Goldpreis schießt auf Sechs-Jahres-Hoch nach oben

US-Präsident Donald Trump hat ein Börsenbeben ausgelöst. Trump hat am Donnerstagabend angekündigt, dass ab 1. September Strafzölle von 10 Prozent auf chinesische Güter im Wert von 300 Mrd. Dollar eingeführt werden, die bisher noch nicht mit Strafzöllen belegt werden. Nach Trumps Ankündigung ist der Handelskrieg weiter eskaliert, woraufhin S&P500, DAX und der Ölpreis eingebrochen sind, während Investoren in US-Staatsanleihen und Gold geflüchtet sind, woraufhin deren Kurse deutlich gestiegen sind.

Heute Morgen hat China zurückgeschlagen und den Renminbi auf mehr als sieben Renminbi je Dollar abgewertet – das ist das niedrigste Niveau seit Frühjahr 2008 – und gleichzeitig seinen Unternehmen verboten, US-Agrarprodukte zu importieren. Damit weitet sich der Handelskrieg zum Währungskrieg aus, womit sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft und die US-Wirtschaft weiter rapide eintrüben.

In dem Umfeld brechen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 1,75 Prozent ein – das ist das niedrigste Niveau seit Oktober 2016, also kurz vor Trumps Wahlsieg. Gleichzeitig schießt der Goldpreis auf knapp 1.460 Dollar je Unze noch oben, das ist der höchste Wert seit Mai 2013. Gold ist als sicherer Hafen sehr gefragt.

Trump will Fed zu massiven Zinssenkungszyklus zwingen

Dass der US-Präsident seine Ankündigung weniger als 24 Stunden nach der Fed-Sitzung vom 31. Juli gemacht hat, ist absolut kein Zufall. Nachdem Fed-Chef Jay Powell nach der Zinssenkung um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) gesagt hatte, das sei nur eine „Anpassung in der Mitte des Zyklus“ und damit versucht hatte, die Hoffnung auf einen massiven Zinssenkungszyklus zu zerstreuen, woraufhin die Börsen eingebrochen waren, zwingt Trump nun Powell dazu, genau jenen massiven Zinssenkungszyklus durchzuführen.

Denn Powell selbst hatte gesagt, gerade eine Eskalation des Handelskriegs wäre ein Grund für weitere Zinsreduktionen der Fed, um sich gegen eine weitere Abkühlung der US-Wirtschaft zu stellen. Trump dürfte darauf setzen, dass bei anhaltenden US-Zinssenkungen die Rekordfahrt am Aktienmarkt weitergehen könnte, selbst wenn die Wirtschaft in eine Rezession abrutschen sollte. Das dürfte allerdings ein gewaltiger Trugschluss sein, wie die jüngsten Börsenreaktionen klar gezeigt haben.

Nach der Eskalation des Handelskriegs ist es für viele Investoren ausgemachte Sache, dass es bei der nächsten Fed-Sitzung am 18. September zur nächsten Zinssenkung um 25 Basispunkte kommen wird. Zudem gehen viele Anleger davon aus, dass bei der Sitzung am 11. Dezember der nächste Schritt nach unten folgen dürfte. Damit würde das Umfeld für Gold immer besser werden.

US-Wirtschaft schwächelt zusehends

Durch Trumps Ankündigung trüben sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft weiter ein, womit die von mir vorhergesagte Rezession immer schneller näher rücken sollte. Zwar haben viele Massenmedien den jüngsten Arbeitsmarktbericht gefeiert, weil im Juli laut den offiziellen Zahlen angeblich 164.000 Jobs geschaffen worden sein sollen.

Dass die Zahlen für Mai und Juni um insgesamt 41.000 Jobs nach unten korrigiert worden sind, ist dabei allerdings etwas untergegangen. Damit ist der Drei-Monats-Schnitt von 140.000 der niedrigste Wert seit fast zwei Jahren. Geradezu besorgniserregend sind zudem die Zahlen zu den Industrieaufträgen. Sie waren im Juni um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, das war der zweite Rückgang in Folge. Wie passen denn diese Daten zu Trumps Behauptung, dass es der US-Wirtschaft besser gehe als je zuvor? Überhaupt nicht – Trumps Behauptung ist Fake News.

US-Zinsen senden starkes Rezessionssignal

Wenn es nicht schnell eine Lösung im Handelskrieg gibt, werden die US-Unternehmen ihre Investitionen kürzen und innerhalb weniger Monate anfangen, Mitarbeiter abzubauen. In dem Umfeld sollte sich die Talfahrt bei den US-Zinsen beschleunigen.

Nach dem Einbruch liegen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um 29 Basispunkte unter den Zinsen für dreimonatige Anleihen, womit diese Zinsstrukturkurve seit mehr als zwei Monaten invers ist. Das ist das niedrigste Niveau seit August 2007. Der Anleihenmarkt schätzt also die Perspektiven für die US-Wirtschaft als so schlecht ein, wie seit zwölf Jahren nicht mehr!

Die Notenbank von New York hat selbst wiederholt betont, dass diese inverse Zinsstrukturkurve ein starkes Signal für eine heraufziehende Rezession sei. Indem man von den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen jene für dreimonatige abzieht, entfernt man die Zinskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente der US-Wirtschaft übrig. Die US-Zinsen schreien also ganz laut Rezession!

Zinsen für Bundesanleihen brechen auf Rekordtiefs ein

Mit der Eskalation des Handelskriegs trüben sich auch die Perspektiven für die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft enorm ein, weshalb die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen auf das Rekordtief von minus 0,53 Prozent kollabiert sind. Gleichzeitig sind selbst die Zinsen für 30-jährige Bundesanleihen unter die Nulllinie gerutscht und liegen bei minus 0,05 Prozent – welch ein Irrwitz! Damit gibt es keine einzige Bundesanleihe ohne Strafzinsen mehr.

Damit wird das Umfeld für Gold allerdings immer besser. Investoren haben die Wahl: immer tiefere Strafzinsen auf Bundesanleihen zu akzeptieren, wahrscheinlich schon bald minus 0,75 Prozent oder minus 1,0 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen. Oder einen größeren Teil ihres Finanzvermögens in Gold zu investieren, womit man Strafzinsen umgehen kann. Mir fällt da die Entscheidung ziemlich leicht.

Inzwischen ist das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen auf den Rekord von umgerechnet 14 Billionen Dollar gestiegen. Da der Handelskrieg noch lange anhalten und noch mehr eskalieren dürfte, zumal Trump gesagt hat, er könne noch viel höhere Strafzinsen auf chinesische Produkte verhängen, sollte das Anleihevolumen mit Strafzinsen auf immer neue Rekordwerte nach oben schießen. In dem Szenario sollte sich der Aufwärtstrend des Goldpreises beschleunigen.

Gold ist unverzichtbar

Das Umfeld für Gold ist besser als je zuvor und verbessert sich von Tag zu Tag weiter. Ich erwarte, dass die Fed einen massiven Zinssenkungszyklus durchführen und ein neues, gigantisches QE-Gelddruckprogramm auflegen dürfte. Das sollte die Zinsen nicht nur in den USA, sondern auch im Rest der Welt auf neue Rekordtiefs drücken.

Weil die EZB ihrerseits die Zinsen weiter nach unten schleusen und ebenfalls ein großes QE-Gelddruckprogramm auflegen dürfte, sollte sich die Talfahrt des Euro gegenüber dem Dollar fortsetzen. Daher ist der Goldpreis zuletzt mit knapp über 1.300 Euro je Unze auf das höchste Niveau seit Dezember 2012 geklettert. Damit liegt er nur noch um rund fünf Prozent unter dem Spitzenwert vom September 2012, er dürfte schon bald in Angriff genommen werden. Ich rate Ihnen daher weiterhin Ihre Goldbestände aufzustocken, um sich gegen den Irrwitz der Notenbanken und die Talfahrt des Euro zu schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.