Die Märkte waren in der vergangenen Handelswoche extrem volatil. Der US-Dollar stürzte aufgrund des Wahlchaos ab, während alles andere aufgrund dieser Abwertung des Greenbacks diametral anstieg. Während der USD-Index fast auf ein Zweijahrestief bei 92 Punkten einbrach, profitierte davon der Wechselkurs des Euros zum US-Dollar mit einem Anstieg auf fast 1,19 US-Dollar je Euro. Wir hatten prognostiziert, dass auf einen Wahlsieg von Donald Trump ein stärkerer US-Dollar und ein Einbruch des Goldpreises folgen sollte, während ein Sieg von Joe Biden einen schwächeren Dollar und einen steigenden Goldpreis nach sich ziehen würde. Und so kam es, dass in der Wahlnacht der Dollar zuerst Stärke zeigte und der Goldpreis fiel, solange Trumps Chancen auf einen Sieg hoch waren und dieser vor Biden führte. Als sich das Blatt jedoch am Wahlmorgen des 4. November zugunsten von Joe Biden plötzlich drehte, brach der Dollar ein und der Euro schoss zum US-Dollar von 1,16 US-Dollar im Tief auf 1,19 US-Dollar binnen nur vier Handelstage steil nach oben.

Der US-Aktienmarkt profitierte ebenfalls von der Dollarschwäche, sodass der US-Aktienindex S&P 500 um 200 Punkte anstieg und fast ein neues Allzeithoch bei 3.566 Punkten erreichte. Der Silberpreis fiel in der Wahlnacht auf 23,20 US-Dollar und stieg seither um fast 3 US-Dollar auf 26 US-Dollar an. Der Goldpreis fiel bis Mittwochmorgen auf 1.882 US-Dollar, um in den folgenden vier Handelstagen um 80 US-Dollar auf 1.962 US-Dollar anzusteigen.

Gold in US-Dollar 09.11.2020

Die Aussicht auf einen Sieg von Joe Biden ließ den Goldpreis ansteigen

Die US-Notenbanksitzung am Donnerstag war ein Non-Event. Die US-Notenbank (Fed) hat ihre Bilanzsumme seit vier Monaten nicht ausgeweitet, während die EZB deutlich mehr Geld als die Fed gedruckt hatte. Die Europäische Zentralbank weitete ihre Bilanzsumme seit der Shutdown-Krise hingegen stärker als die Fed aus. Die US-Notenbank stellte jedoch für Dezember eine Ausweitung der Wertpapierkäufe in Aussicht, sodass im kommenden Jahr die Bilanzsumme wieder anwachsen könnte, was einen weiteren Anstieg des Goldpreises neu befeuern dürfte.

Es scheint, dass der US-Senat weiterhin von den Republikanern dominiert werden wird. Dies würde den Plänen von Biden und Harris einen Strich durch die Rechnung machen und die Expansion des Regierungsapparats, trotz eines demokratischen Präsidenten, einhegen und Washington womöglich zu einem Stillstand verdammen, der gut für die Wirtschaft wäre. Es ist immer gut für die Wirtschaft, wenn die Politik sich nicht einmischt. Die geplanten Steueranhebungen wären damit vom Tisch und die US-Wirtschaft könnte weiter anwachsen, während auch die geplanten Ausgabenprogramme sowie die Ausweitung des Wohlfahrtsstaates gebremst würden. Das Szenario eines Senats mit der Mehrheit der Republikaner ist sogar das am wenigsten inflationäre Szenario, weshalb die US-Notenbank ihre Druckerpressen wieder schneller laufen lassen dürfte, während ein neues Shutdown-Hilfsprogramm für die Wirtschaft eher vergleichsweise gering ausfallen könnte. Dieses wird scheinbar erst im kommenden Jahr verabschiedet. Dies sind Punkte, die den Gold- und Silberpreis kurzfristig eher noch belasten könnten.

Der Rohölpreis stieg in der vergangenen Handelswoche hingegen an, da Biden versprach, den Green Deal umzusetzen und nicht nur die Förderung der Fracking-Industrie zu beenden, sondern diese ganze Industrie abschaffen zu wollen. Dies würde sehr viel Angebot vom Weltmarkt nehmen, wovon der Rohölpreis langfristig profitieren dürfte. Insgesamt bleibt abzuwarten, wer die US-Wahl letztlich gewinnen wird. Je nachdem ob Trump oder Biden Präsident bleiben und wie der Rechtsstreit endet, so wird dies die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft und des Goldpreises massiv beeinflussen. Langfristig steht jetzt jedoch bereits fest, dass die USA und die Stärke des Dollars massiv unter dem Wahlergebnis leiden werden und die Bevölkerung aktuell so gespalten ist, wie zuletzt vor der Sezession der Süd- von den Nordstaaten. Gold ist und bleibt der einzig sichere Hafen auf Sicht der nächsten Jahre!

Laufende US-Wahl wird noch starke Turbulenzen verursachen

Der US-Dollar brach vergangene Handelswoche drastisch ein, wobei der Goldpreis deutlich anstieg. Der aktuell ablaufende Wahlkrimi in den USA, der die Grundfeste demokratischer Wahlen erschüttert und Unsicherheit an den Märkten erzeugt, ist die Ursache für diese Marktturbulenzen. Herausforderer Joe Biden hatte in jenen Staaten, in denen er teilweise weit abgeschlagen zurücklag, zum Ende der Auszählung überraschend aufgeholt und den amtierenden Präsidenten Donald Trump knapp überholt. Trumps Anwalt Rudy Giuliani kündigte einen großen Rechtsstreit an, um die Wahl neu auszuzählen und den seiner Meinung nach undemokratischen Wahlbetrug, für den es angeblich Hunderte von Beweisen und Indizien im ganzen Land geben soll, auf den Grund zu gehen. Die wichtigsten Anknüpfungspunkte von Trumps Wahlkampfteam sind:

  • In 2019 hatte der Gesetzgeber in Pennsylvania den Act 77 verabschiedet, der besagt, dass keine Abwesenheits-Briefwahl gezählt werden darf, die nach 20 Uhr am Wahltag eingeht, ganz so wie es die Verfassung vorschreibt und in allen Bundesstaaten gehandhabt wird. Die Deadline für Briefwahlen muss die gleiche sein, wie für die Stimmabgabe im Wahllokal, womit ein Missbrauch der Briefwahl verhindert werden soll. Vor einigen Wochen hatte der Supreme Court in Pennsylvania jedoch das Gesetz geändert, sodass Briefwahlstimmen auch später eingehen dürfen, solange sie am Wahltag von der Post abgestempelt wurden. Das Verfassungsgericht der Vereinigten Staaten könnte nun feststellen, dass die Entscheidung des Obersten Gerichts in Pennsylvania verfassungswidrig war, womit alle Briefwahlzettel, die in den Tagen danach eingingen, ungültig wären. Der US-Bundesstaat Pennsylvania dürfte in diesem Fall flippen und an die Republikaner gehen. Verfassungsrichter Samuel Alito hatte am Freitag die Anordnung erlassen, dass alle Stimmen in Pennsylvania, die nach 8 Uhr am 3. November eingingen, separiert und nicht gezählt werden dürfen.

  • Die Dominion-Wahlautomaten in einem County des Staates Michigan hatten aufgrund einer „Software-Panne“ 6.000 Stimmen zu Ungunsten von Trump falsch Joe Biden zugesprochen. Nach der Korrektur des Fehlers flippte der County von den Demokraten zurück an die Republikaner. Allein in Michigan wurde in über 47 weiteren Countys die gleiche Software verwendet, weshalb überall dort nun von Hand neu ausgezählt werden muss, was einige Tage oder Wochen in Anspruch nehmen wird. Sollte es dort ähnliche Fehler gegeben haben, so könnte Michigan ebenfalls flippen und an die Republikaner gehen.

  • Aufgrund von Betrugsvorwürfen und Unregelmäßigkeiten wird es wahrscheinlich eine Neuauszählung aller Stimmen in Georgia geben. Der State House Speaker von Pennsylvania fordert aktuell ebenso, dass „kein Kandidat, egal von welcher Partei, aufgrund von Fehlverhalten oder Misswirtschaft gewinnen sollte.“ Er bittet den „Gouverneur von PA dringend, eine Prüfung aller Stimmen durchzuführen, damit alle Pennsylvanier und der Rest der Welt Vertrauen in den Wahlprozess haben können.“

  • Das Stoppen der Auszählungen um 4 Uhr morgens in den demokratischen Bundesstaaten soll untersucht und alle ungültigen Stimmen entfernt werden. So gab es am Mittwochmorgen eine Tranche von 65.000 Stimmen in Wisconsin die zu 100 % an Biden gingen, was nach Angaben des Wahlkampfteams von Trump unmöglich sei. In Michigan wurde eine Tranche mit 130.499 Stimmen gänzlich für Biden um 4 Uhr morgens in das System gespielt. Trump vermutet hier eine Manipulation der Wahl.

Wie lange und wie stark wird dieser Wahlkrimi die Finanzmärkte und den Goldpreis beeinflussen?

Bei der US-Wahl von 2000 wurde der Streit zwischen Al Gore und George Bush, die nahezu gleich viel Stimmen hatten, über 37 Tage hinweg an den Gerichten ausgefochten. Nach der US-Verfassung müssen bis 8. Dezember alle juristischen Fragen geklärt sein. Das Electoral College wird am 14. Dezember einen neuen Präsidenten wählen. Bis dato wurde noch kein neuer 46. Präsident als Sieger dieser Wahl benannt und die Stimmen werden immer noch ausgezählt. Erst am 6. Januar wird es eine Auszählung der Stimmen des Electoral College geben und der nächste US-Präsident verkündet werden. Sobald feststeht, ob Biden oder Trump der nächste Präsident sein wird, dürften sich die Märkte beruhigen. Am 20. Januar wird letztlich der 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt werden. Gouverneurin Noem von South Dakota sagte, dass 70,6 Millionen Menschen, die für die Republikaner gewählt haben, eine Klärung der Vorwürfe verdienen und sichergestellt ist, dass es eine faire Wahl gab.

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.