sind.
Die Zinserhöhungen der Fed haben dazu geführt, dass die Zinsen für Hypothekenkredite auf Sieben-Jahres-Hochs gestiegen sind. Die Folge: viele Daten am Häusermarkt kollabieren, ich habe schon im März geschrieben, dass eine neue Krise am Häusermarkt heraufzieht. Das Problem ist: wie es dem Häusermarkt ergeht, so ergeht es auch der US-Wirtschaft insgesamt. Zuletzt sind die Verkäufe neuer Häuser im September um 5,5 Prozent gegenüber dem Vormonat auf eine Jahresrate von 553.000 Einheiten eingebrochen. Damit liegt der Absatz um 13,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau, das ist der größte Rückgang seit Mai 2011. Dass die Daten für August von 629.000 auf 585.000 drastisch nach unten korrigiert worden sind, sei nur am Rande erwähnt. Dass der Branchenindex der Hausbaufirmen S&P Homebuilders, mit Unternehmen wie Pulte, Lennar und D.R. Horton, auf Zwei-Jahres-Tiefs eingebrochen ist, sollte niemanden überraschen.
Aktien aus vielen zyklischen Branchen brechen ein
Neben dem Häusermarkt belasten die kräftig gestiegenen Zinsen auch den Automarkt. So sind die Aktien des größten US-Autobauers General Motors auf ein Zwei-Jahres-Tief eingebrochen, während jene der Nummer zwei Ford auf ein Neun-Jahres-Tief kollabiert sind. Glauben Sie wirklich, dass es der US-Wirtschaft gut geht, wenn die Aktien der Hausbau- und der Autofirmen kollabieren? Der US-Wirtschaft geht es ganz und gar nicht gut, vielmehr erinnert mich die Entwicklung an die Jahre 2007 und 2008 – es droht eine Rezession, wenn das Strohfeuer, das die Steuersenkung von US-Präsident Donald Trump verursacht hat, ausläuft.
Der Kurseinbruch einer Reihe anderer Aktien aus zyklischen, also konjunkturabhängigen, Sektoren sendet ebenfalls starke Warnsignale für den US-Aktienmarkt. Schauen Sie sich bitte den KBW Nasdaq Bank Index an, der die Kursentwicklung der US-Banken, wie JPMorgan oder Citigroup, abbildet. Er ist auf ein 13-Monats-Tief eingebrochen. Kaum ein Sektor ist zyklischer als die Banken, steigt doch bei einer Konjunkturabkühlung das Risiko, dass die Kreditausfälle deutlich steigen werden. Eine Branche, die ebenfalls extrem zyklisch ist, ist der Halbleitersektor. Wenn beispielsweise die Autohersteller eine schwächere Nachfrage verspüren, drosseln sie sofort die Chipbestellungen bei den Halbleiterfirmen. Zuletzt ist der Branchenindex Philadelphia Semiconductor Index auf ein 12-Monats-Tief eingebrochen.
Noch wird der Aktienmarkt von einigen Schwergewichten wie Apple oben gehalten. Allerdings sind die Technologiewerte der letzte Stützpfeiler für den S&P500. Wenn ich mir die Kursentwicklung der vergangenen Monate beim Amazon, Facebook und Netflix anschaue, schwant mir aber Böses. Ich gehe davon aus, dass die Technologieaktien – wenn die Unternehmen während der laufenden Quartalssaison keine sensationellen Zahlen vorlegen und einen hervorragenden Ausblick abgeben sollten – einbrechen dürften, und damit den Gesamtmarkt mit nach unten reißen sollten. In dem Umfeld dürften Investoren verstärkt Geld aus US-Aktien in Gold umschichten.
Die harten Zeiten für Gold-Fans dürften allmählich zu Ende gehen. Seit Jahresanfang hatte das Edelmetall Gegenwind vor allem vom Dollar, der gegenüber dem chinesischen Renminbi kräftig gestiegen ist, und damit den Goldpreis belastet hat. Dieser Faktor könnte bei einem Kurseinbruch am US-Aktienmarkt allerdings deutlich in den Hintergrund treten. Vielmehr könnten Investoren in dem Szenario in den sicheren Hafen Gold flüchten.