Die Edelmetallpreise konnten sich in der letzten Woche im Umfeld eines schwächeren US-Dollars erholen. Der Goldpreis stieg um 1,9 % auf 1.845 US-Dollar, nachdem die Bullen den Rücksetzer an die wichtige Unterstützung bei 1.800 US-Dollar gekauft und die Bären dort Gewinne mitgenommen hatten. Der Silberpreis verbuchte ein Wochenplus von 3 %, nachdem der Preis über fast vier Wochen hinweg nur gefallen war und mit 20,50 US-Dollar den niedrigsten Stand seit Juli 2020 erreicht hatte. Möglich macht diese Gegenbewegung ein schwächerer US-Dollar und ein stärkerer Euro, die beide eine kurzfristige Trendwende vollzogen. Der US-Dollar hatte den steilen Aufwärtstrend gebrochen, in dem er mit 105 Punkten im USD-Index auf den höchsten Stand seit 2002 angestiegen war. Dies ist ein Indiz dafür, dass es zu einer kurzfristigen technischen Dollarschwäche kommen könnte, die eine Erholung der Edelmetallpreise begünstigen würde.

Dashboard 23.05.22

Die Edelmetallpreise konnten sich in der letzten Handelswoche erholen 

Diametral gegensätzlich war der Euro vor einer Woche mit 1,035 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit 2002 gefallen. Der Bruch der langjährigen Unterstützung bei 1,05 US-Dollar war grundsätzlich ein bärisches Indiz, doch nachdem es zu einer Umkehr kam und der Euro zwei Widerstände zurückerobern konnte, decken sich die Shortspekulanten erst einmal ein und die Bullen setzen auf eine erste Erholung des Euros, die durchaus bis in den Bereich von 1,09 US-Dollar bis 1,10 US-Dollar gehen könnte.

Dashboard II 23.05.22

Nachdem der Euro ein 20-Jahrestief erreicht hatte, drehte der Wechselkurs 

Das BIP der EU stieg nach offiziellen Angaben im ersten Quartal um 0,2 % zum Vorquartal, während die Preise in der Europäischen Union zum Vormonat um 0,6 % und zum Vorjahr um 7,4 % angestiegen waren, was im Rahmen des Marktkonsens lag. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex ist in der EU ebenso geschönt, wie in den USA, weshalb die wahre Teuerung um einige Prozentpunkte höher liegen dürfte, als man offiziell ausweist. Richtig berechnet würde die europäische Wirtschaft nicht stagnieren, sondern längst klar eine Rezession ausweisen, in der sich die EU aufgrund der steigenden Zinsen, der hohen Schuldenstände, der Sanktionen und dem Krieg in Europa zweifelsohne befindet.

Aufgrund der hohen Schulden in den einzelnen europäischen Staaten ist eine neue Euro- und Kreditkrise bei inflationsinduziert weiter steigenden Zinsen eine zwingend logische Folge. Die Europäische Zentralbank wird am Ende des Tages nur mit dem neuerlichen Drucken von Geld den Zerfall der politischen Union verhindern können, auf Kosten der Kaufkraft des Euros und des Wohlstands der Europäer. Eine weitere deutliche Abwertung des Euros ist in den kommenden Jahren unausweichlich, weshalb eine Absicherung der Ersparnisse über ein Investment in Gold und Silber für den Bürger die einzige Möglichkeit sein wird, um sich vor der Enteignung zu schützen.

Da die US-Notenbank mit ihren Zinsanhebungen eine viel restriktivere Geldpolitik als die EZB fährt, liegt die mittelfristige Tendenz immer noch bei einem stärkeren US-Dollar, weshalb wir aktuell nur von einer kurzfristigen korrektiven Gegenbewegung beim USD-Index ausgehen. Entgegen dem leichten Wachstum in Europa, war das BIP in den USA im ersten Quartal des Jahres überraschend um 0,36 % (-1,4 % annualisiert) geschrumpft. Nicht einmal die kreative Statistik vermochte es, noch ein vermeintliches amerikanisches Wirtschaftswachstum zu zaubern. Offiziell stiegen die Preise in den USA im April um 8,3 %, doch inoffiziell lag die Teuerungsrate bei 16,5 % zum Vorjahr, zieht man die alte Berechnungsmethode heran, die man bis 1980 genutzt hatte. Richtig berechnet befindet sich die US-Wirtschaft, ebenso wie die Europäische Wirtschaft, seit langer Zeit in einer Rezession, welche die Politik nur zu verschleiern versucht. Es handelt sich lediglich um potemkinsche Dörfer, die absichtlich für die Bürger errichtet werden und eine heile Welt vorgaukeln sollen, damit sie die Verarmung, Enteignung und Entschuldung über Inflation in einer Rezession nicht wahrnehmen. Und wenn sich doch Unmut wegen steigender Preise breit macht, dann sind Putin oder alternativlose Lockdowns die Schuldigen, doch die Politik ist mit der teuren Umverteilung zugunsten eines 9-Euro-Tickets der Retter in der Krise, wobei der Steuerzahler das Ticket über höhere Steuern oder den stärkeren Anstieg anderer Preise selbst bezahlt.

Dashboard III 23.05.22

Die wahre Inflationsrate in den USA ist so hoch wie zuletzt im Zweiten Weltkrieg 

Die sanfte Landung der Wirtschaft, die sich FED-Chef Jerome Powell wünscht, wird es nicht geben. Die US-Notenbank will vermeintlich die Wirtschaft abbremsen, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, ohne das Wachstum zu stark zu hemmen. Diese komplette Aussage strotzt vor Unsinnigkeit, Lächerlichkeit und Unmöglichkeit. Die Inflation lässt sich nicht über den Anstieg der Zinsen einhegen, da sie durch das Drucken von Geld durch die Notenbanken entstand und nicht durch eine „gewöhnliche“ Expansion der Kreditgeldmenge. Der einzige Weg, um die Inflation auszubremsen, wäre dem Markt all das Geld, das man zur vermeintlichen Stimulierung gedruckt hat, wieder zu entziehen. Schon nach den letzten QE-Programmen in Folge der Krise von 2008 gelang dies nicht und es ist auch diesmal nur eine Frage der Zeit, bis die FED ihr QT-Programm wieder beenden und auf den alten Kurs der Geldmengenexpansion zurückkehren wird.

Entzieht die FED dem Markt das Geld, dann kollabieren die Aktienmärkte und anstatt einer sanften Landung wird die US-Wirtschaft im Sturzflug in den Boden gerammt. Druckt die FED weiter, so wird der Sturzflug zwar abgeflacht, doch dadurch verlängert sich der Sinkflug nur und am Ende wird die Wirtschaft ebenso am Boden der realen Wirtschaftsfakten zerschellen, mit dem Unterschied dass dann auch noch die Vermögen der Bürger getroffen werden und auch diese in Flammen aufgehen werden. Es wird keine sanfte Landung geben, da sich die Notenbanken durch die planwirtschaftliche Festsetzung der Zinsen über die letzten 40 Jahre längst in eine Ecke gepinselt haben. Es gibt nur noch die Wahl zwischen Depression und noch schlimmerer Depression, wobei die Politik letzteres wählen wird, da sie dabei ihre eigenen Köpfe retten kann.

Der Einbruch am Aktienmarkt bei bisher marginal gestiegenen Zinsen in diesem Jahr ist ein Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Jahren bei weiter steigenden Zinsen kommen wird. Ich sagte im letzten Jahr bereits, dass steigende Zinsen die Unternehmensgewinne auffressen und die Aktienmärkte einbrechen werden, sodass der Standardaktienmarkt bis Ende des Jahrzehnts im Vergleich zum Goldpreis über 90 % seines Wertes verlieren wird. Wenn man den Dow Jones wieder für eine Unze Gold kaufen kann, dann wird könnte die Depression ihr Ende finden, doch bis dahin werden noch einige Jahre vergehen.

Bis dahin stellen Edelmetalle, allen voran Gold und Silber, sowie Minenaktien, den besten Schutz für Vermögen dar, mit denen man sogar noch Gewinne einstreichen kann. Die Politik hat den Karren längst an die Wand gefahren und man sollte jetzt clever agieren, um Vermögen zu schützen und zu mehren, denn große Krisen bieten auch große Chancen, um Vermögen neu zu erschaffen!

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.