Die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank hoben in der vergangenen Handelswoche ihren Leitzins um jeweils 25 Basispunkte auf eine Spanne zwischen 5,25 % (Fed) und 4,25 % (EZB) an, was längst an den Börsen eingepreist war. Nachdem jedoch auch das US-Bruttoinlandsprodukt mit annualisierten 2,4 % stärker ausfiel als die erwarteten 1,8 %, kam es zu einem Abverkauf am Gold- und Silbermarkt am Donnerstagnachmittag. Der Goldpreis fiel dabei vom Tageshoch um 40 US-Dollar auf 1.942 US-Dollar und der Silberpreis verlor 1,1 US-Dollar auf 24,10 US-Dollar. Wichtige Unterstützungen wurden dabei gebrochen und die Bären gewinnen erneut die Oberhand.

Marktkommentar 31.07.2023 Bild 1

Fed und EZB hoben Leitzinsen erneut an. Eine Rezession scheint unausweichlich

US-Notenbankchef Jerome Powell und EZB-Chefin Lagarde sagten beide, dass man datenabhängig über einen weiteren Zinsschritt zur Sitzung im September entscheiden wolle. Bis dahin stehen noch zwei Arbeitsmarktberichte und zweimal Inflationszahlen an, die die Märkte stark beeinflussen werden. Nach den Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Zinsschritt in den USA aktuell bei 20 %.

Lagarde war in ihrer Pressekonferenz hingegen dovisher und die Märkte glauben aktuell, dass es in Europa keinen weiteren Zinsschritt mehr geben wird. Der Euro, der in einer Kaufpanik in der vorletzten Woche noch bei 1,13 US-Dollar handelte, fiel wieder zurück auf die Unterstützung bei 1,10 US-Dollar. Der vom Markt totgeglaubte US-Dollar erholte sich hingegen wie der Phönix aus der Asche und stieg diametral gegensätzlich um 3 % auf 102 Punkte bis an einen mittelfristigen Abwärtstrend im USD-Index an. Kann dieser Abwärtstrend in den nächsten Wochen überwunden werden, so würde ein Short-Squeeze beim US-Dollar den Goldpreis mit hoher Wahrscheinlichkeit zurück auf die Unterstützung bei 1.900 US-Dollar drücken.

Der US-Dollar stieg wieder an den Abwärtstrend an

Marktkommentar 31.7.2023 Bild 3

Der Euro fiel zurück auf 1,10 US-Dollar. Fällt diese Unterstützung, dann trübt sich das charttechnische Bild stark ein

Angesichts der Gemengelage eines stärkeren US-Dollars, starken Wirtschaftsdaten, Zinsanhebungen und der Aussicht auf eine weitere Zinsanhebung, hielt sich der Goldpreis in der letzten Woche überraschend stark. Auch ein stärkerer Rückgang wäre hier denkbar gewesen. Es ist möglich, dass diese Stärke aktuell auf der noch andauernden Euphorie der letzten Monate gründet und Spekulanten ihren Einsatz nun erhöhen. Dies würde jedoch einen umso starken Abverkauf in den kommenden Tagen und Wochen nach sich ziehen, wenn Bullen aufgrund einer ausbleibenden Rallye entnervt beginnen das Handtuch zu werfen.

Marktkommentar 31.7.2023 Bild 4

Die Goldminen mussten sogar in Minus von 2,7 % verbuchen

Der Anstieg des Goldpreises von 1.600 US-Dollar auf 2.000 US-Dollar basiert auf der Annahme einer bald wieder lockereren Geldpolitik durch Zinssenkungen seitens der Fed. Die einen glauben, die Zinsen würden bald gesenkt werden, weil die Inflationsraten rückläufig sind und die Wirtschaft stark sei und die anderen glauben eine Rezession würde die Fed zu einer Zinssenkung zwingen. Ich kann beiden Vorstellungen nur wenig abgewinnen und erwarte vielmehr neue QE-Programme zur Stabilisierung eines gewissen Zinsniveaus und zur weiteren Rekapitalisierung des Kreditgeldsystems beim Auftreten einer Rezession. Neue QE-Programme wären natürlich bullisch für den Goldpreis, doch bis es so weit kommt, könnten die Zinsen auf hohem Niveau länger verharren, als sich das die meisten Investoren aktuell vorstellen können.

Nur wenige glauben, dass die Zinsen für längere Zeit auf diesem hohen Niveau bleiben werden und so gut wie niemand kann sich vorstellen, dass diese inflationsinduziert vielleicht sogar weiter angehoben werden müssen, nach einem QE-Programm. Auch in den siebziger Jahren hätte sich wohl niemand erträumt, dass es drei Inflations- und Zinsanhebungswellen bis auf 20 % geben würde. Entweder es kommt mit neuen QE-Programmen als Reaktion auf eine Rezession zu einer neuen Welle oder aber die Fed lässt den Markt in einem deflationären und rezessiven Umfeld absaufen, was nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch den Gold- und Silberpreis unter Druck bringen würde.

Während ich Ende 2019 sofortige QE-Programme als Antwort auf die damals unmittelbar bevorstehende Kredit- und Wirtschaftskrise prognostizierte, könnte ich mir diesmal vorstellen, dass die Notenbanken der Deflation erst etwas Zeit geben, bevor sie neue Liquidität ins System pumpen werden. Auf Sicht der nächsten Jahre bin ich sehr optimistisch für die Edelmetallpreise und Minenaktien, doch kurzfristig sollte man demütig bleiben und beherzigen, dass Schmerzen für Spekulanten und Investoren gerade am Edelmetall- und Minenmarkt regelmäßig maximiert werden, bevor eine neue Rally erfolgt. Da ich auf Sicht von 1-2 Jahren sehr bullisch bin, sehe ich in deutlichen Rücksetzern in den nächsten Wochen und Monaten die Chance für günstige Käufe. Sollte der Goldpreis ohne neue Faktoren in den nächsten Wochen schon über 2.000 US-Dollar ausbrechen, so müsste man sich die Frage stellen, ob eine neue große Krise womöglich bereits in naher Zukunft liegt.

Schützen Sie Ihr Vermögen proaktiv mit meinem Premium-Marktkommentar, der Ihnen noch mehr Hintergründe und Anlageempfehlungen liefert, damit Sie bestmöglich in Edelmetalle investieren können.

Abonnieren Sie jetzt meinen Premium-Marktkommentar und seien Sie einen Schritt voraus.

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.