Die Flucht in den sicheren Hafen des Goldes setzte sich auch in der letzten Woche weiter fort. Als Reaktion auf den Krieg im Nahen Osten stieg der Goldpreis binnen zwei Wochen um mehr als 10 % an. Erst an der psychologisch wichtigen Marke von 2.000 US-Dollar konnten die Bären die Rallye mit einem Hoch bei 1.997 US-Dollar vorerst ausbremsen. Dieser Preisanstieg ist anders geartet als die üblichen zyklischen Anstiege am Goldmarkt, da die anderen Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium dem Goldpreis kaum oder überhaupt nicht folgten, was untypisch ist. Selbst am US-Terminmarkt konnte man Stärke beobachten, was auf starke Käufe am physischen Goldmarkt hindeutet. Die Angst vor einer Ausweitung des Konflikts hat scheinbar zu einer Flucht von großem Geld in den sicheren Hafen des Goldes gesorgt. In vielen Währungen hat der Goldpreis mittlerweile neue Allzeithochs erreicht oder ist kurz davor neue Hochs zu erklimmen, wie folgende Charts zeigen.

In vielen Fiat-Währungen erreicht der Goldpreis neue Allzeithochs und beweist seine Funktion als sicherer Hafen

Interessant ist, dass der Rohölmarkt keine Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten eskomptiert. Der Preis für die Sorte WTI stieg seit dem Kriegsbeginn nur um 5,2 % auf 87 US-Dollar an und die Sorte BRENT auf 90,6 US-Dollar (+6,31 %), was deutlich weniger ist als der Anstieg des Goldpreises. Zuletzt hatte Israel seine Bodeninvasion im Gazastreifen zurückgehalten, inmitten diplomatischer Bemühungen um die Freilassung weiterer Geiseln, was auf eine gewisse Entspannung der Lage hindeutet. Würden die Märkte eine Ausweitung des Konflikts auf die gesamte Region befürchten, so wäre ein deutlich stärkerer Preisanstieg am Rohölmarkt zu beobachten.

Die Zinsen stiegen unterdessen weiter an und die 10-jährigen US-Staatsanleihen stiegen am Montag kurzzeitig erstmals seit 2007 auf über 5 % an. Dies ist und bleibt ein Faktor, der den Goldpreis tendenziell kurzfristig weiter belasten dürfte nebst der Stärke des US-Dollars. Das QT-Programm einerseits, das die Geldmenge schrumpfen lässt, und eine starke US-Neuverschuldung andererseits gleichen sich etwas aus, doch ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die US-Notenbank auf eine neue Rezession mit neuen geldpolitischen Lockerungen reagieren wird. Spätestens dann, wenn Fiskal- und die Geldpolitik wieder mit Geld um sich werfen, werden die Fiat-Währungen erneut abwerten und der Goldpreis seine bisherigen Allzeithochs weit hinter sich lassen.

Bis dahin kann es jedoch ein holpriger Ritt werden, denn ein deflationärer Schock inmitten einer Kreditkrise und einer folgenden Rezession sind bis zu einem Eingreifen der Geldpolitik noch auf dem Tisch.

Auf jeden starken Zinsanstieg in der Geschichte folgte eine Rezession

Europäische Gemeinschaftswährung im Abwärtsstrudel

Der Euro fiel zum Schweizer Franken nahe sein Allzeittief bei nur noch 0,94 Schweizer Franken, was zeigt, wie schlecht die europäische Wirtschafts- und Geldpolitik ist. Der Euro steht aktuell vor einer weiteren starken Abwertung zum US-Dollar, weshalb jegliche Rücksetzer des Goldpreises finale Kaufchancen darstellen, die Investoren im Euroraum ergreifen müssen, um Vermögen vor der Enteignung durch die Inflationssteuer zu schützen. In den letzten Monaten hatte ich wiederholt bei jedem Test der Unterstützung bei 1.740 Euro je Feinunze zum Kauf geraten und mittlerweile handelt der Goldpreis in Euro wieder bei 1.850 Euro, obwohl die starke Abwertung des Euro in den nächsten Monaten erst noch bevorsteht.

Die Inkompetenz der Europäischen Zentralbank zeigt sich auch in der Einführung eines digitalen Euro, was letzte Woche bekanntgegeben wurde. Da es unzählige Möglichkeiten gibt, den Euro bereits digital zu nutzen, stellt sich die Frage, welchen Sinn dieser Schritt haben soll, außer der gezielten Ausweitung der Kontrolle des Staates auf Wirtschaft und Gesellschaft. Testläufe mit digitalen Währungen in Afrika waren krachend fehlgeschlagen und man kann nur hoffen, dass es sich beim digitalen Euro ebenso um eine Totgeburt handeln wird, die als Schildbürgerstreich in die Geschichte eingehen wird. Für die Kaufkraft des Euros heißt dieser Schritt jedenfalls nichts Gutes und man sollte seine Altersvorsorge nicht dieser Schwachwährung anvertrauen.

Der Goldpreis in Euro handelt aktuell wieder nahe seinem Allzeithoch

Goldminenaktien hinken hinterher

Die Goldminenaktien stiegen in den letzten beiden Wochen auch um in der Spitze 15 % an, doch ist dies eine unterdurchschnittliche Performance. Vergleicht man die Bewertung der Minenaktien mit den vergangenen Hochs am Goldmarkt, so sind diese noch immer historisch günstig. Es könnte das Szenario sein, das den Goldpreis getrieben hat, warum die Minenaktien nicht gleichermaßen profitieren konnten. Sollte es wirklich zum Flächenbrand im Nahen Osten kommen, so würde der Rohölpreis wahrscheinlich stärker steigen als der Goldpreis, was die Energiekosten für die Bergbauunternehmen in die Höhe treiben und so die Vorteile des gestiegenen Goldpreises wieder zunichtemachen würde. Zum anderen sind Investoren in Goldminenaktien eher träge und reagieren erst mit einer Zeitverzögerung auf einen höheren Goldpreis, wenn sie glauben, dass dieser nachhaltig sein wird. Da politische Börsen meist kurze Beine haben, könnte dies der Grund für die Zurückhaltung der Investoren sein. Sollte sich der Goldpreis jedoch bei 2.000 US-Dollar behaupten und auf neue Allzeithochs weiter ansteigen können, so würden die Minenaktien diese Rallye nachholen, sofern der Rohölpreis in der gleichen Zeit nicht auch explosionsartig ansteigt.

Der Anstieg der Goldminenaktien war unterdurchschnittlich in den letzten Wochen

Goldminenaktien sind historisch günstig

Der primäre Treiber für die Rallye am Goldmarkt ist primär im neuerlichen Konflikt im Nahen Osten zu finden. Auch die zunehmende Abkehr von US-Staatsanleihen kann einer der Gründe sein, warum Investoren und Regierungen zuletzt verstärkt auf physisches Gold setzten und somit dessen Preis nach oben trieben.

Blickt man jedoch über den Tellerrand und den aktuellen Konflikt hinaus, so bleiben die hohen Zinsen, das QT-Programm, der starke US-Dollar und eine aufziehende Kreditkrise mit einer bevorstehenden Rezession belastende Faktoren, die eher für Verkaufsdruck am Goldmarkt sorgen. Dies kann sich natürlich jederzeit ändern, wenn sich die Geldpolitik ändert, was aufgrund exogener Faktoren über ein Wochenende hinweg passieren kann. Doch bis dahin gibt es kurzfristig Risiken, die man nicht ignorieren darf. Trader sollten daher mit Absicherungen arbeiten, um jegliches Risiko auszuschalten. Wer hingegen im Euroraum zuhause ist, der sollte jeglichen Preisrückgang nutzen, um sein Vermögen und die Altersvorsorge gegen eine neue Eurokrise abzusichern.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.