Der S&P500 hat im Januar den stärksten Jahresauftakt seit 1987 verbucht. Obwohl damit auf dem Papier ein Vermögen von 1,7 Billionen Dollar entstanden ist, setzen viele Investoren weiterhin auf Gold. Das macht mehr Sinn als je zuvor.
Die Party am US-Aktienmarkt nimmt zusehends Fahrt auf. Zuletzt ist er in die Nähe der 200-Tages-Linie von knapp über 2.740 Punkten geklettert, nachdem er im Januar um 7,9 Prozent nach oben geschossen war. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass der Index schon bald die Marke nach oben durchbrechen werde, woraufhin er den Aufwärtstrend in Richtung der Rekordhochs fortsetzen werde.
Obwohl viele Investoren zunehmend bullischer werden, haben sie bei Gold nicht den Verkaufen-Knopf gedrückt. Das ist bemerkenswert, oder? Wenn alles rosig ist und der S&P500 möglicherweise schon bald auf neue Spitzenwerte laufen solle, wozu braucht man da Gold? Zur Absicherung, weil das Kartenhaus am US-Aktienmarkt jederzeit zusammenbrechen könnte.
Fed heizt einmal mehr die Spekulation an
Hauptgrund für die Rally beim S&P500 ist die Kehrtwende der US-Notenbank. Obwohl Fed-Chef Jay Powell behauptet, dass die US-Wirtschaft „solide“ laufe, hat er nach der Sitzung am 30. Januar angekündigt, dass die Fed im Bedarfsfall nicht nur die Zinsen senken, sondern auch zu QE-Gelddrucken zurückkehren werde. Das können Sie in dem Beitrag „Fed bringt QE4-Gelddrucken ins Spiel – Gold schießt auf 9-Monats-Hoch nach oben“ nachlesen.
Aus diesem Grund kaufen viele Investoren geradezu panikartig Aktien, weil die Anleger der Überzeugung sind, dass die Fed alles tun werde, um den Aktienmarkt zu stützen und ihn nach einem möglichen Kursrückgang wieder nach oben zu treiben.
Dabei spielt für viele Investoren keine Rolle, weshalb die Fed jederzeit zum QE-Gelddrucken zurückkehren könnte: Weil die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen könnte. Während der S&P500 seit der Fed-Sitzung vom 30. Januar um 3,7 Prozent gestiegen ist und damit scheinbar eine Verbesserung der Perspektiven für die Unternehmen aus dem Index widerspiegelt, sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um ein paar Basispunkte auf knapp unter 2,7 Prozent gesunken und deuten damit eine Eintrübung der Perspektiven für die US-Wirtschaft an.
US-Arbeitsmarkt ist nicht stark
Der Anleihenmarkt teilt also in keinster Weise die Euphorie am Aktienmarkt und üblicherweise sendet der Anleihenmarkt das richtige Signal. Damit sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf dem Weg zum Zwölf-Monats-Tief und spiegeln damit die Konjunktursorgen der Investoren zusehends wider. Ich gehe weiterhin davon aus, dass die Wirtschaft im dritten Quartal in eine Rezession abrutschen dürfte, weshalb die Zinsen nach unten rauschen sollten.
Die jüngsten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt, die einen Boom widerspiegeln, betrachte ich als „Fake News“, die Daten betrachte ich als eine reine Erfindung. Für mich macht es keinerlei Sinn, dass der Arbeitsmarkt angeblich brummen soll, wenn wichtige Sektoren, wie der Häuser- oder der Automarkt, bereits in einer Krise sind oder unmittelbar davor stehen.
Gewinnschätzungen kollabieren
Durch die Rally beim S&P500 entfernt sich der Index immer mehr von den Fundamentaldaten, denn die Analysten streichen ihre Gewinnschätzungen immer weiter zusammen. Neben der zusehenden Konjunkturabkühlung in den USA, spiegelt das auch die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft, die Schwäche der Wirtschaft in der Euro-Zone mit der Rezession in Italien und die Sorge vor dem Brexit wider.
So haben die Analysten die 2019er-Gewinnschätzungen für den S&P500 auf zuletzt 170,4 Punkte eingedampft. Noch im Oktober 2018 waren die Finanzprofis von 178 Punkten ausgegangen, dann ist aber einmal mehr die Realität dazwischengekommen. Dabei werden die Schätzungen quer durch alle Sektoren gesenkt – sie lesen richtig: „alle Sektoren.“ Von Industriewerten, über IT, bis zu Bergbau und Energie.
Bei US-Unternehmen steht ein Gewinneinbruch bevor
Damit sagen die Analysten für 2019 ein Gewinnplus von nur mehr 5,6 Prozent vorher. Wenn die US-Wirtschaft allerdings in die Rezession abrutschen sollte, wodurch sich die Konjunkturabkühlung im Rest der Welt deutlich beschleunigen sollte, werden die Profite der S&P500-Unternehmen in diesem Jahr aber nicht etwa steigen, sondern einbrechen. Dann könnten die Profite leicht um 25 Prozent und mehr gegenüber dem für 2018 vorhergesagten Wert von rund 160 Punkten sinken.
Welchen Sinn macht in diesem Zusammenhang ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von herben 15,9 auf Basis der aktuellen Gewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate – eine für Investoren und Analysten sehr wichtige Kennzahl? Überhaupt keinen Sinn. Der S&P500 steht nur deshalb so hoch, weil Investoren darauf wetten, dass die Fed mit aggressivem Gelddrucken einen möglichen Kollaps verhindern kann. Die Schätzungen für die nächsten zwölf Monate werden aktuell Anfang Februar berechnet, indem man die Erwartungen für 2019 mit knapp elf Monaten und jene für 2020 mit etwas mehr als einem Monat gewichtet.
Sinkender Dollar beflügelt den Goldpreis
In den nächsten Monaten kommt es stark auf Powell an. Entweder er zögert mit der Rückkehr zu QE-Gelddrucken, woraufhin die Sorgen der Investoren vor einer Rezession wieder hochkochen dürften. In dem Umfeld sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sinken und damit den Dollar mit nach unten ziehen. Das sollte den Goldpreis beflügeln. Sollte der S&P500 entgegen der Erwartung vieler Investoren eine deutliche Kehrtwende nach unten einlegen, sollte das der Notierung des Edelmetalls zusätzlichen Rückenwind geben.
Oder Powell beginnt innerhalb weniger Monate mit dem Gelddrucken. Die bevorstehende Dollar-Schwemme sollte ebenfalls den Greenback belasten, was wiederum positiv für den Goldpreis wäre.
Niemand weiß, wie lange die Rally beim S&P500 weitergeht. Es können drei Tage, drei Wochen, oder drei Monate sein. Allerdings steht der Kursanstieg auf tönernen Füßen, während die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und der Dollar in den nächsten Monaten deutlich sinken dürften. In diesem Umfeld macht es großen Sinn, einen Teil seines Finanzvermögens, beispielsweise 10 bis 20 Prozent, in physischem Gold zu halten. Jetzt ist die Zeit, um die Bestände weiter aufzustocken.