Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA sprang von den 209 Tsd. in der Vorwoche auf 231 Tsd. in der letzten Woche an. Das war der größte wöchentliche Anstieg seit August 2023. Zuletzt warnten bereits die sich verlangsamende Lohnentwicklung, die einbrechenden JOLTS-Daten und der Einbruch der Arbeitsplätze im Baugewerbe vor einer sich abkühlenden Wirtschaft und einer Rezession.

Daraufhin stiegen die Hoffnungen des Marktes auf mehr Zinssenkungen der US-Notenbank, wogegen der US-Dollar und die Anleiherenditen fielen, was der Startschuss einer Rallye am Goldmarkt war. Während der Goldpreis am Donnerstag im Tagesverlauf noch bei 2.306 US-Dollar handelte, stieg dieser nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten an und erreichte am Freitagnachmittag ein Hoch bei 2.378 US-Dollar. Dabei wurde auch der nächste Widerstand bei 2.330 US-Dollar überwunden. Zum Wochenbeginn gab es einen erneuten Rücksetzer auf diese Unterstützung mit einem Tief bei 2.332 US-Dollar je Feinunze. Bereits im CoT-Report zum Stichtag Dienstag zeigte sich Stärke und ein erneutes Defizit am Goldmarkt nach zwei Wochen mit einem Überangebot. Auch im nächsten Report dürfte sich eine Stärke in den Daten zeigen, sofern sich der Goldpreis heute noch über der Unterstützung bei 2.330 US-Dollar halten kann.

XAU/USD Spot Gold

Nach Veröffentlichung neuer Arbeitsmarktdaten stieg der Goldpreis bis an einen potenziellen Abwärtstrend an

Trotz der schlechteren Wirtschaftsdaten stieg der Silberpreis in der letzten Handelswoche stark um 2,3 US-Dollar auf 28,76 US-Dollar am Freitagnachmittag an. Eine Woche davor testete dieser noch die Unterstützung bei 26 US-Dollar, was eine beeindruckende Aufholjagd aufgrund starker physischer Nachfrage in der letzten Woche demonstriert. Der Terminmarkt ist hingegen historisch stark überkauft, was einen kurzfristigen Risikofaktor für den Silberpreis darstellt.

Die wichtigsten Ereignisse in dieser Woche für den Gold- und Silberpreis werden die Produzentenpreise und eine Rede von Fed-Chef Powell am heutigen Tag und die Veröffentlichung der Verbraucherpreise am Mittwoch sein.

Bank of England behält Leitzins auf 16-Jahreshoch

Die Bank of England (BOE) hat ihren Leitzins die sechste Sitzung in Folge bei 5,25 % unverändert auf einem 16-Jahreshoch belassen, um den Lohn- und Preisdruck entgegenzuwirken, der Ende 2022 ein Vier-Jahres-Hoch erreicht hatte. Zwei der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses, einschließlich des stellvertretenden Gouverneurs Dave Ramsden, stimmten jedoch für eine sofortige Senkung auf 5 %. Der Rest des Ausschusses benötigt jedoch noch mehr Beweise für eine gedämpfte Inflation. Aktuell erwartet der Markt eine erste Zinssenkung in den kommenden Monaten noch vor den Parlamentswahlen im Herbst.

Die BOE geht davon aus, dass die Inflation in den nächsten Monaten in die Nähe ihres 2 %-Ziels fallen wird oder dies bereits im April erreicht hat. Gegen Ende dieses Jahres erwartet man jedoch wieder einen Anstieg der Teuerung und erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres einen erneuten Rückgang. Erst Mitte 2026 sieht man die Inflationsrate wieder unter die 2 %-Marke fallen. Der Markt erwartet eine erste Zinssenkung im August, gefolgt von zwei weiteren Senkungen bis Mitte 2025 und weiteren Senkungen auf 3,75 % im zweiten Quartal 2027. Die Zentralbank hob ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr von 0,25 % auf 0,5 % und die Prognose für das nächste Jahr von 0,75 % auf 1 % an. Sie begründete die besseren Aussichten mit dem unerwartet hohen Bevölkerungswachstum.

BoE Official Bank Rate

Im historischen Vergleich ist der aktuelle Zinssatz der BoE nicht hoch. Die Zinsen könnten in den nächsten Jahren jedoch weiter ansteigen, wenn die Notenbanken ihre bisherige Geldpolitik fortsetzen

Cable GBP/USD (Daily)

Das Pfund konnte sich seit dem Zinsentscheid um einen US-Cent erholen. Ein Abwärtstrend ist jedoch weiterhin intakt

Im Gegensatz dazu haben sowohl die Schweizer SNB als auch die schwedische Riksbank kürzlich ihre Zinssätze gesenkt, während die Europäische Zentralbank andeutet, dass sie Anfang Juni die Zinsen senken wird. Die BoE ist optimistisch, dass die britische Wirtschaft sich von den wirtschaftlichen Schocks erholt und hat ihre Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr angehoben.

Die Schweizer Nationalbank senkte als erste Notenbank ihren Leitzins, um den Franken weiter abzuwerten

Während die Wirtschaft in den USA in den letzten 18 Monaten rasch gewachsen ist, sind die Volkswirtschaften Großbritanniens und eines Großteils des übrigen Europas in oder nahe einer Rezession. Der Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Energiepreise, der durch die Lockdowns induzierte Anstieg der Verbraucherpreise und die hohe Regulierung würgen hingegen die europäischen Volkswirtschaften sukzessive ab. Der US-Dollar dürfte sich daher in diesem Jahr stärker entwickeln als der Euro, der im weltweiten Handel zunehmend an Bedeutung verliert. Der Terminmarkt zeigt, dass sich Spekulanten bereits für einen Einbruch des Euro positioniert haben und diese in der Vergangenheit damit zumeist Recht behielten.

EUR/USD (Daily)

Der Euro hält sich noch relativ stark, obwohl die Parität zum US-Dollar in diesem Jahr erreicht werden könnte

Eine Abwertung des Euros bedeutet diametral gegensätzlich einen realen Anstieg des Goldpreises. Eine Rezession und eine große Wirtschaftskrise halte ich weiterhin für sehr wahrscheinlich, wobei exogene Faktoren in diesem Jahr diese Entwicklung überlagern könnten. Weder die Notenbanken noch die Regierungen haben die Macht diese Rezession zu verhindern. Sie können lediglich Geld drucken bzw. die Zinsen senken, um eine Kredit- und Bankenkrise zu verhindern, was jedoch keinen neuen Konjunkturaufschwung mehr entfachen wird. Die Stagflation würde sich hingegen nur noch verstärken, doch diese Weisheit dürfte den Notenbankern fehlen und sie daher mit neuen QE-Programmen auf eine weitere Krise reagieren. Für Sparer und Investoren im Euroraum ist es daher unvermindert wichtig in Gold zu investieren, trotz der zuletzt stark gestiegenen Preise, denn die Baisse des Euros und die Hausse des Goldpreises werden sich in den nächsten Jahren nicht nur fortsetzen, sondern auch stark beschleunigen!

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.