Die US-Notenbank (Fed) hatte am Mittwoch, den 30.10.19 den Leitzins zum dritten Mal in den letzten vier Monaten um 25 Basispunkte auf 1,75 % gesenkt. Die Markterwartung für diesen Schritt lag zuletzt bei 99 % und immer dann, wenn sich die Märkte derart einig waren, hatte die Fed auch geliefert. Powell sagte, dass die Zinsen auf diesem Niveau pausiert werden.

Fed Funds Rate vs. EZB Hauptrefinanzierungssatz

Die US-Notenbank senkte zum dritten Mal den Leitzins auf 1,75 %.

Damit ist ein weiterer Zinsschritt zur Notenbanksitzung am 11. Dezember unwahrscheinlich geworden und selbst eine weitere Zinssenkung vor den US-Wahlen Mitte 2020 ist nun fraglich. Man behauptet, die Zinsen gesenkt zu haben, um den Risiken der schwächelnden Weltwirtschaft und dem Handelskrieg der USA mit China zu begegnen. Nun ist man der Meinung, die Zinsschritte und die Eingriffe am Repo-Markt würden ausreichen, damit die US-Wirtschaft weiter wachsen könne. Man würde jetzt weitere Entwicklungen genau beobachten und ggf. den geplanten Pfad anpassen, wenn sich die Lage ändern sollte. Man erwartet einen starken Arbeitsmarkt und starken Konsum, wobei man anerkennt, dass die Investitionen schwach sind. lässt man die Tür für weitere monetäre Lockerungen offen.

Wegen der Liquiditätskrise am Repo-Markt hatte die Fed kurzfristig fast 300 Mrd. Dollar in die Märkte gepumpt, was letztlich das Vertrauen in den Dollar unterminieren und Inflation erzeugen wird. Dies wird wiederum zu steigenden Zinsen führen, was das Platzen der Blase am Anleihenmarkt nach sich ziehen muss. Selbst das hatte Powell indirekt in seiner Rede am 30.10. thematisiert, als er steigende Inflationsraten und steigende Zinsen voraussah und klarstellte, dass man erst bei einem signifikanten Anstieg der Teuerungsrate über Zinsanhebungen nachdenken würde. Damit sagt er, dass die offizielle Inflationsrate erst sehr stark, womöglich über 5 % oder noch höher ansteigen müsse, bevor man überhaupt über Zinsanhebungen nachdenken würde. Diese Aussage zeigt, dass die US-Notenbank ganz genau weiß, wohin die Reise gehen wird, und dass die Stagflation das wirtschafts- und geldpolitische Umfeld der nächsten Dekade sein wird.

Der Aktienmarkt vernichtete am Donnerstag, den 31.10.19 seine Gewinne kurzzeitig, die aus der Zinssenkung entstanden – nachdem Bloomberg berichtete, dass China an einem langfristigen Handelsdeal mit Präsident Trump zweifeln würde. Nur einen Tag nachdem die Zinssenkung die Aktienmärkte auf ein neues Allzeithoch hievte, hatte diese Meldung wieder zu einer Flucht in sichere Häfen geführt. Der Aktienmarkt gab seine Gewinne wieder ab und der Dollar fiel, während Gold, Anleihen und der Yen gesucht waren und stiegen. Die Chinesen sagten, dass sie besorgt bleiben, aufgrund Trumps impulsiver Natur und dem Risiko, dass er selbst bei einem begrenzten Handelsdeal, den man in den kommenden Wochen unterzeichnen wolle, einen Rückzieher machen könnte. Eine Stunde vor dieser Bloomberg-Meldung hatten die Chinesen jedoch bekanntgegeben, dass die Verhandlungen gut voranschreiten und die Teams eng zusammenarbeiten würden. Reuters hatte berichtet, dass Beijing die Zölle auf US-Agrargüter lockern könnten, sodass der Weg frei für Käufe in Höhe von 50 Mrd. Dollar wäre. Bloomberg und Reuters widersprachen sich. In den kommenden Wochen genügt ein Trump-Tweet, um die Märkte in eine neue Richtung zu bewegen.

US-Aktienmarkt S & P 500

Der US-Aktienmarkt erreichte ein neues Allzeithoch.

Am Freitag, den 01.11. kamen die US-Arbeitsmarktdaten für den Oktober heraus, die mit 128.000 neu geschaffener Stellen außerhalb der Landwirtschaft über den Erwartungen lagen, was den Aktienmarkt nach oben hievte und den Goldpreis auf 1.504 USD leicht korrigieren ließ. Kurze Zeit später erholte sich der Goldpreis bereits wieder. Mit einem schlechter als erwarteten ISM-Einkaufsmanagerindex zeigte der Aktienmarkt kurz Schwäche. Letztlich wogen die guten Arbeitsmarktdaten und die Zinssenkung in den USA mit einem positiven Ausblick auf die US-Wirtschaft schwerer, sodass die US-Aktienindizes mit neuen Allzeithochs ins Wochenende gingen. Dies bremste die Erholung des Goldpreises, wobei alle Edelmetalle Stärke zeigten. Niedrigere Zinsen, QE-Programme der Fed und EZB treiben nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch den Goldpreis nach oben, was normal in einer Stagflation ist. In diesem Umfeld gibt es wenig Korrekturpotenzial für die Edelmetalle sowie die Aktienmärkte, die sich in den kommenden Monaten weiter auf hohem Niveau halten werden. Einen Crash am Aktienmarkt halten wir aufgrund der geldpolitischen Eingriffe für sehr unwahrscheinlich. Bis zu den US-Wahlen Mitte nächsten Jahres könnte hingegen noch einmal ein positives Konjunkturumfeld gezeichnet werden, was zu einer leicht begrenzten Korrektur der Edelmetallpreise führen könnte. In der zweiten Jahreshälfte des nächsten Jahres erwarten wir nach den US-Wahlen jedoch einen deutlichen Anstieg über den langfristigen Widerstand bei 1.550 USD im Gold.

Goldpreisentwicklung seit 2017

Aufgrund der neuerlichen QE-Programme hält sich der Goldpreis bis dato noch auf hohem Niveau.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.