Der Goldpreis hielt sich in der letzten Handelswoche mit einem kleinen Minus von einem halben Prozentpunkt relativ stark über der wichtigen Marke von 2.000 US-Dollar, während fast alle Märkte Verluste verzeichneten. Der große Verlierer war der Silberpreis, der um 7 % zur Vorwoche auf 23,75 US-Dollar fiel und damit wichtige charttechnische Unterstützungen nach unten durchbrach. Mitauslöser des Preisrückgangs war eine neuerliche Dollarstärke, während der Euro diametral gegensätzlich zwei wichtige Aufwärtstrends durchbrochen hatte und nun abzuschmieren droht. Das ist das Szenario, das ich die letzten Wochen an die Wand gemalt hatte und nun womöglich eintrifft.

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Rote Vorzeichen auf breiter Front in der letzten Handelswoche

Investoren beschwören weiterhin den schrecklich schwachen US-Dollar und das Sentiment ist historisch pessimistisch für die Weltleitwährung. Man findet kaum einen Bullen für den US-Dollar mehr, während alle ihre Euro-Long-Positionen ausbauen, wie die neuesten CoT-Daten belegen. Die Preisentwicklung stützt diese Ansicht und Ausweitung der Long-Positionen jedoch nicht, was eine Schwäche des Euro demonstriert.

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Das Sentiment ist historisch bullisch für den Euro und entsprechend stark sind die Investoren Long positioniert

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Der Euro kippt und es gibt enormes Potenzial für einen Long-Drop, was wiederum den US-Dollar stützen würde

Der US-Dollar war seit Mitte März aufgrund der Angst vor einer neuen Bankenkrise und neuen QE-Programmen zwar gefallen, doch handelt dieser im Grunde auf dem gleichen Niveau wie Ende Januar. Die vorherige Rallye des US-Dollars wurde durch die Pleite der SVB und der Credit Suisse unterbrochen, doch kamen die vom Markt erwarteten QE-Programme nicht und die Geldmenge sinkt wieder in großen Schritten, was dem US-Dollar wiederum Aufwärtstrieb verleiht. In der zweiten Wochenhälfte hatte es viele Short-Spekulanten auf der falschen Seite erwischt, was zu einem Short-Squeeze beim USD-Index führte, der bis zum Handelsschluss am Freitag mit einem Anstieg auf 102,5 Punkte andauerte. Zinssenkungen, QE-Programmen und folgend eine bevorstehende Dollarschwäche sind im aktuellen Goldpreis bereits eingepreist, weshalb dieser bei einer Dollarstärke unter Druck kommen dürfte.

Die Wirtschaftsindikatoren in Europa sind in letzter Zeit sowohl absolut als auch relativ gesehen eingebrochen. Der Dollar wird weiter abwerten und langsam sukzessive international an Bedeutung verlieren, worauf der Goldpreis langfristig weiter ansteigen wird. Angesichts rekordhoher Steuern in Europa, einer Energiekrise, ausufernder Bürokratie, die jegliche Innovation und Startup im Keim erstickt, sowie einem Krieg in Europa dürfte der US-Dollar dennoch vorerst der Einäugige unter den Blinden bleiben. Wer aufgrund einer langfristigen Entwicklung, die Jahrzehnte dauern kann, kurzfristig auf einen fallenden Dollar wettet, kann sich böse die Finger verbrennen. Wir werden sehen, ob die Abwärtsbewegung des Euro zunimmt, nachdem in der letzten Handelswoche zwei Aufwärtstrends gebrochen wurden. Ich hatte mich mit meinen Abonnenten über Wochen auf dieses Szenario vorbereitet und wir sind seit 1,10 US-Dollar Short im Euro, womit die Position komfortabel im Plus und mit einem Stop-Loss abgesichert ist.

Inflationsrate in den USA sinkt weiter

Am Mittwoch wurden die neuesten US-Inflationszahlen veröffentlicht, die wieder leicht gesunken waren. Die Konsumentenpreise stiegen im April zum Vorjahr um 4,9 %, während es im Vormonat noch 5 % waren. Der Preisanstieg zum Vormonat verharrte mit 0,4 % auf dem gleichen Niveau wie im März. Die Kerninflationsrate ex Energie und Lebensmittel lag mit 5,5 % jedoch über der Gesamtrate (Vormonat 5,6 %), wobei auch hier der Preisanstieg zum Vormonat bei 0,4 % lag. John Williams von der New Yorker Fed sagte, er sei zuversichtlich, dass die Fed auf dem richtigen Weg sei, um die Inflation auf das 2 %-Ziel zu senken, was datenabhängig wäre. Er merkte an, dass die Fed noch nicht gesagt habe, dass man mit der Anhebung der Zinssätze fertig sei, und diese bei Bedarf wieder anheben werde. Weiterhin sieht er keinen Grund, die Zinssätze in diesem Jahr wieder zu senken. Da der Markt nach den Fed Funds Futures aktuell noch immer eine Zinssenkung von einem ganzen Prozentpunkt bis Januar einpreist, gibt es hier viel Berichtigungspotenzial an den Märkten, wenn die Notenbanker Wort halten. Dies würde den deflationären Druck verstärken und den Goldpreis tendenziell belasten in den kommenden Monaten.

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Der US-Leitzins liegt aktuell wieder über der offiziellen Inflationsrate

An dieser Stelle sei wieder darauf hingewiesen, dass die offizielle Teuerung nicht der wahren Geldentwertung entspricht, sondern einen ständig angepassten, harmonisierten und substituierten Warenkorb darstellt, der die Inflation zu niedrig ausweist. Würde man die Inflationsrate in den USA nach der alten Methode berechnen, die bis 1980 angewandt wurde, so läge die Teuerung aktuell noch immer bei fast 13 %. Dies erklärt, warum viele Bewertungsmodelle, die die offizielle Teuerung einbeziehen, eine aktuelle Überbewertung des Goldpreises sehen. Aktuell sind bereits Zinssenkungen, eine Bankenkrise und folgende QE-Programme im Goldpreis eskomptiert. Muss diese Einschätzung in den nächsten Monaten berichtigt werden, so gäbe es in der Tat kurzfristig etwas Korrekturpotenzial.

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Die Teuerung in den USA nach der alten Berechnungsmethode bis 1980 liegt noch immer bei fast 13 %

Fed Gouverneur Jefferson bemerkte letzte Woche jedoch, dass die derzeitige Inflation immer noch hoch ist und der geringe Fortschritt bei der Kerninflationsrate eine schlechte Nachricht sei. Die volle Auswirkung der schnellen Zinserhöhungen der Fed stünde wahrscheinlich noch bevor, wobei die Fed-Politik auf dem richtigen Weg sei, um die Inflation zu senken und Vollbeschäftigung zu erreichen.

Ich stimme Jefferson voll zu und erwarte eine harte Rezession, auf die die US-Notenbank mit neuen QE-Programmen reagieren wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA in den nächsten 12 Monaten in eine Rezession abrutschen, ist laut einem Wahrscheinlichkeitsmodell der New Yorker Federal Reserve auf ein 40-Jahres-Hoch angestiegen. Die Wahrscheinlichkeit liegt dabei nach Angaben der New Yorker Fed bei 68,2 % und damit auf den höchsten Stand seit 1982. Der Rezessionsrisikoindikator der Fed ist jetzt höher als im November 2007, kurz vor der Subprime-Krise, als er bei 40 % lag.

Nach einer Verzehnfachung der Kreditkosten in den USA ist eine schwere Rezession unausweichlich und auch die Reaktion der Notenbanken darauf ist vorhersehbar. Auf die Kreditausfälle und dem daraus resultierenden Stress im Bankensystem wird man mit neuen QE-Programmen bzw. dem Drucken von Geld aus dem Nichts reagieren. Schon Ende des Jahres oder spätestens im nächsten Jahr wird die Rezession mit voller Wucht zuschlagen. Die QE-Programme werden den Goldpreis dann weit über sein bisheriges Allzeithoch katapultieren.

Bis dahin wirken jedoch zunehmend deflationäre Kräfte im Umfeld fortgesetzter QE-Programme der Notenbanken, weshalb man einen Rücksetzer des Gold- und Silberpreises noch einkalkulieren muss in den kommenden Monaten, bevor die neue Rallye im Rahmen neuer QE-Programme als Reaktion auf eine Rezession starten wird.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.