Der Aufwärtstrend beim Goldpreis hat sich kräftig beschleunigt. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, allen voran die Talfahrt des Dollar.

Darauf haben viele Gold-Fans wie Sie und ich lange gewartet: Die Notierung des Edelmetalls ist auf rund 1.945 Dollar je Unze nach oben geschossen und hat damit das ehemalige Rekordhoch von September 2011 bei rund 1.920 Dollar klar hinter sich gelassen. Für den Kurssprung hat der anhaltende Rückgang des Dollar gesorgt, so ist er auf 1,17 Dollar je Euro eingebrochen.

Damit ist der Greenback auf das niedrigste Niveau seit September 2018 gegenüber der Gemeinschaftswährung gesunken. Das spiegelt wider, dass das Vertrauen der Investoren in die mit weitem Abstand führende Weltreservewährung Dollar rapide schwindet, weil sich die  Perspektiven für die US-Wirtschaft kräftig eintrüben (dazu gleich mehr).

Zusätzlich beflügelt wurde der Goldpreis dadurch, dass der Realzins für zehnjährige inflationsgeschützte US-Anleihen auf das Rekordtief von minus 0,93 Prozent eingebrochen ist. Das signalisiert, dass der Anleihenmarkt die langfristigen Perspektiven der US-Wirtschaft als schlechter einschätzt als jemals zuvor. Der Realzins wird berechnet, indem man von den Zinsen, in diesem Fall jene für zehnjährige inflationsgeschützte US-Anleihen, die Inflationsrate abzieht.

Konjunkturerholung in den USA läuft aus

Warum ist der Dollar am heutigen Montag, den 27. Juli 2020, eingebrochen? Dafür sind vor allem die Pläne von US-Präsident Donald Trump und seiner Republikaner verantwortlich. Nachdem die Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung, wodurch sich die Auszahlung an jeden einzelnen Erwerbslosen in den vergangenen Monaten im Durchschnitt beinahe verdreifacht hatte, Ende Juli ausläuft, wollen die Republikaner eine „Lohnersatzleistung“ einführen. Sie soll sich auf maximal 70 % des vorherigen Lohns oder Gehalts belaufen.

Sinn der Übung: So sollen die Arbeitslosen einen Anreiz bekommen wieder einen Job aufzunehmen, nachdem viele von ihnen zwischenzeitlich mehr Arbeitslosengeld bekommen haben, als sie vorher in schlechtbezahlten Jobs verdient hatten. Das Problem bei den Plänen der Republikaner: Da viele Arbeitslose bald deutlich weniger Geld als bislang in der Tasche haben dürften, dürften sie sich beim Konsum zurückhalten, womit die Konjunkturerholung in den USA endgültig zu Ende gehen würde.

Das hatte sich bereits in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Nachdem die Zahl der Corona-Infizierten ab Mitte Juni kräftig gestiegen war und inzwischen von einem Rekordhoch zum nächsten klettert, ist die Konjunkturerholung ab Ende Juli ausgelaufen. Das zeigt zum Beispiel der sogenannte „Weekly Economic Index“ (wöchentlicher Index) der Notenbank von New York für die Gesamtwirtschaft der USA unmissverständlich. Er basiert aufzehn aktuellen Konjunkturdaten, wie den Einzelhandelsumsätzen, den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe oder der Stahlproduktion.

Lage am US-Arbeitsmarkt ist katastrophal

Dass die Konjunkturerholung ausgelaufen ist, bestätigt auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt. So waren die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche von 1,31 auf 1,42 Mio. geklettert – das war der erste Anstieg sei März und klar schlechter als jene 1,3 Mio., die Volkswirte vorhergesagt hatten.

Inklusive der fortgesetzten Anträge auf Arbeitslosenhilfe, sowie der Unterstützung im Rahmen der Hilfen für die Corona-Pandemie, bekamen in der vergangenen Woche damit 31,8 Mio. Amerikaner Arbeitslosenunterstützung. Das ist zwar ein leichter Rückgang gegenüber dem Rekordhoch von 32,5 Mio. von vor drei Wochen. Allerdings zeigen die Zahlen, wie miserabel die Lage am Arbeitsmarkt tatsächlich ist. Damit liegt die tatsächliche Arbeitslosenquote meiner Meinung nach eher bei knapp 20 %, als bei den offiziellen 11,1 % (17,75 Mio. Arbeitslose). Das können Sie in dem Beitrag „Trump lässt schon das nächste Billionen US-Dollar schwere Konjunkturprogramm erarbeiten“ nachlesen.

Das Auslaufen der Konjunkturerholung bedeutet allerdings, dass die Fed künftig noch viel mehr Geld drucken muss als ohnehin schon, um die Konjunktur zu stützen. Das dürfte den Goldpreis auf neue Rekordhochs treiben.

Spannungen zwischen den USA und China nehmen weiter zu

Für eine zusätzliche Eintrübung der Perspektiven für die US- und damit die Weltwirtschaft sorgen die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China. Nachdem die USA China 72 Stunden gegeben hatte, um das Konsulat im texanischen Houston zu räumen, hat China die USA aufgefordert, das Konsulat im südchinesischen Chengdu zu schließen, das inzwischen von den chinesischen Behörden übernommen worden ist.

Die Eskalation hat am vergangenen Donnerstag und Freitag, 23. und 24. Juli, für einen deutlichen Kursrückgang beim S&P 500 gesorgt. Im Gegenzug sind Investoren in den sicheren Hafen Gold geflüchtet. Da Trump vor der Wahl am 3. November die Spannungen mit China weiter kräftig anheizen dürfte, um so seine Chancen für eine mögliche Wiederwahl zu verbessern, dürften sich die Aussichten für die US-Wirtschaft weiter eintrüben, woraufhin der US-Dollar und die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Talfahrt bleiben dürften.

Alle Augen sind auf die Fed gerichtet

Sie dürften sich allmählich weiter dem Rekordtief vom 9. März von 0,5 Prozent auf Schlusskursbasis nähern, wobei sich die Talfahrt jederzeit beschleunigen kann. Umso mehr Rückenwind sollte der Goldpreis haben. Umso gespannter warten Investoren auf die Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch, 29. Juli.

Falls die US-Notenbank neue Maßnahmen signalisieren sollte, wie eine mögliche Kontrolle der Zinsstrukturkurve, könnte das für zusätzlichen Abwärtsdruck auf den Dollar und die US-Zinsen sorgen. Bei einer Kontrolle der Zinsstrukturkurve legt die Fed fest, wo die Zinsen beispielsweise für dreijährige Anleihen sein sollten und wird sie durch massive Anleihekäufe – sprich Gelddrucken – in dem Bereich halten. Je größer allerdings die Dollar-Schwemme ist, umso schneller wird dieser allerdings gegenüber anderen Fiat-Währungen, wie dem Euro abgewertet – das ist gut für den Goldpreis.

Vor dem Hintergrund können Sie und ich die Rally beim Goldpreis weiter genießen, zumal die Rekordfahrt auch auf Euro-Basis weitergeht, wenngleich nicht ganz so stark wie auf Dollar-Basis. Nutzen Sie daher bitte die Gelegenheit, Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, denn so schützen Sie sich gegen Strafzinsen und die völlige Entwertung der Fiat-Währungen, wie Euro und Dollar. Zumal in den nächsten Jahren in den USA und der Eurozone vielmehr Geld gedruckt werden dürfte als jemals zuvor. Nur so können die Notenbanken einen Kollaps des gigantischen Schuldenhauses verhindern.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.