Liebe Leserinnen und Leser,

trotz der Zinssenkungen der Fed steigt das Risiko, dass es zu einer Top-Bildung am US-Aktienmarkt kommt. Zudem dürfte sich der weltweite Zinssenkungswettlauf in Richtung der Rekordtiefs fortsetzen. Daher sollte der Goldpreis schon bald aus der mehrwöchigen Konsolidierung deutlich nach oben ausbrechen.

All diejenigen, die trotz der Vorgänge der vergangenen Monate immer noch glauben, dass es zu einer Einigung im Handelskrieg zwischen den USA und China kommen könnte, sind am vergangenen Freitagabend, 27. September, mit der unschönen Realität konfrontiert worden. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, denkt die US-Regierung unter Präsident Donald Trump darüber nach, chinesische Unternehmen von den US-Börsen zu „delisten“, also von der Börse zu nehmen.

Zudem soll der Zugang der Amerikaner zu chinesischen Aktien über Pensionsfonds beschränkt werden – die USA wollen also quasi Kapitalkontrollen einführen. Zwar hat das US-Finanzministerium beteuert, dass es „derzeit“ keine derartigen Pläne gäbe, im Klartext bedeutet das allerdings nichts anderes, als dass die US-Behörden derzeit sehr wohl an derartigen Plänen arbeiten.

Daher bedeutet dies eine erneute Eskalation des Handelskriegs. Dies würde auch die US-Wirtschaft unweigerlich belasten, weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen unter 1,7 Prozent gesunken sind, während der S&P 500 etwas nachgegeben hat. Allerdings liegt er um lediglich zwei Prozent unter dem Rekordhoch von Ende Juli.

Das Problem für die chinesischen Unternehmen ist allerdings nicht der mögliche Kapitalentzug durch die USA. Die chinesische Regierung hat mehr als genug Kapital, um dieses den Firmen notfalls zur Verfügung zu stellen. Bei einer Eskalation des Handelskriegs könnten sie aber von der US-Technologie, wie bspw. Halbleitern, abgeschnitten werden, was die chinesischen Unternehmen kurzfristig empfindlich treffen würde.

Schwache Weltwirtschaft belastet US-Unternehmen

Trotz des US-Zinsrückgangs ist der Goldpreis allerdings nicht gestiegen, weil der Dollar-Index auf das höchste Niveau seit Mai 2017 geklettert ist. Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen wider – vor allem gegenüber des Euros.

Investoren haben Dollar gekauft, weil sie davon ausgegangen sind, dass die US-Wirtschaft den Handelskrieg besser überstehen werde als exportabhängige Volkswirtschaften, wie China, Deutschland, oder Südkorea, und zugleich die US-Konjunkturdaten in den vergangenen Monaten besser ausgefallen sind als Volkswirte dies vorhergesagt hatten. Dies hat den Goldpreis etwas belastet. Dennoch liegt er mit Kursen von knapp unter 1.500 Dollar je Unze um lediglich vier Prozent unter dem Sechs-Jahres-Hoch.

Ich gehe allerdings weiterhin davon aus, dass viele US-Konjunkturdaten in den nächsten Monaten deutlich nach unten drehen und die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen dürfte. Je länger die Unsicherheit aufgrund des Handelskriegs anhält, umso mehr werden die weltweiten Unternehmen auf die Investitionsbremse treten, wodurch sich die Weltwirtschaft immer stärker abkühlen könnte.

Dies haben zuletzt auch etliche US-Daten aus dem Bereich signalisiert. Bereinigt um die Sektoren Rüstung, sowie Luft- und Raumfahrt – also die Investitionen der US-Unternehmen – lagen die Aufträge langlebiger Gebrauchsgüter im August um 1,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das war der größte Rückgang seit November 2016. Offensichtlich geht es der US-Wirtschaft doch nicht so gut, wie Trump und die Fed-Investoren regelmäßig glauben machen wollen.

Englischer Notenbanker signalisiert Zinssenkung

In dem Umfeld wächst das Risiko, dass es trotz wahrscheinlicher weiterer Zinssenkungen der Fed zu einer Top-Bildung beim S&P 500 kommt und der Index anschließend deutlich nach unten dreht. Der sichere Hafen Gold sollte dann sehr gefragt sein.

Für das Edelmetall spricht auch, dass der weltweite Zinssenkungswettlauf in Richtung der Rekordtiefs weitergehen dürfte. Selbst wenn Großbritannien einen harten Brexit vermeiden oder ihn verschieben sollte, müsse man die Zinsen eventuell senken, da die Unsicherheit des Brexits die Wirtschaft belaste – so Michael Saunders, ein Mitglied der englischen Notenbank.

Derzeit liegen die Zinsen mit 0,75 Prozent etwas über dem Rekordtief von 0,25 Prozent. Ich fürchte weiterhin, dass es am 31. Oktober zu einem harten Brexit kommen könnte, da Premierminister Boris Johnson – trotz eines Gesetzes des Parlaments – bei der EU keine Fristverlängerung für den Brexit beantragen dürfte.

Je näher der Termin rückt, ohne dass es zu einer Einigung zwischen Großbritannien und der EU kommt, desto mehr dürften Investoren in zehnjährige US-Anleihen flüchten, was die dortigen Zinsen und damit jene im Rest der Welt weiter in Richtung der Rekordtiefs drücken sollte. Gleichzeitig sollte das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen von zuletzt umgerechnet 14,9 Billionen Dollar in Richtung des Rekordhochs von 17 Billionen steigen – das sollte dem Goldpreis Rückenwind geben.

EZB treibt den Euro immer weiter in den Keller

Von Zinsen in Höhe von 0,75 Prozent können die Deutschen nicht einmal träumen. Vielmehr hat die EZB zuletzt die Einlagenzinsen für die Banken auf das Rekordtief von minus 0,5 Prozent gesenkt, weshalb die Institute zusehends unter Druck geraten, die Strafzinsen an die Kleinsparer weiterzugeben.

Daher ist es nur folgerichtig, dass EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger zuletzt überraschend ihren Rücktritt erklärt hat und ihren Posten zum 31. Oktober aufgeben wird. Dass EZB-Chef Mario Draghi – trotz des Widerstands aus Deutschland, Frankreich und einigen anderen Ländern – die Zinsen auf Rekordtiefs gesenkt und für November den Start eines neuen QE-Gelddruckprogramms angekündigt hat, zeigt unmissverständlich, dass die Südländer in der EZB die Mehrheit haben. Die EZB wird daher diesen irrwitzigen Weg mit immer mehr Strafzinsen in den nächsten Jahren unter ihrer designierten Chefin Christine Lagarde fortsetzen dürfte.

Auf Grund dieser Aussicht und den immer schlechter werdenden Konjunkturdaten – gerade aus Deutschland – ist der Euro gegenüber dem Dollar auf das niedrigste Niveau seit Mai 2017 abgerutscht. Das Risiko ist groß, dass sich die Talfahrt des Euro in den nächsten Monaten beschleunigt. Umso wichtiger ist es, Gold zu besitzen, um sich hiergegen und gegen die Strafzinsen der EZB zu schützen.

Trotz des kleinen Rückgangs beim Goldpreis ist das Umfeld für das Edelmetall besser denn je. Die Zinsen in den USA und im Rest der Welt sollten in den kommenden Monaten deutlich sinken, wodurch das Volumen an Anleihen mit Strafzinsen auf Rekordhochs steigen dürfte. Das sollte den Goldpreis kräftig beflügeln. Daher ist jetzt die Zeit, um Ihre Goldbestände aufzustocken und sich so gegen den Irrsinn von Notenbankern – wie Draghi, und bald Lagarde – zu schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.