Der sich jährlich wiederholende Weltspartag 2018 bietet den Jugendlichen aufgrund des künstlich niedrigen Nullzinses der Europäischen Zentralbank wenig Anreiz etwas auf die hohe Kante zu legen. Die Zeiten, in denen sich ein Kredit an die Bank über die Einlage in das Sparbuch mit 2 % bis 3 % im Jahr verzinste, sind lägst Vergangenheit. Die Teuerung (Inflationsrate) in Deutschland stieg nun mit 2,5 % zum Vorjahr auf den höchsten Stand seit zehn Jahren, während die EZB den Leitzins zugunsten der hochverschuldeten Banken und Staaten weiterhin bei null Prozent belassen wird. Noch nie seit der Finanzkrise im September 2008 ist die Kaufkraft des Euros so stark gesunken. Bei 0,6 % Rendite auf einem Sparbuch verlieren Sparer real 1,9 % pro Jahr, was den Sinn des Sparens ad absurdum führt.

Inflationsrate in Deutschland 02.11.2018

Die Inflation flog im Oktober mit einem Anstieg von 2,5% in Deutschland durch die Decke.

Dies ist jedoch noch die geschönte offiziell veröffentlichte Rechnung, die nur die halbe Wahrheit zeigt. Die Verbraucherpreisindizes, die dem Bürger die offizielle Teuerung vorgaukeln soll, sind harmonisiert und substituiert, womit man den technologischen Fortschritt herausrechnet sowie Güter, die stark gestiegen sind, durch jene ersetzt, die weniger stark gestiegen sind. Orientiert man sich an amerikanischen Statistiken, die die Teuerung realistischer nach einer alten Berechnungsmethode analysieren, so muss man zu dem logischen Schluss kommen, dass die Teuerung in Deutschland auch mindestens 5 % höher liegt, als offiziell verkündet wird. Real dürfte die Inflationsrate daher mindestens bei 7,5 % liegen und damit sukzessive die Ersparnisse der Anleger aufzehren, was den stagnierenden oder sinkenden Lebensstandard der Mittelschicht in den letzten zwanzig Jahren erklärt.

Der Goldpreis konnte in dieser Woche zum vierten Mal fast den Widerstand bei 1.240 $ testen. Gelingt der Sprung darüber, so dürfte ein schneller Anstieg bis 1.280 $ folgen. Dem Platinpreis gelang es endlich den Widerstand bei 840 $ zu knacken, worauf ein Anstieg bis 869 $ folgte. Auch der Silberpreis konnte gestern wieder deutlich zulegen und ist dabei eine Konsolidierungsformation bullisch aufzulösen, was einen weiteren Preisanstieg nach sich ziehen würde. Interessant ist, dass dieser Anstieg nun im Rahmen einer Erholung am Aktienmarkt gelingen konnte, wobei ein schwächerer Dollar in den letzten beiden Tagen den Edelmetallen unter die Arme gegriffen hat.

Fundamentale Goldnachfrage unverändert im dritten Quartal

Das World Gold Council hat seine Quartalsbericht zum Angebot und der Nachfrage am Goldmarkt für das dritte Quartal des Jahres veröffentlicht. Die weltweite Goldnachfrage lag mit 964,3 Tonnen gerade einmal 6,2 Tonnen höher als in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Insbesondere stärkere Käufe von Zentralbanken konnten Abflüsse in den ETFs kompensieren.

Weltweite Nachfrage nach Gold 02.11.2018

Die weltweite Goldnachfrage stieg leicht um 6,2 Tonnen.

Die Gold-ETFs vermeldeten im dritten Quartal des Jahres Abflüsse in Höhe von 103,2 Tonnen, was der stärkste Rückgang seit dem vierten Quartal 2016 ist. Investoren fokussierten sich auf steigende Aktienmärkte, die neue Allzeithochs erreichten, weshalb der sichere Hafen Gold gemieden wurde. Diese geringere Investmentnachfrage hatte in den letzten Monaten maßgeblichen Einfluss auf den Goldpreis. Im Vorquartal gab es noch einen Zufluss von 13,2 Tonnen in ETF-Produkte. Seit Jahresbeginn haben die ETFs so 42 Tonnen an Beständen verloren. Besonders die US-Amerikaner sind für 73 % der ETF-Abflüsse im 3. Quartal und für 90 % der Abflüsse seit Jahresbeginn verantwortlich, was angesichts der starken US-Wirtschaft und dem haussierenden Aktienmarkt nur logisch ist. Die chinesischen ETFs sahen nur Abflüsse von 12,2 Tonnen im letzten Quartal.

Die Abflüsse aus europäischen ETFs waren dagegen mit nur 14 Tonnen im dritten Quartal moderat, während es seit Jahresbeginn hier sogar Zuflüsse in Höhe von 37,7 Tonnen gab. Das gegenteilige Bild der Nachfrage in den USA und Europa spiegelt einen langfristigen Trend wider. Seit 2008 verloren die Amerikaner das Interesse an Gold, während die Europäer ihren Marktanteil von 17 % auf 45 % erhöhten. Hintergrund dürfte die unverändert labile Lage in der Eurozone und die ständige Gefahr eines Zusammenbruchs des Euros sein, der gerade Investoren im Euro-Raum in den sicheren Hafen des Goldes drängt.

Die Gold-ETFs verbuchten starke Abflüsse von 103,2 Tonnen im dritten Quartal.

Gold ETFs in den USA und Europa 11.02.2018

Die Bestände der Gold-ETFs in den USA nahmen in den letzten zehn Jahren verhältnismäßig ab, während die Europäer immer mehr Gold kauften.

Die Käufe der Zentralbanken beliefen sich im dritten Quartal netto auf 148,4 Tonnen. Diese waren damit 22 % höher als im Vorjahresquartal und so hoch wie zuletzt im vierten Quartal 2015. Insbesondere Russland, die Türkei und Kasachstan waren wieder einmal für den Löwenanteil der Nettokäufe verantwortlich. Die russischen Bestände wuchsen im dritten Quartal weiter um 93,2 Tonnen, während Russland mittlerweile den Großteil seiner US-Anleihen abgestoßen hat. Die russischen Reserven belaufen sich mittlerweile auf über 2.000 Tonnen. Trotz der Währungs- und Wirtschaftskrise in der Türkei wurden dort die Goldreserven um 18,5 Tonnen im dritten Quartal aufgestockt, während die Lira 25 % an Wert verlor. Die türkischen Reserven belaufen sich mittlerweile auf 258,6 Tonnen. Dafür nahmen aber die Goldbestände von Geschäftsbanken bei der türkischen Zentralbank um 122,9 Tonnen im dritten Quartal ab, da diese aufgrund von Stress Liquidität im Bankensystem benötigen. Kasachstan erhöhte im dritten Quartal wie immer konsequent seine Goldreserven um 13,4 Tonnen auf insgesamt 335,1 Tonnen. Verkäufe von Notenbanken gab es praktisch nicht. Nur die Tschechei (-0,5 Tonnen) und Deutschland (-0,2 Tonnen) verkauften kleine Bestände, um Münzen zu prägen.

Zentralbankenkäufe für Gold 02.11.2018

Die Zentralbankkäufe waren  zuletzt 2015 so hoch wie im letzten Quartal.

Die globale Nachfrage nach Münzen und Barren erholte sich im dritten Quartal und stieg um 28 % auf 298,1 Tonnen an, was einem Jahresanstieg von 20 % entspricht. Der Preisrückgang war für viele langfristig orientierte Investoren eine Kaufgelegenheit. Auch die Krise in den Schwellenländern, einhergehend mit Währungsabwertungen, sorgten für eine Flucht in Sicherheit.

Die Nachfrage nach Münzen und Barren legte im dritten Quartal um 28 % zu.

Besonders in China schoss die Nachfrage um 25 % auf Jahressicht nach oben. Alleine im dritten Quartal wurden 86,5 Tonnen nachgefragt. Der chinesische Aktienmarkt befand sich seit Jahresbeginn im freien Fall, weshalb diese Flucht in den sicheren Hafen des Goldes auch logisch ist. Auch die physische Nachfrage nach Münzen und Barren in Indien nahm aufgrund des relativ günstigen Preises und schwachen Aktienmärkten zu und erreichte 34,4 Tonnen im letzten Quartal. Im mittleren Osten nahm die Nachfrage besonders aufgrund der amerikanischen Sanktionen gegen den Iran zu, dessen Währung weiter abwertete. Auf Jahressicht stieg die Nachfrage dort sogar um 144 % und noch einmal 28 % zum Vorquartal auf 27,8 Tonnen im dritten Quartal. Die Nachfrage aus dem Iran war mit 21,1 Tonnen zuletzt im zweiten Quartal 2013 so hoch.

Die Goldnachfrage aus Europa stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10 % auf 51,1 Tonnen im dritten Quartal an. Insbesondere die Nachfrage aus Deutschland machte mit 28,4 Tonnen rund 50 % der gesamten europäischen Nachfrage aus. Insbesondere die Sorgen um die Schuldenkrise in Italien verursachte im letzten Quartal eine Flucht in den sicheren Hafen.

Die Goldnachfrage im Iran explodierte förmlich aufgrund der US-Sanktionen.

Das weltweite Goldangebot war im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht geringer. Die Minenproduktion erreichte in Q3 ein neues Quartalsrekordhoch von 875,3 Tonnen, was einem Plus von 1,9 % zum Vorjahresquartal entspricht. Das globale Hedgebuch der Minen sank das zweite Quartal infolge um 20 Tonnen auf nur noch 197 Tonnen in Q3. Das Angebot aus dem Recycling sank um 4 %, da der geringere Preis nicht gerade zu Verkäufen ermutigte.

Die Goldproduktion war noch nie so hoch wie im abgelaufenen Quartal.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.