Nach tagelangem Zögern hat US-Präsident Donald Trump das zweitgrößte US-Konjunkturprogramm aller Zeiten unterzeichnet. Gleichzeitig explodiert die US-Geldmenge, während die Analysten von Morgan Stanley vorhersagen, dass das massive Gelddrucken weltweit weitergehen wird.

Zum Start in das neue Jahr ist der DAX am heutigen Montag, den 4. Januar 2021, mit Kursen von knapp unter 13.900 Punkten in die Nähe des Rekordhochs nach oben geschossen. Investoren setzen darauf, dass die Impfkampagne in vielen Ländern ab dem Frühjahr für eine kräftige Konjunkturbelebung sorgt. Dennoch werden die führenden Notenbanken, allen voran die Fed und die EZB, die Geldschleusen weit offenlassen (dazu gleich mehr).

In dem euphorischen Umfeld verkaufen viele Investoren den in Krisenzeiten als sicheren Hafen gefragten Dollar, weshalb dessen Talfahrt weitergeht. So nähert sich der Euro mit knapp 1,23 Dollar je Euro zusehends dem Fünf-Jahres-Hoch von 1,25 Dollar. Das beflügelt den Goldpreis, der auf 1.935 Dollar je Unze nach oben schießt – ein Anstieg um 2 % gegenüber Ende 2020.

Zum Ende des vergangenen Jahres hatte für Rückenwind gesorgt, dass US-Präsident Donald Trump am Sonntag, den 27. Dezember 2020, nach tagelangem Zögern das 900 Mrd. Dollar schwere US-Konjunkturprogramm unterzeichnet hat. Es ist das zweitgrößte Konjunkturprogramm aller Zeiten nach dem CARES-Act von zwei Billionen Dollar, den der Kongress im März zur Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie verabschiedet hatte. Damit hellen sich die Perspektiven für die US- und auch die Weltwirtschaft auf, was den DAX mit seinen zahlreichen exportabhängigen Unternehmen deutlich beflügelt.

Zudem hat Trump den Kongress aufgefordert in einem weiteren Gesetz die Einmalzahlungen für Erwachsene von 600 auf 2.000 Dollar aufzustocken, während jene für Kinder bei den geplanten 600 Dollar bleiben sollen. Demnach würde eine Familie mit zwei Kindern statt eines Schecks von 2.400 Dollar nun einen von 5.200 Dollar von der Regierung erhalten. Das ist eine Menge Geld für viele Amerikaner, hat doch die Hälfte von ihnen ein monatliches Bruttoeinkommen von weniger als 2.850 Dollar.

Bisherige Programme haben nur Strohfeuer ausgelöst

Die Frage ist, warum die Regierung jedem Haushalt rechnerisch fast zwei Monatsgehälter überweisen soll, wenn es der US-Wirtschaft doch angeblich so hervorragend geht. Vielleicht sind das nur Fake News und die bisherigen Konjunkturprogramme im Volumen von insgesamt rund drei Billionen Dollar haben jeweils nur ein kurzes Strohfeuer ausgelöst und wenn dieses abgebrannt ist, wird ein weiteres Billionen schweres Programm benötigt.

Für mich ist die US-Wirtschaft nichts anderes als ein gigantisches Schuldenhaus, dessen Fassade mit einer Menge Farbe – sprich immer neuen Schulden – zusammengehalten wird.

Dass das Konjunkturprogramm vielmehr dringend notwendig ist, zeigt eine Serie schwacher US-Daten. Sie belegen, dass sich das Wirtschaftswachstum seit dem Anfang des laufenden Quartals rapide abgekühlt hat und die Wirtschaft ohne ein weiteres Stimulus-Programm zügig auf dem Weg in eine Rezession wäre.

Viele US-Konjunkturdaten sind im Rückwärtsgang

So waren – trotz der alltäglichen Rekordtiefs bei den Hypothekenzinsen – die Verkäufe neuer Häuser im November um 11 % gegenüber dem Vormonat auf eine Jahresrate von 841.000 eingebrochen, das war der zweitgrößte Rückgang seit 2015. Das lag meilenweit unter den Schätzungen der Volkswirte, die einen deutlichen Anstieg gegenüber der für Oktober nach unten revidierten Rate von 945.000 auf 995.000 vorhergesagt hatten.

Zudem war das Verbrauchervertrauen für Dezember, dass das Conference Board ermittelt, wegen der Corona-Pandemie überraschend auf 88,6 Punkte gesunken – ein Vier-Monatstief –, während der Wert für November auf 92,9 Punkte nach unten revidiert worden ist. Analysten hatten hingegen für Dezember 97 Punkte vorhergesagt.

Trump hat die schöne Fassade bis zur Präsidentschaftswahl am 3. November aufrechthalten können. Seitdem belastet die dritte Welle der Pandemie die Wirtschaft umso mehr.

US-Realzins nähert sich Rekordtiefs

Weil sich durch das neue Programm die Konjunkturperspektiven aufhellen, sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 0,93 % gestiegen und nähern sich damit der Marke von 1,0 %, womit sich die Zinsen gegenüber dem Rekordtief von Anfang August (0,50 %) praktisch verdoppelt haben. Allerdings ist der Realzins auf Basis zehnjährige US-Anleihen mit minus 1,06 % in die Nähe des Rekordtiefs von Anfang August (minus 1,08 %) gesunken. Damit hatte der Goldpreis in den vergangenen Wochen von der Zinsseite nicht etwa Gegen-, sondern Rückenwind erhalten.

Allerdings hatte die Rekordfahrt am US- und weltweiten Aktienmarkt zwischenzeitlich für einen deutlichen Kursrückgang beim Goldpreis gesorgt. Dennoch hat er Anfang Dezember nach oben gedreht und hat sich seitdem kräftig erholt.

US-Geldmenge explodiert

Die Fed unterstützt mit einer extrem lockeren Geldpolitik die Schuldensause der US-Regierung, indem die Fed für netto 120 Mrd. Dollar Staats- und Hypothekenanleihen kauft und somit massiv Geld in das Finanzsystem und damit die Wirtschaft pumpt. Die Folge: Die Geldmenge M1, die die Fed weitgehend kontrollieren kann, schießt wie eine Fahnenstange nach oben und hat zuletzt den Rekord von 6,7 Billionen Dollar erreicht. Das ist ein Anstieg um 66,7 % gegenüber dem Vorjahr, das ist ca. das Vierfache des Anstiegs der in Krisenzeiten, wie der 2008/09er-Schuldenkrise, üblich war.

Sie lesen richtig: Die Geldmenge M1 schießt derzeit um 66,7 % nach oben. Trump, Fed-Chef Jay Powell und viele Experten behaupten, dass mit der US-Wirtschaft alles in Ordnung sei, aber komischerweise explodiert die Geldmenge. Das deutet vielmehr darauf hin, in welch katastrophalen Zustand die Wirtschaft ist und sie nur durch eine gewaltige Geldschwemme am Laufen gehalten werden kann. Die Geldmenge M1 umfasst den Bargeldumlauf plus die Sichteinlagen der Nichtbanken bei Banken.

Weltweite Notenbanken drucken Geld als gäbe es kein Morgen

Das Problem ist, dass neben der Fed auch viele andere Notenbanken massiv Geld drucken. So prognostizieren die Analysten von Morgan Stanley, dass die Bilanzsummen der vier führenden Notenbanken – Fed, EZB, japanische Notenbank und englische Notenbank – zwischen Ende 2020 und Ende 2021 von umgerechnet insgesamt 25,0 Billionen Dollar auf 28,4 Billionen nach oben schießen werden.

Umso mehr werden diese vier Fiat-Währungen abgewertet, was für weiteren kräftigen Aufwärtsdruck auf den Goldpreis sorgen sollte, zumal die Talfahrt des Dollar gegenüber den anderen Währungen weitergehen dürfte. Ich bin daher mehr denn je davon überzeugt, dass der Goldpreis in diesem Jahr auf neue Rekordhochs steigen sollte. Umso wichtiger ist es, die eigenen Bestände weiter aufzustocken.

Ich wünsche Ihnen ein glückliches, gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2021!

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.