Der Kurseinbruch am US-Aktienmarkt dürfte US-Präsident Donald Trump ziemlich wütend machen. Nachdem er sich in den vergangenen Quartalen wiederholt selbst für die Rekordfahrt beim S&P500 gefeiert hat, weil sie angeblich auf seine Politik zurückzuführen sei, ist der Index zuletzt auf Sieben-Monats-Tiefs abgerutscht. Damit ist er nur noch zwei Prozent vom Zwölf-Monats-Tief entfernt. Dennoch tendiert der Goldpreis seit einigen Monaten lediglich seitwärts, weil er vom deutlich steigenden Dollar Gegenwind bekommt.
Der Kursrutsch am Aktienmarkt macht Investoren zusehends nervös, ist der S&P500 doch unter die 200-Tage-Linie von 2.760,7 Punkten gesunken, womit sich das charttechnische Bild erheblich verschlechtert hat. Zuletzt sind die Spekulanten geradezu aus US-Aktien geflüchtet. Daher sind die Wertpapierkredite an der New York Stock Exchange (NYSE) von September auf Oktober um herbe 40,5 Mrd. Dollar auf 607,6 Mrd. Dollar eingebrochen – das war der größte Rückgang seit November 2008, also wenige Wochen nach der Pleite von Lehman Brothers.
US-Wirtschaft ist auf dem Weg in die Rezession
Für mich gibt es nur einen Grund für die Talfahrt am US-Aktienmarkt: die heraufziehende US-Rezession. Heraufziehende Rezession, also ein Schrumpfen der Wirtschaft? Genau. Auf den ersten Blick sieht alles rosig aus für die US-Wirtschaft. Nach Trumps kräftiger Steuersenkung floriert die Wirtschaft, während die Arbeitslosenquote am 49-Jahres-Tief liegt. Viele Massenmedien „vergessen“ allerdings zu erwähnen, worauf all das beruht: auf einer gigantischen Schuldensause. So sind beispielsweise die Schulden der privaten Haushalte im dritten Quartal um herbe 219 Mrd. Dollar auf den Rekord von 13,5 Billionen Dollar gestiegen.
Zudem wird die Wirtschaft durch Vorzieheffekte deutlich angeschoben, weil viele US-Unternehmen noch schnell Produkte aus China einführen, schießen doch am 1. Januar 2019 die US-Strafzölle für chinesische Güter im Wert von 200 Mrd. Dollar von 10 auf 25 Prozent nach oben. Je mehr Produkte die USA aber frühzeitig aus China importiert, umso größer wird die Lücke aber ab Januar 2019 sein.
Immobilienblase ist geplatzt
Das ist das letzte was die US-Wirtschaft gebrauchen kann, brodelt doch die Lage hinter der schönen Fassade gewaltig. Nachdem die Zinsen für Hypothekenkredite auf Sieben-Jahres-Hochs gestiegen sind, und damit die Hypothekenschuldner enorm belasten, ist die Blase am Immobilienmarkt geplatzt, weshalb die Aktien der Hausbaufirmen, gemessen am S&P Homebuilders Index, auf Zwei-Jahres-Tiefs eingebrochen sind. Wenn es der US-Wirtschaft angeblich so gut geht, wie Trump und Fed-Chef Jay Powell bei jeder Gelegenheit behaupten, warum sind dann die Papiere der Hausbaufirmen kollabiert?
Viele Investoren wissen, dass dieser Sektor einer der wichtigsten Frühindikatoren für die gesamte Wirtschaft ist – so wie es den Hausbaufirmen ergeht, so ergeht es früher oder später der Gesamtwirtschaft. Weil die US-Privatwirtschaft, also private Haushalte und Unternehmen, viel mehr Schulden haben als jemals zuvor, reagiert die Privatwirtschaft viel stärker auf einen Zinsanstieg als jemals zuvor. Wie sollte es auch anders sein? Dass der Autosektor ebenfalls enorm unter den kräftig gestiegenen Zinsen leidet, sollte ebenfalls niemanden überraschen. Deswegen sind neben den Aktien der Hausbaufirmen auch jene der Autohersteller General Motors und Ford eingebrochen. Das sind starke Warnsignale. Mich erinnert die US-Wirtschaft bedenklich an das Jahr 2008, als der Häuser- und der Automarkt eingebrochen waren und die Wirtschaft mit in den Abgrund gerissen haben.
US-Anleihenmarkt sendet starke Warnsignale
Dass sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft deutlich eingetrübt haben, zeigt der Anleihenmarkt unmissverständlich. So sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit 3,05 Prozent auf das Niveau vom 18. September gesunken, obwohl die Fed die Leizinsen am 26. September um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) angehoben hat und es für viele Investoren ausgemachte Sache ist, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 19. Dezember erneut die Zinsen anheben wird. Dennoch steigen die Zinsen für zehnjährige Anleihen nicht. Bemerkenswert, oder?
Gleichzeitig ist der Zinsaufschlag für zehnjährige gegenüber zweijährigen Anleihen auf 24 Basispunkte abgerutscht, und liegt damit nur noch wenige Basispunkte vom Elf-Jahres-Tief entfernt. Trotz der Propaganda in vielen Massenmedien schätzt der Anleihenmarkt die Perspektiven für die US-Wirtschaft als so schlecht ein wie seit fast elf Jahren nicht mehr! Wenn man von den Zinsen für zehnjährige jene für zweijährige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente übrig.
Zinsen für US-Unternehmensanleihen schießen nach oben
Diese Sorge der Investoren hat zuletzt zusehends den Markt für Unternehmensanleihen belastet. So sind die Zinsen für High Yield-Anleihen (kurz HY, Ramschanleihen), also Papiere von Firmen mit hoher Verschuldung, seit Anfang Oktober um herbe 100 Basispunkte auf 7,16 Prozent nach oben geschossen – eine enorme Bewegung für einen Zeitraum von weniger als zwei Monaten. Im gleichen Zeitraum ist der Zinsaufschlag gegenüber Staatsanleihen um 100 Basispunkte auf 425 Basispunkte nach oben geschossen – da brennt die Hütte. Die Begründung: wenn die US-Wirtschaft schwächelt trifft es die hochverschuldeten Firmen am Stärksten – deshalb ist der steigende Zinsaufschlag so bedenklich.
Der Zinsanstieg am 1,2 Billionen Dollar schweren Markt für High Yield-Anleihen infiziert zusehends den 5,1 Billionen Dollar schweren Markt für Investment Grade-Anleihen (IG). Dort sind zuletzt die Zinsen auf 4,75 Prozent gestiegen, der Zinsaufschlag gegenüber Staatsanleihen ist auf 175 Basispunkte geklettert. Ich gehe davon aus, dass die Lage in den nächsten Monaten deutlich eskalieren wird und die Zinsen sowohl für HY-, als auch für IG-Anleihen weiter kräftig steigen werden. Die zunehmenden Zinsbelastungen bedeuten, dass viele US-Unternehmen kräftig auf die Ausgabenbremse treten werden, gerade bei den Investitionen.
Das wird die US-Wirtschaft enorm belasten, während gleichzeitig die steigenden Zinsen für Hypotheken- und Autokredite die Verbraucher schwer in die Bredouille bringen werden. Wie soll in dem Umfeld die US-Wirtschaft einer Rezession entgehen? Gar nicht, ich bin weiterhin der Überzeugung, dass die Wirtschaft im Sommer 2019 in der Rezession sein wird. Genau diese Aussicht beginnt der S&P500 meiner Meinung nach seit Anfang Oktober einzupreisen, völlig egal, ob sich der Index zwischendurch mal zwei oder drei Tage erholt, oder nicht.
Bislang steckt der Goldpreis zwar noch in der Zwickmühle. Einerseits bekommt er Rückenwind vom Kursrückschlag am US-Aktienmarkt, andererseits hat er Gegenwind vom steigenden Dollar. Ich erwarte allerdings, dass sich die Talfahrt beim S&P500 wegen der heraufziehenden Rezession in den nächsten Monaten deutlich beschleunigen dürfte. In dem Szenario sollten Investoren verstärkt Geld in Gold umschichten, selbst wenn der Dollar weiter steigen sollte. Wegen der zahlreichen Belastungsfaktoren, wie dem Handelskrieg zwischen den USA und China, oder der Sorge um die US-Konjunktur, sind die Risiken für die Weltwirtschaft und damit für das weltweite Finanzsystem größer als jemals zuvor. Umso wichtiger ist es, mindestens 10 oder 15 Prozent seines Finanzvermögens in physischem Gold zu halten. Jetzt ist die Zeit, um die Bestände aufzustocken.