Der USD-Index kletterte in der letzten Handelswoche weiter und erreichte mit über 110 Punkten den höchsten Stand seit 2002 zu den anderen großen Fiat-Währungen. Der Gold- und der Silberpreis mussten dabei Federn lassen und fielen in der letzten Handelswoche wieder auf ihre Juli-Tiefs. Der Goldpreis bildete diesmal mit 1.688 US-Dollar jedoch ein höheres Tief als im Juli aus und überwand folgend zwei kurzfristige Abwärtstrends. Es besteht die Möglichkeit, dass hier ein doppelter Boden ausgebildet wurde und nun wieder ein Anstieg auf das ober Ende der Handelsspanne bei 1.800 US-Dollar beginnt. Sollte das Tief der letzten Woche jedoch noch einmal angelaufen werden, so droht ein finaler kurzer Einbruch unter die mehrjährige Unterstützung bei 1.680 US-Dollar, bei dem Investoren abgefischt werden dürften. Es ist daher sehr wichtig, einen Stopp-Loss spätestens auf dem Tief der letzten Woche zu platzieren und nach einem kurzzeitigen Einbruch mit einer Rückeroberung der Unterstützung wieder auf der Longseite zu sein.

Der Silberpreis fiel vergangene Woche bereits unter das Juli-Tief mit 17,55 US-Dollar und es hängt jetzt vom Goldpreis ab, ob Silber die vorherige Unterstützung bei 18 US-Dollar zurückerobern kann oder ob es noch ein letztes Mal um eine Etage tiefer gehen wird, bevor die Korrektur ganz abgeschlossen ist. Ich hatte Mitte August beim Gold bei 1.800 US-Dollar und bei Silber bei 20,75 US-Dollar zur Gewinnmitnahme aus unserem Long-Trade geraten und einen erneuten Test der Juli-Tiefs prognostiziert, weshalb für kurzfristig agierende Trader Shortpositionen Sinn machten.

Dashboard 06.09.2022

Fast nur rote Vorzeichen in der letzten Handelswoche in einem Umfeld steigender Zinsen und eines stärkeren US-Dollars

Es gibt aktuell Licht und Schatten für den Edelmetallmarkt. Die Stimmung ist denkbar schlecht ist, wie die Daten der US-Terminmarktaufsicht zeigen, was wiederum bullisch ist. Immer dann, wenn alle Spekulanten bereits verkauft haben im Glauben, der Preis könnte nur noch tiefer fallen, gibt es keine neuen Verkäufer mehr, wobei irgendwann Short-Eindeckungen zwingend zu einem Preisanstieg führen und so eine Trendwende einleiten. Die Terminmarktdaten für Silber sind aktuell sogar besonders bullisch, da die Spekulanten eine Netto-Shortposition halten, während die Produzenten mit 265 Long-Kontrakten ihre Ware praktisch zurückkaufen zu diesem günstigen Silberpreis.

Dashboard II 06.09.2022

Die Produzenten kaufen Ihre Produktion netto am Markt zurück

Die US-Arbeitsmarktdaten fielen am Freitag ganz gut aus mit 315 Tsd. neu geschaffener Stellen außerhalb der Landwirtschaft, was leicht über der Markterwartung von 300 Tsd. lag. Die Arbeitslosenrate stieg hingegen auf 3,7 %, während 3,5 % erwartet wurden. Diese guten Arbeitsmarktdaten machen eine Zinsanhebung um 75 Basispunkte bei der nächsten US-Notenbanksitzung am 21. September wahrscheinlicher. Nach den Fed Funds Futures erwarten die Märkte aktuell nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 56 % eine Zinsanhebung um 75 Basispunkte, was bei einem Eintreten den Goldpreis etwas unter Druck bringen könnte. Folgend stiegen auch die Renditen der US-Staatsanleihen in der letzten Woche weiter an. Der Arbeitsmarkt müsste erst stark einbrechen, bevor US-Notenbankchef Jerome Powell von seinem geplanten Pfad weiterer Zinsanhebungen zurückrudern könnte.

Die US-Notenbank hatte Anfang Juni ihr Quantitative Tightening Programm gestartet, das dem Markt monatlich 45 Mrd. Dollar an Liquidität entzieht, indem Staatsanleihen am offenen Markt verkauft werden. Ab September wurde das Volumen des QT-Programms auf 90 Mrd. Dollar hochgeschraubt. Dies ist ein kurzfristig deflationärer Prozess, der jedoch auf hohem Niveau stattfindet, wie die Ausweitung der US-Notenbankbilanz zeigt. Seit dem Beginn der Coronakrise hatte die Fed ihre Bilanz von etwas mehr als 4 Billionen auf fast 9 Billionen US-Dollar ausgeweitet. Selbst dann, wenn dem Markt über das nächste Jahr 1,14 Billionen US-Dollar entzogen würden, wäre die Notenbankbilanz immer noch fast doppelt so groß wie Ende 2019, was den aktuell hohen Goldpreis rechtfertigt.

Dashboard III 06.09.2022

Die Arbeitsmarktdaten sind gut und das QT-Programm der US-Notenbank läuft

Den Aktienmärkten, die nach Corona auf der Liquiditätswelle nach oben gespült wurden, gefällt das deflationäre Umfeld bei gleichzeitig steigenden Zinsen nicht, weshalb auch der Dow Jones in der letzten Woche rund 3 % auf 31.380 Punkte verloren hatte. Solange dieses Umfeld anhält und nicht eine Änderung in der Geldpolitik absehbar ist, dürfte sich der nominale Bärenmarkt fortsetzen. Bis zu einer Änderung in der Geldpolitik und/oder einem US-Dollar auf Talfahrt, wird es wenig Gründe geben, um am Aktienmarkt als Käufer aufzutreten.

Der Anstieg der Konsumentenpreise wird sich in den USA im nächsten Jahr, spätestens mit einer Trendwende beim US-Dollar, noch verstärken und die Rezession immer offensichtlicher werden. Wer sich mit Wirtschaft und der Konjunkturtheorie der Österreichischen Schule auskennt, der weiß, dass es keine sanfte Landung für die westlichen Volkswirtschaften geben wird, sondern eine Bruchlandung ungespitzt in den Boden. Wie bei jedem QT-Programm davor, werden die Schmerzen für die Politik und den Staat irgendwann so stark werden, dass die US-Notenbank zurückrudern und das QT-Programm vorzeitig beenden wird. Ob die Fehlallokationen in der Wirtschaft, die die Geldpolitik der EZB und Fed verursacht haben, nun über Deflation oder Inflation aufgelöst werden, ändert nichts an der Tatsache, dass wir vor der schwersten Rezession seit der 30er Jahre stehen und vor der historischen Auslöschung vermeintlicher Vermögen auf den Giralgeldkonten der Bürger. Es gibt dabei auch nichts zu retten, denn die Vermögen wurden durch die Politik bereits ausgegeben in den letzten Jahrzehnten und die Fehlallokationen geschaffen. Den Bürgern wird jetzt nur die Rechnung für die sozialistische Geld- und Fiskalpolitik der letzten Jahrzehnte gereicht. Niemand kann an diesem Prozess noch etwas ändern oder retten und auch kein vermeintliches Entlastungspaket der Regierung wird daran etwas ändern. Das Geld ist weg und die Wirtschaft an die Wand gefahren, weshalb es sich bei diesen Staatshilfen nur um reine Symbolpolitik handelt, denn am Ende des Tages muss es der Bürger ohnehin wieder zahlen.

EZB hebt Leitzins um 75 Basispunkte an

Am Donnerstag wird es eine Rede von Jerome Powell geben, sowie die Notenbanksitzung der EZB mit einer sehr wahrscheinlichen Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte. Angesichts einer historisch hohen Inflationsrate von 8,5 % liegt die EZB weit hinter der Kurve. Der neutrale Marktzins dürfte im Bereich von 12,5 % liegen, womit selbst eine Zinsanhebung 75 Basispunkte eine unverändert lockere Geldpolitik in einem unvermeidlich rezessiven Umfeld darstellt. Dies nennt man Stagflation, die ich schon Anfang 2019 für die nächste Dekade vorhergesagt habe. Es ist also alles nichts Neues und es kommt, wie es kommen muss. Man kann nicht unendlich Inflation und Fehlallokationen erzeugen, ohne dass einem das Ganze irgendwann um die Ohren fliegen wird, was wir aktuell erleben.

Dashboard IV 06.09.2022

Die Geldpolitik der EZB ist immer noch extrem locker. Der Leitzins sollte längst bei über 12 % liegen

Die Presse verkauft den Menschen diesen Zinsschritt als „Kampf gegen Inflation“, mit Aussagen, die nicht falscher sein könnten, während die Wahrheit diametral gegensätzlich ist.

„Auf jeden Fall muss diese Inflation bekämpft werden und man wird da nicht mehr so zimperlich sein. Das bedeutet, man wird eben auch in Kauf nehmen, dass die Wirtschaft weniger wächst und da führt eben kein Weg dran vorbei. Das bedeutet, dass die Europäische Zentralbank das bisher schier unvorstellbare tun wird, nämlich einen großen Zinsschritt von einem Dreiviertel Prozent.“ ntv

Niedrige Zinsen lassen eine Wirtschaft nicht schneller wachsen, sondern führen diese lediglich in eine andere Richtung, weg von einem nachhaltigen Pfad. Ebenso wenig sorgen steigende Zinsen für eine schwächere Wirtschaftsleistung, sondern sie führen diese nur wieder zurück auf den nachhaltigen Weg und vernichten die unrentablen Fehlallokationen, die erst durch künstlich niedrige Zinsen entstanden. Erst durch eine Rezession kann eine Volkswirtschaft wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückkehren.

Senken die Notenbanken Zinsen unter das natürliche Marktniveau, dann führt das am Ende des Tages immer dazu, dass eine Wirtschaft weniger stark wächst, als sie hätte wachsen können ohne Eingriff der Zentralbanken. Im schlimmsten Fall können ganze Volkswirtschaften zerstört und der Kapitalstock gänzlich vernichtet werden, wenn Notenbanken die Zinsen zu lange zu stark senken und dabei zu viel Inflation erzeugen. Künstlich niedrige Zinsen sind damit negativ für das langfristige Wirtschaftswachstum und den Anstieg des Wohlstands, während marktgerechte Zinsen das Kapital am effizientesten allozieren und somit das höchstmögliche Wirtschaftswachstum erzeugen.

Das Einzige, was an der Zinsanhebung unvorstellbar ist, ist der Abstand, mit der der Leitzins der Inflationsrate im Euroraum von 8,9 % hinterherhinkt. Eine Anhebung des Leitzinses ist längst überfällig und würde die EZB ihren Worten vom Kampf gegen Inflation Taten folgen lassen, dann müssten der Leitzins längst zweistellig sein und es dürfte kein OMT-Programm der EZB geben, mit dem sie in unbegrenzter Höhe Staatsanleihen von strauchelnden EU-Staaten aufkauft, sondern sie würde ein QT-Programm starten, ebenso wie die Fed.

Natürlich würde das das Ende der Europäischen Union bedeuten, die sofort zerbrechen und die Folgen der Politik der letzten Jahrzehnte offenlegen würde. Deshalb wird man weiter Sündenböcke suchen und finden, um weiter an der Macht zu bleiben und ggf. weiter Geld drucken, um die politische EU am Leben zu erhalten, wenn auch die Bevölkerung Europas dabei völlig verarmen wird.

Eine neue Krise in der Welt würde der US-Notenbank und der EZB jedoch die Möglichkeit geben, früher gegenzulenken und nicht erst auf einen neuen Wirtschafts- und Finanzmarktzusammenbruch zu warten. Edelmetalle, allen voran das Gold, werden in den nächsten Jahren zu den sichersten und sehr wahrscheinlich am besten performenden Investments gehören. TINA – There Is No Alternative zum Gold, denn die Aktien- und Anleihenmärkte werden in den nächsten Jahren mit den steigenden Zinsen weiter fallen, während die Rezession wüten wird.

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics, sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.