Zuletzt kam es zu deutlichen Kursausschlägen an den Aktienmärkten, während der Goldpreis seitwärts tendiert ist. Umso wichtiger wird der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag.

Sorgen die kräftig steigenden US-Zinsen für ein Ende der Rekordfahrt an den Aktienmärkten in Deutschland und den USA? Das dürften sich viele Anleger fragen, schließlich werden in dem Umfeld US-Anleihen zusehends attraktiver im Vergleich zu Aktien.

Dieses Umfeld bedeutet auch zunehmenden Gegenwind für den Goldpreis, zumal die steigenden US-Zinsen auch den Dollar deutlich mit nach oben ziehen, woraufhin die Notierung des Edelmetalls von einer zweiten Seite aus Gegenwind hat.

Umso bemerkenswerter ist es, dass der Goldpreis weiterhin um die Marke von 2.650 Dollar je Unze pendelt und sich damit hervorragend hält. Daher sollte jeder kleine Rückgang bei den US-Zinsen und damit auch beim Dollar dafür sorgen, dass der Goldpreis deutlich nach oben durchstartet.

US-Daten schüren Inflationssorgen

Grund für die kräftig steigenden US-Zinsen ist, dass die US-Konjunkturdaten zuletzt deutlich besser waren als erwartet, was Inflationssorgen schürt. Zumal viele Investoren davon ausgehen, dass der nächste US-Präsident Donald Trump nach seinem Amtsantritt am Montag, 20. Januar mit seiner Politik die Inflation kräftig anheizen wird.

So war der am Freitag, 3. Januar vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie im Dezember überraschend von 48,4 auf 49,3 Punkte gestiegen und lag damit deutlich über den Schätzungen der Volkswirte von 48,5 Punkten. Zudem war die Inflationskomponente von 50,3 auf 52,5 Punkte gestiegen, was Inflationssorgen geschürt hat.

Außerdem ist der am Dienstag, 7. Januar vom ISM veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor im Dezember von 52,1 auf 54,1 Punkte geklettert und hat damit die Erwartung von 53,2 Punkten deutlich übertroffen. Gleichzeitig ist die Preiskomponente von 58,2 auf 64,4 Punkte nach oben geschossen. Das ist mehr als Besorgniserregend, schließlich macht der Dienstleistungssektor rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA aus.

Nach der Veröffentlichung der Daten sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf 4,70 Prozent nach oben geschossen und lagen damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit Oktober 2023. Gleichzeitig gehen Investoren davon aus, dass die Fed frühesten im Juli das nächste Mal die Zinsen senken dürfte und das womöglich die einzige Zinssenkung in diesem Jahr bleiben könnte.

Das hat für einen Kursrückgang beim sehr hoch bewerteten S&P 500 und gerade bei den noch viel teureren Technologie-Aktien von der Nasdaq gesorgt. Schließlich werden bei kräftig steigenden US-Zinsen die erwartet stark steigenden Gewinne der US-Tech-Firmen umso stärker abdiskontiert.

Erhöhte Inflationsdaten in der Eurozone

Im Gegensatz zu den USA machen sich Investoren immer mehr Sorgen um die Konjunktur in Deutschland und der Eurozone, während die Inflationsraten auf einem erhöhten Niveau bleiben. So war der von sentix veröffentlichte Konjunkturindex für die Eurozone im Januar leicht gesunken auf minus 17,7 Punkte, das war der niedrigste Wert seit November 2023.

Zudem ist die Inflationsrate in Deutschland im Dezember von 2,2 auf 2,6 Prozent gestiegen und lag damit über den Erwartungen von 2,4 Prozent.

Gleichzeitig ist die Rate in der Eurozone von 2,2 auf 2,4 Prozent geklettert und traf damit die Erwartungen. Dabei sind die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen und haben damit ein Rekordhoch erreicht. Im Klartext: Das Leben in der Eurozone wird von Monat zu Monat immer teurer – und es ist absolut kein Ende dieses Negativtrends in Sicht.

Weil viele Investoren davon ausgehen, dass die EZB vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur in den nächsten Monaten die Zinsen deutlich senken dürfte, ist der Euro auf Talfahrt gegenüber dem Dollar und dürfte meiner Meinung nach innerhalb weniger Wochen die Parität erreichen. Je schwächer aber der Euro werden sollte, umso mehr wird das die Inflation anheizen, weil Produkte aus den USA in der Eurozone teurer werden.

Umso mehr Sinn macht es meiner Meinung nach, sich gegen diese anhaltend verheerende Geldpolitik der EZB durch den Besitz von physischem Gold zu schützen.

Warten auf US-Arbeitsmarktdaten

Umso wichtiger werden die nächsten US-Konjunkturdaten, gerade vom US-Arbeitsmarkt. Am Mittwoch, 8. Januar gibt ADP bekannt, wie viele Jobs die US-Privatwirtschaft geschaffen hat, am Freitag, 10. Januar steht dann der offizielle US-Arbeitsmarktbericht ganz oben auf der Agenda der Investoren.

Sollten die Daten stärker ausfallen als erwartet, dürften die US-Zinsen weiter deutlich steigen und damit den Dollar mit nach oben ziehen. Dann werde ich beobachten, wie S&P 500, DAX und der Goldpreis auf dieses Umfeld reagieren werden, schließlich würde ehrlich gestanden der Gegenwind für die Aktienmärkte und das Edelmetall weiter zunehmen. Umso mehr hoffe ich, dass die Zahlen vom US-Arbeitsmarkt schwächer ausfallen werden als erwartet.

Zudem wird am Mittwochabend das Fed-Protokoll veröffentlicht. Es sollte eigentlich keine großen Überraschungen enthalten, aber man weiß natürlich nie, wie die Märkte eventuell darauf reagieren werden.

Gold bleibt aussichtsreich

Ich finde es mehr als bemerkenswert, wie gut sich der Goldpreis in den vergangenen Wochen gehalten hat. Umso wichtiger ist es, wie es bei den US-Zinsen – und damit auch beim Dollar – in den nächsten Wochen weitergehen könnte.

Am Dienstag, 7. Januar hat Trump kritisiert, dass die aktuellen Zinssätze viel zu hoch seien. Ich bin daher weiterhin klar der Überzeugung, dass Trump nach seinem Amtsantritt schnell massiven Druck auf Fed-Chef Jay Powell ausüben dürfte, die Leitzinsen trotz erhöhter Inflationsraten zu senken. Derartige Nachrichten sollte der Goldpreis mit einem kräftigen Sprung nach oben quittieren.

Die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold bleiben meiner Meinung nach in einem stark inflationären Umfeld ohnehin hervorragend, weil die Fed und die EZB nichts mehr gegen die erhöhten und wahrscheinlich deutlich steigenden Inflationsraten unternehmen dürften. Vor dem Hintergrund dürfte die Rekordfahrt beim Goldpreis weitergehen.

Jetzt ist daher die Zeit, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.