Die US-Wahl ist in etwa so ausgegangen wie Umfragen es vorhergesagt hatten. Daher sind Investoren erleichtert, weshalb der DAX steigt. Umso bemerkenswerter ist es, dass auch der Goldpreis zulegt.

Mit deutlichen Kursgewinnen hat der DAX auf die Ergebnisse der US-Halbzeitwahl reagiert. Nachdem Investoren lange Zeit unsicher waren, ob die Umfragen diesmal ebenso falsch liegen würden wie beim Brexit-Referendum im Juni 2016 und dem Wahlsieg von Donald Trump im November 2016, und sich die Anleger deswegen mit Aktienkäufen vor der Wahl zurückgehalten hatten, lagen die Umfragen diesmal richtig. Daraufhin haben Investoren bei Aktien zugegriffen. Die Demokraten haben nach acht Jahren das Repräsentantenhaus zurückerobert, während die Republikaner von US-Präsident Donald Trump ihre Mehrheit im Senat etwas ausgebaut haben.

Das sorgt für Erleichterung bei Investoren. Sie gehen davon aus, dass es Trump künftig deutlich schwerer fallen könnte, seine Politik im Kongress durchzusetzen. Zuletzt hatte er die Wähler damit geködert, nach einem möglichen Sieg der Republikaner bei der Halbzeitwahl eine zweite Steuersenkung durchzusetzen, wodurch angeblich die Mittelschicht hätte entlastet werden sollen. Sie war bei der ersten Steuersenkung, die im Januar 2018 in Kraft getreten war, mit Brotkrumen abgespeist worden, weil der Großteil der Steuersenkung vor allem den Reichen und den Konzernen zugutegekommen ist.

Trump wird den Handelskrieg weiter anheizen

Der kräftige Anstieg des DAX verwundert mich allerdings etwas. Meiner Meinung nach übersehen Investoren, das sich an einem der wichtigsten Belastungsfaktoren für den DAX nichts, aber auch gar nichts, geändert hat: am Handelskrieg zwischen den USA und China, wodurch sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft deutlich eintrüben. Denn im Gegensatz zu vielen Gesetzen, für die Trump künftig die Zustimmung der Demokraten brauchen wird, kann Trump beim Thema Handel weitgehend frei agieren – mit Verordnungen.

Daher kann Trump den Handelskrieg mit einem Federstrich jederzeit weiter anheizen. Seine Aussagen und Tweets, er sei daran interessiert beim G20-Treffen Ende November in Buenos Aires eine Einigung mit dem chinesischen Ministerpräsident Xi Jinping zu erzielen, habe ich wiederholt als durchsichtiges Wahlkampfmanöver bezeichnet. Trump hat keinerlei Interesse einen „Deal“ mit China zu machen, vielmehr will Trump den Aufstieg Chinas zur größten Volkswirtschaft der Welt mit allen Mitteln verhindern.

Daher wird es auch in Buenos Aires zu keiner Einigung mit China kommen. Ich bin vielmehr überzeugt, dass Trump bereits Anfang Dezember Strafzölle auf chinesische Güter im Wert von 267 Mrd. ankündigen wird, die Anfang Februar 2019 in Kraft treten dürften. Damit würden sämtliche Exporte Chinas in die USA mit Strafzöllen belegt werden, was die beiden Volkswirtschaften und damit die Weltwirtschaft noch mehr belasten würde als ohnehin schon.

Goldpreis erholt sich

Umso bemerkenswerter ist es, dass auch der Goldpreis nach der US-Wahl zugelegt hat. Immerhin ist auch der US-Aktienmarkt auf dem Weg nach oben, da könnte doch mancher Investor auf die Idee kommen, dass man gar kein Gold braucht. Allerdings hat nach der Wahl der Dollar gegenüber dem Euro und den Yen nachgegeben, während die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen gesunken sind. Damit hat der Goldpreis aus zwei Seiten Rückenwind. Im Gegensatz zu den Investoren am Aktienmarkt befürchten offenbar jene am Anleihenmarkt, dass sich die US-Konjunktur künftig abkühlen könnte, weshalb die Anleger zu US-Anleihen greifen, woraufhin die Zinsen sinken.

Die Frage ist allerdings, wie lange die Zinsen zurückgehen werden. Ich gehe davon aus, dass die US-Notenbank die Leitzinsen weiter deutlich anheben wird, wodurch die Zinsen für Hypotheken- und Autokredite von ihren Mehr-Jahres-Hochs weiter steigen werden, wodurch die hochverschuldete US-Wirtschaft erheblich belastet werden wird. Einen Grund, weshalb nicht nur die Aktien der US-Hausbaufirmen, sondern auch der Autobauer General Motors und Ford eingebrochen sind, gibt es offenbar. Dass die Hütte brennt, zeigt, dass die Zinsen für US-High Yield-Anleihen (Ramschanleihen) kräftig gestiegen sind. Das belastet viele hochverschuldete Unternehmen schwer. Wenn sie in die Bredouille kommen, bekommt die US-Wirtschaft das schnell zu spüren.

Eine Abkühlung der US-Konjunktur könnte allerdings schon sehr bald den S&P500 nach unten ziehen, in dem Umfeld sollte sich der Goldpreis weiter erholen. Es macht absolut keinen Sinn, dass er um rund fünf Prozent unter dem Niveau von Ende 2017 notiert – absolut keinen Sinn.

Die Erholung beim DAX und beim S&P500 sollte nur von kurzer Dauer sein, denn Trump könnte schon bald mit neuen Tweets klarmachen, dass er den Handelskrieg weiter anheizen wird. Das ist ein denkbar schlechtes Umfeld für den Aktienmarkt, dafür ein umso besseres für Gold.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.