Viele US-Konjunkturdaten sind zuletzt deutlich schlechter geworden, was für einen Einbruch der US-Zinsen gesorgt hat. Umso gespannter warten Investoren auf die Inflationsdaten für die USA und die Eurozone.
Die Jahresendrally an den Aktienmärkten läuft auf vollen Touren, während der Goldpreis in die Richtung des Rekordhochs nach oben gesprungen ist. Verantwortlich dafür sind die jüngsten Aussagen von Fed-Mitglied Christopher Waller.
Nachdem viele seiner Kollegen in den vergangenen Monaten gebetsmühlenartig betont hatten, dass Zinssenkungen in den nächsten Monaten absolut kein Thema seien, weil die Fed mit dem Leitzins von aktuell 5,25 bis 5,50 Prozent weiter die Inflation bekämpfen wolle, hat Waller zuletzt plötzlich ganz andere Töne angeschlagen.
Wenn die Inflation in den nächsten Monaten weiter zurückgehen würde, gäbe es keine Gründe mehr für anhaltend hohe Leitzinsen. Vielmehr gäbe es gute Gründe dafür, den Leitzins zu senken, wenn die Inflation mehrere Monate in Folge weiter sinke.
Das war Musik in den Ohren der Investoren. Nach Wallers Aussagen sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen eingebrochen und liegen mit aktuell 4,30 Prozent auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte September.
Sinkende Zinsen und sinkender Dollar treiben Goldpreis nach oben
Die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen haben auch den Dollar mit nach unten gezogen, womit der Dollar-Index auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte August liegt. Im Gegenzug hatten die Aktienmärkte und der Goldpreis gleich von zwei Seiten Rückenwind.
Mit Kursen von rund 2.040 Dollar je Unze notiert das Edelmetall nur noch um knapp 2 Prozent unter dem Rekordhoch vom August 2020. Ich gehe davon aus, dass der Preis schon sehr bald einen Angriff auf den Spitzenwert starten wird und nach einem möglichen Durchbruch nach oben anschließend deutlich zulegen dürfte.
US-Wirtschaft ist keineswegs stark
Dass nun das erste Fed-Mitglied eine Wende in der Geldpolitik signalisiert, sollte niemanden überraschen, schließlich waren viele US-Konjunkturdaten in den vergangenen Wochen schwächer als von Volkswirten vorhergesagt und signalisieren damit eine deutliche Konjunkturabkühlung.
So waren die Verkäufe neuer Häuser im Oktober auf eine Jahresrate von nur 679.000 eingebrochen und lagen damit meilenweit unter den Erwartungen von 725.000. Gleichzeitig sind die Zahlen für September kräftig nach unten korrigiert worden von einer Jahresrate von 759.000 auf 719.000.
Viele „Experten“ hatten in den vergangenen Monaten unter anderem mit dem Hinweis auf die „robusten“ Zahlen vom Immobilienmarkt immer von der „starken“ US-Wirtschaft gesprochen. Nachdem zuletzt aber viele Daten nicht nur vom Immobilienmarkt mehr oder minder stark nach unten korrigiert worden, stellt sich das Bild einer „starken“ US-Wirtschaft als Erfindung heraus, das waren Fake News!
Ich habe in den vergangenen Monaten zahllose Male gesagt und geschrieben, dass gerade die Zahlen vom Häusermarkt deutlich nach unten korrigiert werden dürften, weil Hypothekenzinsen von 8 Prozent für viele Amerikaner den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung völlig unerschwinglich machen.
Vor dem Hintergrund, dass plötzlich viele US-Daten erheblich schwächeln, versucht das 1. Fed-Mitglied nun die Zinsen nach unten zu reden und so die Konjunktur zu stützen. So sind die Zinsen für 2-jährige US-Anleihen zuletzt auf 4,70 Prozent kollabiert und liegen damit in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit Mitte Juni.
Damit liegen die Zinsen für 2-jährige US-Anleihen zudem deutlich unter dem Leitzins von 5,25 bis 5,50 Prozent. Und da üblicherweise nicht die Fed, sondern der Anleihenmarkt signalisiert, in welche Richtung es mit den Zinsen in den USA geht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Fed mit der ersten Leitzinssenkung beginnen wird. Meiner Meinung nach sollte es spätestes im Frühjahr losgehen. Die Party an den Aktienmärkten und beim Goldpreis nimmt diese Aussicht vorweg.
Warten auf Inflationsdaten
Umso gespannter warten Investoren auf die Inflationsdaten aus den USA und der Eurozone, die jeweils am Donnerstag, 30. November veröffentlicht werden. Laut dem Konsens der Volkswirte soll die Inflationsrate in der Eurozone (Veröffentlichung um 11 Uhr) im November leicht zurückgehen auf 2,8 Prozent, nach 2,9 Prozent für Oktober.
Um 14.30 Uhr wird der sogenannte PCE-Preisindex für die USA bekanntgegeben. Er soll im Oktober auf 3,1 Prozent zurückgehen, nach 3,4 Prozent für September. Zudem soll die sogenannte Kernrate, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigte PCE-Preisindex, und damit der bevorzugte Inflationsindikator der Fed, von 3,7 Prozent auf 3,5 Prozent zurückgehen.
Sollten die US-Inflationsdaten auch nur minimal besser sein als erwartet, sei es beim PCE-Preisindex, oder bei der Kernrate, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen einmal mehr nach unten rauschen und damit den Dollar weiter mit nach unten ziehen.
Das sollte die Aktienmärkte und den Goldpreis weiter nach oben treiben. In dem Umfeld dürfte die Notierung des Edelmetalls weiter zügig in Richtung des Rekordhochs laufen.
Die Aussichten für Gold sind weiterhin glänzend. Entgegen den Beteuerungen vieler Fed-Mitglieder und anderer „Experten“ kann die hochverschuldete US-Wirtschaft hohe Zinsen über einen längeren Zeitraum keineswegs verkraften. Das habe ich zahllose Male gesagt und geschrieben.
Vielmehr sollten in den nächsten Wochen und Monaten viele US-Daten geradezu von der Klippe herunterfallen, worauf sich die Talfahrt bei den US-Zinsen und dem Dollar beschleunigen sollte. Umso mehr Aufwind sollte der Goldpreis haben. Daher ist jetzt die Zeit, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.