Trotz des zwischenzeitlichen Kursrückgangs schweben der DAX und der weltweite Aktienmarkt weiterhin in sehr luftigen Höhen – dabei trüben sich vor allem wegen dem Handelskrieg die Perspektiven für die Weltwirtschaft von Tag zu Tag ein, womit das Risiko wächst, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession abrutscht. Eine Rezession der Weltwirtschaft liegt vor, wenn das Wachstum auf weniger als zwei Prozent zurückgeht. Dabei würde die gigantische Schuldenblase platzen.

Zwar ist der Goldpreis zuletzt kaum vom Fleck gekommen, allerdings bessert sich das Umfeld für das Edelmetall rapide. Es genügt daher nur der kleinste Funke, damit die Notierung kräftig nach oben dreht.

Zur Erinnerung: Der weltweite Schuldenberg ist laut dem Branchenverband Institute of International Finance (IIF) im vergangenen Jahr um umgerechnet 3,3 Billionen Dollar auf den Rekord von horrenden 248 Billionen Dollar gestiegen. Das sind 317 Prozent der jährlichen Leistung der Weltwirtschaft, was in der Nähe des Rekordhochs liegt. Das ist eine enorme Last für die Weltwirtschaft.

Gefahr eines ungeordneten Brexits wächst

Wie sehr sich die Aussichten für die Weltwirtschaft verschlechtern, können Sie überall in den Medien verfolgen. Am vergangenen Freitag hat die britische Premierministerin Theresa May ihren Rücktritt für den 7. Juni angekündigt. Bei den Wettbüros in England ist es ausgemachte Sache, dass der Brexit-Hardliner Boris Johnson der Nachfolger von May werden wird.

Johnson hat wiederholt betont, dass ein ungeordneter Brexit für Großbritannien kein Unglück wäre, allerdings sind die englische Notenbank und das Finanzministerium anderer Ansicht. Dennoch stiege bei einer Ernennung Johnsons zum Premierminister die Wahrscheinlichkeit für einen ungeordneten Brexit, was für die Wirtschaft der Eurozone und gerade die deutsche eine sehr schlechte Nachricht wäre. Schließlich hat Deutschland im vergangenen Jahr Güter im Wert von 82 Mrd. Euro nach Großbritannien exportiert, womit das Land der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands war.

Handelskrieg dürfte lange andauern

Noch viel schlechter als diese Nachricht ist die anhaltende Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China, inzwischen kommt man mit den täglichen Meldungen kaum mehr hinterher. Nachdem die USA zuerst versucht hat, die Exporte Chinas in die USA durch immer neue Strafzölle zurückzudrängen – während Trump mit Strafzöllen von 25 Prozent auf Güter im Wert von herben 325 Mrd. Dollar droht – will er nun die Exporte von US-Technologie, gerade aus dem Halbleiterbereich, nach China stark drosseln und so den Aufstieg Chinas zur führenden Wirtschafts- und Technologiemacht unter allen Umständen verhindern.

Wie soll es in dem Umfeld eine Einigung im Handelskrieg geben? Das wird es meiner Meinung nach nicht geben, vielmehr bereitet sich China auf einen langanhaltenden Konflikt vor. Zuletzt hat der chinesische Präsident Xi Jinping bei einem Besuch eines Werks für Seltene Erden in der Provinz Jiangxi die Chinesen zu einem „neuen Langen Marsch“ aufgerufen. In Jiangxi hatte die Rote Armee ihren Langen Marsch im Jahr 1934 gestartet.

Trotz Trumps gegenteiliger Tweets und Aussagen, die nur den einzigen Sinn haben, den S&P500 nach oben zu treiben, dürfte der Handelskrieg weiter eskalieren, womit sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft weiter eintrüben. Nachdem viele Experten lange Zeit behauptet hatten, dass eine Einigung im Handelskrieg nur eine Frage der Zeit sei, schwenken jetzt viele Finanzprofis zusehends um und betrachten plötzlich einen langanhaltenden Handelskrieg als ihr Basis-Szenario. Das ist bei einem S&P500, der nur vier Prozent unter dem Rekordhoch notiert, allerdings keineswegs eingepreist. Umso wichtiger dürfte Gold in den nächsten Monaten als sicherer Hafen werden.

In China wachsen die Ressentiments gegen die USA

China schlägt zurück und führt zum 1. Juni Strafzölle von 5 bis 25 Prozent auf US-Güter im Wert von 60 Mrd. Dollar ein. Zudem werden US-Unternehmen in China mit einer Reihe nichttarifärer Handelshemmnisse belastet. Da dauert beispielsweise die Kontrolle bei der Einfuhr von US-Gütern deutlich länger als zuvor oder das Erteilen von Lizenzen. So bremst China die US-Firmen kräftig aus.

Die ersten chinesischen Unternehmen haben ihren Mitarbeitern bereits den Kauf von US-Produkten, wie iPhones verboten und bei Verstößen mit der Entlassung gedroht. Welche Folgen der Handelskrieg auf die Exportwirtschaft der USA und gerade auf Apple haben dürfte, kann sich daher jeder selbst ausrechnen. Das sind verheerende Nachrichten für die zwei größten Volkswirtschaften der Welt und damit die Weltwirtschaft.

Handelskrieg weitet sich zu einem weltweiten aus

Es kommt allerdings noch schlimmer. Trump denkt darüber nach, Strafzölle auf Produkte aus Ländern einzuführen, deren Währung unterbewertet sei, die die Länder also nach unten manipuliert hätten, um sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Deren Währungsabwertung belaste verschiedene US-Sektoren. Welche Länder dürften dabei ganz oben auf der Agenda stehen? Vor allem China und Deutschland. Dass Deutschland den Euro gar nicht nach unten manipuliert hat, sondern EZB-Chef Mario Draghi mit seinem irrwitzigen QE-Gelddrucken, ficht Trump nicht an.

Wie sehr sich in dem Umfeld die Perspektiven für die US-Wirtschaft eingetrübt haben, zeigt der Einbruch der Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen unmissverständlich an. Mit 2,32 Prozent liegen sie auf dem niedrigsten Niveau seit November 2017. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten Monaten noch viel stärker abwärts gehen wird, weil die Investoren bei zunehmenden Konjunktursorgen in US-Staatsanleihen flüchten werden, womit ihre Kurse steigen und die Zinsen im Gegenzug sinken.

Trotz der zunehmend schlechter werdenden Perspektiven für die Weltwirtschaft setzen viele Investoren weiterhin auf Aktien, weil die Anleger der Überzeugung sind, dass entweder Trump  bei einem Kurseinbruch beim S&P500 zurückrudern und sich mit den Chinesen einigen wird oder dass die Fed trotz einer möglicherweise heraufziehenden Rezession den Aktienmarkt oben halten kann.

Hingegen gehe ich davon aus, dass der Handelskrieg in den nächsten Monaten weiter eskalieren und sich vielmehr zu einem weltweiten ausweiten wird, weil auch andere Länder, wie Deutschland, mithineingezogen werden. Damit bleiben die Notenbanken als einzige Stütze für den Aktienmarkt übrig, womit er sich immer weiter von den Fundamentaldaten entfernt. Damit wächst das Risiko, dass es zu einem Kurseinbruch kommt.

In einem derartigen Umfeld wird Gold als Absicherung gegen eine Wirtschaftskrise und mögliche Turbulenzen am Aktienmarkt immer wichtiger, denn die weltweiten Notenbanken dürften im Krisenfall die Geldpressen viel schneller anwerfen und viel stärker laufen lassen als derzeit viele Anleger erwarten. Dabei wird das Fiat-Geld noch stärker entwertet werden als in den vergangenen Jahrzehnten ohnehin schon, während die tatsächliche Inflationsrate viel höher ist als die offiziell ausgewiesene. Zudem schützt Gold gegen eine anhaltende Talfahrt des Euro. Jetzt ist die Zeit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.