Haben Sie in den vergangenen Tagen die Entwicklung an der Börse verfolgt? Da schossen am vergangenen Donnerstag die Aktien von Daimler, BMW und Volkswagen nach oben und zogen den DAX kräftig mit. Grund war, dass sich die Topmanager der deutschen Autoindustrie am Mittwoch mit US-Botschafter Richard Grenell getroffen und über den Handelskrieg gesprochen hatten. Demnach hätten die Chefs von Daimler, BMW, Volkswagen und des Zulieferers Continental deutlich gemacht, dass sie sich einen Abbau der hohen europäischen Zölle auf Autos aus den USA vorstellen könnten. Da keimte bei Investoren die Hoffnung auf, dass US-Strafzölle auf in Europa gebaute Autos doch noch vermieden werden könnten.

Diese Hoffnung teile ich in keinster Weise, denn US-Präsident Donald Trump hat diesen Vorschlag bereits vor Wochen gemacht. Demnach würden die USA und Europa wechselseitig die Zölle auf Autos abschaffen. So müsste Europa die Zölle auf US-Autos von zehn Prozent auf null senken. Was wäre aber, wenn sich die Autokäufer in Europa trotz der sinkenden Preise mit dem Kauf von US-Fahrzeugen, beispielsweise von Ford zurückhalten würden? Die allerwenigsten Käufer, die einen Mercedes, einen BMW, einen Audi, oder gar einen Porsche besitzen, würden wohl einen Ford erwerben, nur weil er ein paar Prozent billiger wird, oder? Wie würde es Trump den Amerikanern aber dann erklären, dass die Europäer ziemlich wenig Lust auf US-Autos hätten?

Handelskrieg bedeutet enormes Risiko für die Weltwirtschaft

Ich bin vielmehr der Überzeugung, dass Trump den Handelskrieg mit Deutschland weiterhin energisch anheizen wird, weil es Trump ein großer Dorn im Auge ist, dass die deutsche Autoindustrie so erfolgreich ist. Trump dürfte zudem den Handelskrieg mit China weiter anheizen, weshalb sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft zunehmend eintrüben sollten. China hat ihn als den „größten Handelskrieg der Geschichte“ bezeichnet. Deswegen sind in den vergangenen Monaten eine Reihe von Konjunkturdaten deutlich nach unten gedreht, gerade aus der Euro-Zone, ist sie doch stark abhängig vom Export. In dem Umfeld ziehen über dem weltweiten Aktienmarkt dunkle Wolken auf. Aus diesem Grund notiert der DAX trotz der jüngsten Erholung um rund 1.000 Punkte unter dem Rekordhoch vom 23. Januar.

Hingegen hat sich der S&P500 ganz gut gehalten und liegt nur um wenige Prozent unter dem Rekordhoch. Die Investoren sind der Überzeugung, dass die US-Wirtschaft einen Handelskrieg besser überstehen werde als exportabhängige Volkswirtschaften, wie China und Deutschland. Allerdings teilt der Anleihenmarkt den Optimismus der Investoren am Aktienmarkt in keinster Weise – ganz im Gegenteil. So sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen allmählich im Rückwärtsgang und zeigen damit eine Eintrübung der Perspektiven für die US-Wirtschaft an.

Perspektiven für die US-Wirtschaft sind so schlecht wie seit elf Jahren nicht mehr

Diese Einschätzung bestätigt die Zinsstrukturkurve eindrucksvoll, sie wird von Tag zu Tag flacher. So ist der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen auf nur mehr 29 Basispunkte (0,29 Prozentpunkte) kollabiert. Das ist das niedrigste Niveau seit September 2007. Der Anleihenmarkt schätzt die Perspektiven für die US-Wirtschaft also als so schlecht ein wie schon seit elf Jahren nicht mehr! Wenn man von den Zinsen für zehnjährige Papiere jene für zweijährige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente übrig. Schauen Sie sich mal den Chart für den Zinsaufschlag im Internet an – da wird einem angst und bange.

Steigender Dollar belastet den Goldpreis

Vor dem Hintergrund macht die Party am Aktienmarkt in den USA keinerlei Sinn. Genauso wenig macht es Sinn, dass der Goldpreis in die Nähe des Elf-Monats-Tiefs gesunken ist, ehe er sich etwas erholt hat. Er hat nur von einem Faktor Gegenwind: dem steigenden Dollar. Wegen des Handelskriegs greifen Investoren zum Dollar und treiben ihn so oben. Bleibt nur die Frage, wie lange der Dollar noch steigen wird. Immerhin sorgt er dafür, dass sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft zusätzlich eintrüben, weil bei steigendem Dollar US-Produkte im Ausland teurer werden, während ausländische Produkte in den USA billiger werden. Das belastet die US-Wirtschaft.

Ich gehe daher davon aus, dass Trump schon bald versuchen wird, den Dollar nach unten zu reden. Der US-Präsident hat sich wiederholt als Anhänger eines schwachen Dollar gezeigt. Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow hat zuletzt die US-Notenbank aufgefordert, bei ihren Zinserhöhungen langsamer voranzugehen. So versucht die Trump-Regierung Druck auf die Notenbank auszuüben. Sollte Fed-Chef Jay Powell tatsächlich auf Trumps Druck reagieren und bei der Verschärfung der Geldpolitik langsamer vorangehen als bislang angekündigt, würde das den Dollar belasten.

Ich bin allerdings weiterhin der Überzeugung, dass Powell mit den Zinserhöhungen weitermachen wird, um endlich mal etwas Luft aus der gigantischen Blase am US-Aktienmarkt herauszulassen. Weitere Zinserhöhungen belasten allerdings die hochverschuldete US-Wirtschaft erheblich, womit sich wiederum die Perspektiven für den Aktienmarkt eintrüben. Sollte es in den nächsten Monaten zu einem kräftigen Kursrutsch kommen – was ich erwarte – sollte der sichere Hafen Gold plötzlich bei Investoren sehr gefragt sein.

Unter der Oberfläche des US-Aktienmarkts brodelt es gewaltig, weshalb es jederzeit zu einem Einbruch kommen kann. In dem Umfeld sollte Gold als sicherer Hafen gefragt sein. Ich halte es daher für ratsam, die Zeit zu nutzen, um die Goldbestände weiter aufzustocken, zumal das Edelmetall auf Euro-Basis derzeit genau so wenig kostet wie vor einem Jahr.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.