Die USA und China haben sich auf einen „Phase-1-Deal“ geeinigt, zu dem es allerdings hauptsächlich unerfreuliche Details gibt. Gleichzeitig hat Boris Johnson bei der Wahl in Großbritannien einen Erdrutschsieg gefeiert. Trotz des Deals und der UK-Wahl bleiben daher eine Menge Unsicherheiten. Daher ist es umso wichtiger, Gold zu besitzen.

Haben Sie die Farce um den Handelskrieg am Donnerstag, 12. und Freitag, 13. Dezember verfolgt? Am Donnerstag hatte US-Präsident Donald Trump zum gefühlt 397. Mal getweetet, dass die USA „sehr nahe“ an einem „großen Deal“ mit China dran seien. Daraufhin waren S&P 500 und DAX, sowie die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben geschossen, letzteres signalisiert eine deutliche Belebung der US-Wirtschaft. Im Gegenzug war der Goldpreis eingeknickt.

Tags darauf, als ein paar Einzelheiten zu dem „Phase-1-Deal“ bekannt geworden sind, setzte bei vielen Investoren am Aktienmarkt allerdings plötzlich deutliche Ernüchterung ein, während die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen sind. Hingegen erholte sich der Goldpreis und liegt mit rund 1.475 Dollar je Unze in der Nähe des Fünf-Wochen-Hochs.

Zwar haben sich Trump und China darauf geeinigt, die US-Strafzölle von 15 Prozent auf chinesische Produkte im Wert von rund 120 Mrd. Dollar, die im September eingeführt worden waren, auf 7,5 Prozent zu halbieren. Gleichzeitig werden die Strafzölle auf chinesische Güter im Wert von knapp 160 Dollar, die am 15. Dezember hätten in Kraft treten sollen, auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Soviel zu den guten Nachrichten.

Es hat gar keinen Deal gegeben

Nun allerdings zu den schlechten, und davon gab es eine ganze Menge. So bleiben Strafzölle von 25 Prozent auf Güter im Wert von 250 Mrd. Dollar bestehen, was die chinesische Wirtschaft und damit die Weltwirtschaft deutlich belastet. China hat zwar zugesagt mehr US-Agrarprodukte zu kaufen, wollte sich allerdings auf keine Summe festnageln lassen.

Außerdem haben sich die USA und China bei wichtigen Themen, wie dem Schutz geistigen Eigentums, erzwungenem Technologietransfer, oder der Unterstützung von Staatsfirmen, nicht einigen können. Zudem gibt es keinen Durchsetzungsmechanismus, mit dem die USA reagieren könnte, falls China die von den USA angestrebten Veränderungen nicht umsetzen sollte. Darüber hinaus gab es keine Einigung, wann und wo der Deal unterschrieben werden solle. Es wird sogar kolportiert, dass jedes Land seine eigene Version des Deals unterzeichnen könnte – Wahnsinn, oder?

Und es wird noch besser: der Text das Deals soll erst einmal nicht veröffentlicht werden. Könnte es vielleicht daran liegen, dass es gar keinen Deal gibt? Das ist meine Überzeugung: Es gibt gar keinen Deal, und längst keinen „großen“ Deal – und es wird keinen Deal welcher Art auch immer geben, weil die Interessen der beiden Länder viel zu weit auseinanderliegen. Es gibt nur eine Einigung darauf, neue Strafzölle zu vermeiden, wobei beide Länder vage Versprechungen gemacht haben.

Behalten Sie die US-Zinsen im Auge

Das ist der Grund, warum die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach der Bekanntgabe der obigen Einzelheiten eingebrochen sind. Entweder zweifeln Investoren, ob es überhaupt einen Deal gegeben hat. Oder sie sind richtigerweise der Überzeugung, dass trotz des angeblichen Deals keines der wichtigen Probleme gelöst ist, weshalb sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft eintrüben, weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen sind.

Damit bleiben eine Menge Unsicherheiten. Ich bezweifle sehr, dass vor diesem Hintergrund die Unternehmen aus den USA und weltweit von der Investitionsbremse gehen werden. Daher dürfte die von vielen Experten vorhergesagte Belebung der US-, der chinesischen und damit der Weltwirtschaft im nächsten Jahr weiter ausbleiben und sich gerade die US-Konjunktur deutlich abkühlen. Sollte ich mit meiner Vorhersage richtig liegen, sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kräftig sinken, was dem Goldpreis Rückenwind geben würde.

Trotz UK-Wahl bleibt hohe Unsicherheit

Die Party am weltweiten Aktienmarkt wurde zusätzlich vom Ausgang der Wahl in Großbritannien angeheizt. Demnach hat Premierminister Boris Johnson den größten Wahlsieg für die Konservativen seit Margaret Thatcher im Jahr 1987 erreicht. Daher dürfte Johnson den mit der EU vereinbarten Austrittsvertrag zügig durchs Parlament bringen, womit Großbritannien spätestens Ende Januar 2020 aus der EU austreten wird.

Damit fangen allerdings die Probleme an, müssen die Briten und die EU anschließend bis Ende 2020 ein Freihandelsabkommen abschließen. Kaum ein Experte glaubt aber, dass das innerhalb von elf Monaten zu schaffen sein wird, weshalb viele Experten erwarten, dass Johnson eine Verlängerung beantragen könnte. Damit gibt es weiterhin eine Menge Unsicherheit, weshalb sich die Unternehmen mit Investitionen weiter zurückhalten werden.

Allerdings könnte Johnson seinen grandiosen Wahlsieg auch dazu nutzen, um den Druck auf die EU deutlich zu erhöhen, womit es im Worst-Case-Szenario zu keinem Freihandelsabkommen und damit zu einem harten, also ungeordneten Brexit kommen könnte. Je nach den Nachrichten zu einem möglichen Abkommen, könnte das für kräftigen Druck auf die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sorgen, was den Goldpreis beflügeln sollte.

Fed öffnet die Geldschleusen stärker als je zuvor

Weil die Euphorie am Aktienmarkt trotz des Phase-1-Deals und der UK-Wahl bald nachlassen könnte, kommt es in den nächsten Monaten umso stärker auf die Liquiditätsspritzen der Notenbanken, gerade der Fed, an. Zuletzt hat die Fed angekündigt, dass sie über das Jahresende massiv Geld über Repo-Geschäfte in den Markt pumpen wird.

Bei einem Repo-Geschäft (Repurchase Agreement) verkaufen die Banken Anleihen, vor allem Staatsanleihen, in diesem Fall an die Fed, mit der gleichzeitigen Vereinbarung, die Papiere zu einem späteren Termin zu einem festgesetzten Preis zurückzukaufen. Aus ökonomischer Sicht handelt es sich praktisch um einen Kredit, der mit Wertpapieren gesichert wird.

Inklusive der Anleihekäufe von 60 Mrd. Dollar pro Monat wird die Fed damit bis Mitte Januar rund 500 Mrd. Dollar an Liquidität in den Markt pumpen, womit die Bilanzsumme der Fed auf den Rekord von mehr als 4,5 Billionen Dollar nach oben schießen würde.

Obwohl es der US-Wirtschaft angeblich hervorragend geht, wie Trump und Fed-Chef Jay Powell bei jeder Gelegenheit behaupten, druckt die Fed mehr Geld als je zuvor, was allerdings den Dollar immer mehr entwertet und damit im Gegenzug den Goldpreis stützt. Mit ihren Maßnahmen schwächt die Fed damit den Dollar, womit die Fed genau das tut, was Trump immer von ihr gefordert hat – so viel zur angeblichen „Unabhängigkeit der Fed“.

Dass sich der Goldpreis trotz der Nachrichten zum Handelskrieg und zur UK-Wahl so gut hält, ist sehr bemerkenswert. Daher dürfte das Tief hinter uns liegen und die Notierung des Edelmetalls allmählich nach oben drehen. Vielen Investoren dämmert es zusehends, dass es aus der größten Schulden- und Aktienblase aller Zeiten keinen Ausweg gibt als noch viel mehr Schulden, die zweifellos mit den Notenpressen der Fed und der EZB finanziert werden müssen.

Damit entwerten die Notenbanken die Fiat-Währungen Dollar und Euro aber immer mehr, weshalb beispielsweise die Häuserpreise und Mieten in Deutschland auf immer neue Rekordhochs steigen – das ist der Preis für die irrwitzigen Strafzinsen der EZB! Umso wichtiger ist es, sich mit dem Kauf von physischem Gold gegen diesen Irrsinn der Notenbanker zu schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.