Nachdem der Goldpreis das alte Jahr mit einem Preissprung auf 1.823 US-Dollar (1.704 Euro) beendet hatte, startete das neue Jahr 2023 mit einer weiteren Rallye. Der Handel schloss am Freitag bei 1.920 US-Dollar, was einem Plus von fast 100 US-Dollar binnen der ersten zwei Handelswochen entspricht. Seit Anfang November stieg der Goldpreis um beeindruckende 300 US-Dollar (+ 18,5 %) an. Gerade als die Stimmung am Goldmarkt Ende Oktober ein mehrjähriges Tief erreicht hatte und viele Investoren entnervt das Handtuch warfen, setzte die neue Rallye ein.

Der Goldmarkt war im Oktober stark überverkauft, wie die Daten der US-Terminmarktaufsicht belegen. Das Gummiband war sozusagen gespannt und konnte jederzeit zurückschnellen. Der starke Einbruch des US-Dollars Anfang November erzwang sofort Shorteindeckungen am Goldmarkt, was das Rezept für eine extrem starken Preisanstieg war. Hintergrund des Einbruchs beim US-Dollar war das überraschende Einknicken der Bank of England im Oktober, was der Bluff der Notenbanken offenlegte. Von nun an wettete der Markt darauf, dass die US-Notenbank FED ebenso einknicken würde und das Ende des Zinsanhebungszyklus in den USA nah sei und sogar neue Leitzinssenkungen im neuen Markt möglich wären.

Im Marktkommentar vom 3. Oktober 2022 schrieb ich:

Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, war noch unmittelbar vor seinem Einknicken ultra hawkish, ebenso wie es FED-Chef Powell noch ist. Nach dem historischen Einbruch des Pfunds Sterling auf nahe der Parität zum US-Dollar, schrieb ich vergangenen Montag bereits, dass ein Eingreifen der Notenbanken unmittelbar bevorstünde. Auch der Goldpreis reagierte mit einer prompten Trendumkehr und stieg von 1.616 US-Dollar auf 1.664 US-Dollar in einem Short-Squeeze an, nachdem BOE-Governor Andrew Bailey eingeknickt war.

Es ist daher logisch, dass die Märkte nun auch das Einknicken der US-Notenbank eskomptieren und die Preise der Edelmetalle nach oben schießen in Erwartung weiterer Inflation, während der USD-Index einbricht. Der Anstieg des Cable (GBP/USD) auf 1,14 US-Dollar und des Euro (EUR/USD) auf 0,99 US-Dollar seit letzter Woche ist daher keine Stärke dieser Fiat-Währungen, sondern der neuen Schwäche des US-Dollars geschuldet.

Wir sehen hier wahrscheinlich die große Trendwende für den USD-Index, sowie vorerst das Ende der Leitzinsanhebungen und somit wahrscheinlich auch die große Trendwende am Edelmetallmarkt. Ich habe mit meinen Lesern lange darauf gewartet und konnte daher meinen Premium-Abonnenten in der letzten Woche ein Kaufsignal für die Edelmetalle geben.“

Da diese Rallye primär durch den Einbruch des US-Dollars getrieben wurde, der sich noch immer im freien Fall befindet, ist es wahrscheinlich, dass dieser bullische Impuls am Goldmarkt mit einer Erholung des US-Dollars auch vorerst wieder enden wird. Der USD-Index fiel von 113 Punkte Anfang November auf aktuell 102 Punkte, was angesichts der schwächeren europäischen Wirtschaft und einer EZB, der die Hände gebunden sind, wenn sie den Anstieg südeuropäischer Zinsen nicht zulassen will, womöglich nicht nachhaltig ist.

Diametral gegensätzlich stieg der Euro von 0,97 US-Dollar im November auf mittlerweile 1,085 US-Dollar an. Der Terminmarkt zeigt, dass die Rallye beim Euro nicht nur durch Shorteindeckungen, sondern auch starke Spekulation getrieben wurde, was Potenzial für einen Long-Drop lässt, was wiederum zu einer schnellen Erholung des US-Dollars führen kann, wenn es einen exogenen Faktor gibt, der diese Entwicklung anstößt.

Silberpreis pausiert nach Preissprung

Der Silberpreis konnte im neuen Jahr hingegen nicht glänzen und trat stattdessen auf der Stelle um die Marke von 24 US-Dollar. Berücksichtigt man, dass der Silberpreis im Oktober noch bei 18 US-Dollar handelte und bis Jahresende um 35 % angestiegen war, verwundert die aktuelle Pause nicht. Bei 18 US-Dollar bot sich eine einmalige Chance, um Silber noch einmal günstig kaufen zu können, weshalb ich stets empfahl bei 18 US-Dollar wieder auf die Käuferseite zu wechseln, nachdem ich in der ersten Jahreshälfte 2022 bärisch gewesen bin.

Anders als am Goldmarkt, wo der Terminmarkt noch immer neutral ist und es grundsätzlich noch viel Luft nach oben gibt, sind bereits viele Spekulanten Long positioniert am Silbermarkt. Mit einem CoT-Index zum Open Interest von nur noch 25 Punkten kann eine Korrektur jederzeit eintreten und diese sogar stark ausfallen. Mit einer Erholung beim US-Dollar könnte es daher beim Silber auch zu einer stärkeren Korrektur kommen. Positiv hingegen ist, dass auch noch etwas Luft bei Silber nach oben vorhanden ist seitens des Terminmarktes, sofern der Goldpreis weiter ansteigen kann.

Kurzfristig hat sich der Silberpreis um die Marke von 24 US-Dollar eingekeilt. Je nachdem wie sich der Goldpreis nun entwickelt, ob er korrigiert oder weiter haussiert, wird der Silberpreis auch nach oben oder unten aus seiner Formation ausbrechen und damit die Richtung für die nächsten Wochen vorgeben. Kurzfristig scheint die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur höher zu sein als für einen weiteren Preisanstieg. Sollte der Silberpreis ohne exogene Faktoren dennoch nach oben ausbrechen und weiter ansteigen, so sollte man am starken Widerstand bei 28 US-Dollar alle Gewinne auf kurz- bis mittelfristige Sicht mitnehmen.

Goldminenaktien gehen durch die Decke

Der Goldpreis stieg in den letzten beiden Monaten so schnell an, dass viele Marktteilnehmer dies nicht wahrgenommen haben. Der HUI-Goldminenindex sprang in der gleichen Zeit von 180 auf 260 Punkte an, was einem Plus von 45 % entspricht. Der Test des langfristigen Aufwärtstrends bei 180 im letzten Sommer bot eine einzigartige Chance auf günstige Kaufkurse vor dem Start eines neuen Bullenmarktes, weshalb ich hier unablässig zum Kauf geraten hatte.

Im Gegenteil erwarte ich, nach einer Pause im aktuellen Anstieg, in diesem Jahr die Fortsetzung dieser Rallye bei den Minenaktien. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Märkte verstehen, dass eine Manipulation des Zinsmarktes nicht ohne neues Drucken von Geld aus dem Nichts möglich sein wird, dann sollte es zu einer schnellen Neubewertung des Goldpreises und insbesondere der Minenaktien kommen. Wie man am folgenden Chart sieht, sind die Minenaktien im Vergleich zum aktuellen Goldpreis deutlich unterbewertet und trotz des Kursanstiegs noch immer sehr günstig.

Marktkommentar 16.1.2023 Bild 1

Die Minen sind zum aktuellen Goldpreis noch immer viel zu günstig und es gibt Aufholpotenzial

US-Inflationsrate bei 6,5 % – Markt erwartet Zinssenkungen

Trotz einer immer noch hohen Inflationsrate in den USA von 6,5 % im Dezember, die in der letzten Woche oberhalb der Flüsterschätzung des Marktes lag, fiel die Erwartung für eine Leitzinsanhebung der US-Notenbank im Februar deutlich, worauf die Anleihen, Aktien und Gold weiter anstiegen konnten. Der Markt rechnet aktuell mit einer Wahrscheinlichkeit von 93 % mit einer Zinsanhebung von nur noch 25 Basispunkten im Februar, sowie noch einmal im März. Dies hatte die Dollarschwäche zuletzt noch einmal verstärkt, insbesondere da nun sogar Zinssenkungen in diesem Jahr eingepreist werden. Der Markt glaubt, die Inflation sei unter Kontrolle, was angesichts der Verdoppelung der US-Geldmenge unwahrscheinlich ist. Im Gegenteil könnte sie für längere Zeit hoch bleiben und angesichts dessen, dass die Leitzinsen eigentlich 4 Prozentpunkte oberhalb der Inflationsrate liegen sollten, dürfte der Fed kein Spielraum bleiben, um die Zinsen erneut zu senken.

Marktkommentar 16.1.2023 Bild 2

Der Leitzins nähert sich langsam der Inflationsrate an, doch sollte dieser deutlich oberhalb der Inflationsrate liegen

Abgesehen davon würde eine erneute Zinssenkung keine positiven Effekte auf die Wirtschaft haben (Was sie nie hatten), da einerseits die vom Markt geforderten höheren Zinsen auf der hohen Inflationsrate beruhen, die durch die Ausweitung der Basisgeldmenge entstand und nicht durch einen Anstieg der Zinsen aufgrund von Kreditausfällen. Andererseits wurden die Fehlallokationen noch nicht bereinigt, sodass mehr Geld, dass man in die Wirtschaft wirft, kein weiteres Wirtschaftswachstum nach sich ziehen kann, sondern die Stagnation und letztlich die Rezession nur noch verschlimmern würde.

Die Märkte glauben, es könnte alles so weitergehen, wie in den letzten 40 Jahren, als durch sukzessive Zinssenkungen immer neue künstliche Konjunkturaufschwünge herbeigezaubert wurden, ohne dass dabei Inflation entstand. Einmal bei Nullzinsen angekommen, kann dieser Prozess des Schuldenaufbaus nicht mehr fortgesetzt werden und die Illusion keynesianisch sozialistischer Geldpolitik und Wirtschaftssteuerung findet ihr trauriges Ende in einer großen Depression, die sich nicht weiter hinausschieben lässt.

Deshalb prognostizierte ich bereits in 2019 in vielen Artikeln, Interviews und Webinaren, dass wir ab 2020 ein Jahrzehnt der Stagflation durchleben werden, in dem wir nun mitten drinnen stecken und das uns noch viele Jahre mit weiteren Inflationsspitzen begleiten wird. Der Fall für Gold ist klar – weiter akkumulieren, um Vermögen vor der Enteignung durch die Inflationssteuer zu schützen und darüber hinaus zusätzlich ein Vermögen mach zu können.

Inflation höher als die Politik zugibt

Die Inflation in den USA und Europa ist in Wahrheit viel höher als die von den staatlichen Statistikämtern berechneten Warenkörbe, die diese systematisch zu niedrig ausweisen. Die US-Konsumentenpreise stiegen im Dezember offiziell nur um 6,5% an, weshalb viele Investoren glauben, die Inflation sei unter Kontrolle, Zinsen könnten wieder sinken und Aktienmärkte erneut haussieren. Betrachtet man diesen Konsumentenpreisindex jedoch nach der alten Berechnungsmethode bis 1980, so lag die US-Inflationsrate im Dezember bei 14,5%, ganze 8% oberhalb der neuen Berechnungsmethode.

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Die systematische Schönrechnung der Geldentwertung hat Methode, denn je höher die offizielle Inflationsrate ist, desto höher sind auch die Marktzinsen, wodurch die staatliche Schuldenfinanzierung deutlich erschwert oder gar unmöglich wird. Je niedriger die Inflation hingegen ausgewiesen wird, desto niedriger die Zinsen, desto mehr finanziellen Spielraum hat eine Regierung und desto erfolgreicher ist die Enteignung der Bevölkerung über die Inflationssteuer, die sogenannte Finanzielle Repression.

Trotz der harschen Diskrepanz zwischen der wahrgenommenen Preissteigerung in den Supermärkten und der staatlich veröffentlichten Inflationsrate, glauben die Märkte den offiziellen Statistiken und Investoren richten ihre Investitionen danach aus. Die Anleihen- und Aktienmärkte profitieren nominell dadurch und kurzfristig scheint es als würden die Rechnung der Investoren aufgehen, doch am Ende des Tages wird diese Fehleinschätzung reale Verluste bringen. Wer bis Ende der Dekade an Aktien- oder Anleihen festhält, der dürfte feststellen, wie Ende der siebziger Jahre, dass die Kaufkraft dieser Investments im Verhältnis zum Goldpreis stark eingebrochen ist. Gold wird am Ende des Tages immer entsprechend der wahren Inflationsrate im Preis steigen, unabhängig davon, wie sehr die öffentlichen Inflationsraten manipuliert wurden. Nicht umsonst hat der Goldpreis mit einer durchschnittlichen Rendite von 9,1% pro Jahr in den letzten 22 Jahren, die meisten Aktienmärkte, wie den DAX, Dow Jones oder S&P500 outperformt.

Gerade jetzt, da die Inflation und die Zinsen angestiegen sind, hoch bleiben und womöglich in den nächsten Jahren neue Hochs erreichen werden, sind Anleihen- und Aktien keine Alternative, da eine schwere Rezession in den nächsten Jahren unausweichlich ist. Auf der anderen Seite wird der Goldpreis mindestens die Inflation ausgleichen und Goldminenaktien dürften darüber hinaus große reale Gewinne bringen.

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Gold brachte Investoren in den letzten 22 Jahren eine durchschnittliche Jahresrendite von 9,1 %, mehr als die meisten Aktienmärkte weltweit

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics, sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.