Die Panik ist an die Börsen zurückgekehrt. Zuletzt sind S&P500 und DAX eingebrochen, während der Goldpreis etwas gestiegen ist und nur noch um wenige Prozent unter den Fünf-Jahres-Hochs notiert. Ausgelöst wurde der Kursrutsch am Aktienmarkt von Konjunkturdaten aus Deutschland und der Eurozone, die darauf hindeuten, dass Deutschland und die Eurozone zügig auf dem Weg in eine Rezession sein dürften, weshalb der Euro gegenüber dem Dollar in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit Juni 2017 eingeknickt ist.

So war der Einkaufsmanagerindex für die Industrie Deutschlands im März 2019 von 47,6 Punkte auf 44,7 Punkte eingebrochen – das war ein 79-Monats-Tief. Damit ist er noch weiter unter die Marke von 50 Punkten gesunken und zeigt damit eine immer stärkere Schrumpfung des Industriesektors hierzulande an.

In dem Umfeld flüchten Investoren in Bundesanleihen, weshalb die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen auf minus 0,02 Prozent eingebrochen sind. Damit liegen sie zum ersten Mal seit September 2016 unter der Nulllinie und sind damit auf dem Weg zu den Rekordtiefs vom Juli 2016 bei minus 0,2 Prozent. Welcher Irrwitz – man leiht dem Staat für zehn Jahre Geld und zahlt ihm dafür auch noch Strafzinsen – unglaublich, was die EZB mit ihrem jahrelangen Gelddrucken angerichtet hat! Ich gehe davon aus, dass die Rekordtiefs bei den Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen schon sehr bald unterschritten werden.

Deutschland ist auf dem Weg in eine Rezession

Wenn es der für die deutsche Wirtschaft so wichtigen Branche allerdings so schlecht geht, dann ist das Risiko groß, dass die Wirtschaft insgesamt im ersten Quartal geschrumpft sein dürfte. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft schon bald in eine Rezession abrutscht, nachdem die Konjunktur im vierten Quartal stagniert hatte und damit nur haarscharf an einer Rezession vorbeigeschliddert war.

Viele Experten haben lange Zeit behauptet, dass der Industriesektor insgesamt vor allem unter der Schwäche der Autoindustrie leide, weil sie Probleme mit der Umstellung auf das neue WLTP-Abgastestverfahren gehabt habe. Der jüngste Einkaufsmanagerindex deutet allerdings daraufhin, dass nicht nur die Autoindustrie in einer Krise ist, sondern dass die weltweite Nachfrage nach deutschen Industriegütern insgesamt sehr schwach ist, weil die Nachfrage den Handelskrieg zwischen den USA und China, die schwache Konjunktur in China, die Rezession in Italien und die Unsicherheit vor dem Brexit erheblich zu spüren bekommt.

Besorgniserregend ist zudem, dass der Einkaufsmanagerindex für die Industrie der Eurozone im März von 49,3 Punkten auf 47,6 Punkte eingeknickt ist – das ist ein 71-Monats-Tief. Damit zeigt dieser Indikator ebenfalls ein Schrumpfen an, während entgegen den Beteuerungen vieler Daueroptimisten kein Ende der Talfahrt in Sicht ist.

Ergebnisse der Fed-Sitzung beunruhigen Investoren

Zunehmend Sorge bereitet Investoren zudem, dass sich auch die US-Wirtschaft stark abgekühlt hat und rapide auf dem Weg in eine Rezession sein dürfte. Genau diese Angst hat die US-Notenbank mit ihren jüngsten Maßnahmen geschürt. Ich hatte sie in den vergangenen Quartalen wiederholt gewarnt, dass die US-Wirtschaft keineswegs stark ist, sondern nur mit einer zeitlichen Verzögerung von wenigen Monaten auf die Schwäche der Weltwirtschaft reagieren wird, weil die US-Wirtschaft im Verhältnis zu vielen anderen Volkswirtschaften nur wenig exportiert.

Daher hat die Fed bei der jüngsten Sitzung angekündigt, dass sie in diesem Jahr die Zinsen nicht anheben will. Zudem werden ab Mai die Verkäufe von Staatsanleihen von 30 auf 15 Mrd. Dollar pro Monat halbiert. Damit entzieht die Fed dem Finanzkreislauf und damit der Wirtschaft künftig weniger Geld, was einer Lockerung der Geldpolitik entspricht.

Zudem soll der Abbau der Bilanzsumme, also die Verkäufe von Staats- und Hypothekenanleihen insgesamt im September eingestellt werden. Ab Oktober will die Fed dann das Geld aus alten auslaufenden Hypothekenanleihen im Volumen von bis zu 20 Mrd. Dollar pro Monat in Staatsanleihen investieren. Damit will die Fed die Zinsen für Staatsanleihen nach unten drücken und so die schwer angeschlagene Wirtschaft ankurbeln.

US-Zinsen senden starke Warnsignale

Die Investoren haben das Signal der Fed sehr gut verstanden, sind die Anleger doch daraufhin in US-Staatsanleihen geflüchtet, woraufhin die Zinsen für zehnjährige Anleihen zuletzt auf 2,44 Prozent kollabiert sind, das ist das niedrigste Niveau seit Dezember 2017. Das schürt die Sorgen der Investoren vor einer Rezession, zumal der Zinsaufschlag für zehnjährige Anleihen gegenüber zweijährigen auf nur mehr 13 Basispunkte (0,13 Prozentpunkte) kollabiert ist. Damit liegt er in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit August 2007.

Das zeigt, dass der Anleihenmarkt die Perspektiven für die US-Wirtschaft als so schlecht einschätzt, wie seit mehr als elf Jahren nicht mehr. Wenn man von den Zinsen für zehnjährige Anleihen jene für zweijährige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente übrig.

Investoren befürchten, dass die Zinsen für zehnjährige Anleihen schon bald unter jene für zweijährige sinken dürften, womit die Zinsstrukturkurve invers wäre. Das wäre ein sicheres Signal für eine Rezession – vor den vergangenen neun Rezessionen in den USA war diese Zinsstrukturkurve immer invers.

Großes Kopfzerbrechen bereitet Investoren, dass die Zinsstrukturkurve bei zehnjährigen Anleihen gegenüber dreimonatigen am vergangenen Freitag bereits invers geworden ist. Das ist ebenfalls ein starkes Rezessionssignal. In den vergangenen 50 Jahren war diese Zinsstrukturkurve sechs Mal invers, zuletzt in den Jahren 1989, 2000 und 2006, und jedes Mal ist die Wirtschaft unweigerlich in eine Rezession abgerutscht – zuletzt 1990, 2001 und 2008. Im Schnitt hat es 311 Tage gedauert zwischen dem ersten Tag der Inversion und dem Beginn der Rezession.

Den Dollar im Auge behalten

Ich habe Ihnen in den vergangenen Monaten wiederholt geschrieben, dass die US-Wirtschaft im Sommer in eine Rezession abrutschen dürfte. Was das für eine hochverschuldete Volkswirtschaft wie die der USA bedeutet, kann sich jeder von Ihnen leicht ausmalen. Und welch massive Folgen das für die hochverschuldete Weltwirtschaft und damit eine exportabhängige Wirtschaft, wie die deutsche hat, ebenfalls. In dem Umfeld könnte es zu einem Einbruch am weltweiten Aktienmarkt kommen, während der sichere Hafen Gold sehr gefragt sein dürfte.

Ein stärkerer Anstieg des Goldpreises ist zuletzt nur dadurch verhindert worden, weil der Dollar ein wenig gestiegen ist, weil Investoren in Krisenzeiten reflexartig zum Dollar greifen. Entgegen der Erwartung vieler Experten könnte der Dollar allerdings bald nach unten drehen, wenn die Fed beginnen sollte die Zinsen zu senken und eine neue QE-Gelddruckrunde zu starten. Das würde den Goldpreis deutlich beflügeln.

Die Perspektiven für Gold sind besser als je zuvor. Entgegen den Beteuerungen vieler Experten dürften etliche Volkswirtschaften, wie Deutschland, die Eurozone und die USA, auf dem Weg in eine Rezession sein. Damit würde die weltweite, gigantische Schuldenblase platzen, was verheerende Folgen für die Weltwirtschaft haben würde.

In dem Umfeld dürften viele Länder versuchen ihre jeweilige Währung dramatisch abzuwerten, um sich Vorteile im Export zu verschaffen. Damit wird das weltweite Fiat-Geld noch schneller an Wert verlieren als in den vergangenen Jahrzehnten ohnehin schon, wie der Kursanstieg des Goldpreises auf Basis vieler Währungen klar zeigt. In der heraufziehenden Krise sollte der sichere Hafen Gold sehr gefragt sein. Es sollte sich daher für Sie lohnen, Ihre Goldbestände weiter aufzustocken, zumal der Euro gegenüber dem Dollar auf Talfahrt bleiben dürfte.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.