US-Zinserhöhungen und die Aussicht auf weitere bedeuten oftmals Gegenwind für Gold. Diesmal dürfte es allerdings ganz anders sein als sonst. Umso wichtiger ist es, auf das Edelmetall als sicheren Hafen zu setzen.

Mit den Ergebnissen der jüngsten Sitzung hat die US-Notenbank Investoren schockiert, woraufhin der S&P500 eingebrochen ist und den DAX mit nach unten gerissen hat. Auf eine derartige „Bescherung“ hätten viele Anleger sehr gerne verzichtet. Inzwischen notiert der US-Index am 14-Monats-Tief, während der DAX auf Zwei-Jahres-Tiefs abgestürzt ist. Hingegen hat der Goldpreis nach der Fed-Sitzung minimal nachgegeben, weil der Dollar nach den geplanten Maßnahmen der Fed kurz ein wenig gestiegen war. Die Pläne der Fed sprechen allerdings dafür, dass das Comeback des Edelmetalls in den nächsten Monaten deutlich Fahrt aufnehmen sollte.

US-Notenbank entzieht der Wirtschaft hunderte von Mrd. Dollar

Die US-Notenbank hat die Leitzinsen um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 2,25 bis 2,5 Prozent angehoben. Während das viele Investoren erwartet hatten, hat die Fed mit ihren Plänen für 2019 Investoren völlig auf dem falschen Fuß erwischt. So will Fed-Chef Jay Powell im kommenden Jahr die Leitzinsen zweimal anheben. Nachdem zuletzt bei Anlegern aber Sorgen vor einer möglicherweise heraufziehenden US-Rezession hochgekocht waren, woraufhin der S&P500 auf 14-Monats-Tiefs eingebrochen war, hatten Investoren mögliche Zinserhöhungen für 2019 am Markt für Fed Funds Futures, also Derivate auf die US-Leitzinsen, allerdings praktisch komplett ausgepreist.

Zudem hat Powell angekündigt, dass der Bilanzabbau der Fed im kommenden Jahr per „Autopilot“ weitergehen soll. Die US-Notenbank will also weiterhin für insgesamt 50 Mrd. Dollar pro Monat Staats- und Hypothekenanleihen verkaufen. Damit entzieht die Fed dem Finanzkreislauf und damit der US-Wirtschaft 600 Mrd. Dollar pro Jahr – das sind horrende 2,9 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung – und belastet die Wirtschaft damit erheblich.

Powell hat die Pläne der Fed damit begründet, dass die US-Wirtschaft stark sei, weshalb weitere graduelle Zinserhöhungen angemessen seien. Der Fed-Chef hat allerdings „vergessen“ zu erwähnen, dass das zuletzt kräftige Wirtschaftswachstum allein auf dem starken Schuldenanstieg bei Staat, privaten Haushalten und Unternehmen beruht.

Wenn die kräftige Steuersenkung von US-Präsident Donald Trump Ende 2018 ausläuft, während sich der Handelskrieg mit China weiter verschärft, dürfte die Fed mit weiteren Zinserhöhungen die hochverschuldete US-Wirtschaft 2019 unweigerlich in die Rezession schicken. Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass es ab dem Sommer soweit sein sollte. Darauf deutet der Kurseinbruch bei den Aktien der Hausbaufirmen, bei denen der Autohersteller General Motors und Ford, und zuletzt auch beim KBW Nasdaq Bank Index, der die Kursentwicklung der US-Banken widerspiegelt, klar hin.

US-Wirtschaft ist rapide auf dem Weg in eine Rezession

Wegen der Sorge vor einer heraufziehenden Rezession sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 2,76 Prozent gesunken, damit liegen Sie in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit Anfang Februar. Obwohl die Fed seit damals die Leitzinsen viermal um insgesamt 100 Basispunkte angehoben hat, sind die Zinsen auf zehnjährige Anleihen auf das damalige Niveau gesunken. Damit warnt der Anleihenmarkt die Fed eindringlich mit Ihren Zinserhöhungen Schluss zu machen.

Wie groß die Ängste der Investoren inzwischen sind, zeigt die Zinsstrukturkurve unmissverständlich. So ist der Zinsaufschlag für zehnjährige Anleihen gegenüber zweijährigen auf 10 Basispunkte kollabiert. Das ist der niedrigste Wert seit August 2007. Der US-Anleihenmarkt schätzt die mittel- und langfristigen Perspektiven der US-Wirtschaft damit als so schlecht ein, wie seit mehr als elf Jahren nicht mehr. Wahnsinn, oder? Wenn man von den Zinsen für zehnjährige Anleihen jene für zweijährige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente übrig.

In dem Umfeld dürfte die Zinsstrukturkurve schon sehr bald invers werden, die Zinsen für zehnjährige Anleihen würden also niedriger sein als für zweijährige. Das wäre ein sicheres Signal für eine Rezession – vor den vergangenen neun Rezessionen in den USA war die Zinsstrukturkurve immer invers. Dass die Fed trotz dieses enormen Risikos dennoch zwei Anhebungen für 2019 in Aussicht gestellt hat, kann ich daher nur so interpretieren, dass die Fed einen Crash am Finanzmarkt, gerade am Aktienmarkt, auslösen möchte. Bislang ist die Fed ziemlich „erfolgreich“ dabei.

Gold wird als sicherer Hafen zunehmend wichtiger

Wie ich in den vergangenen Monaten wiederholt geschrieben habe, gehe ich davon aus, dass sich der Kurseinbruch beim S&P500 in den nächsten Monaten fortsetzen dürfte, was auch den DAX weiter mit nach unten reißen würde. Im Gegenzug sollten Investoren in den sicheren Hafen Gold flüchten. Gleichzeitig könnte im Umfeld einer heraufziehenden US-Rezession, der Dollar allmählich nach unten drehen, nicht nur gegenüber dem Yen, sondern auch gegenüber anderen Währungen, wie dem Euro. Damit bekäme der Goldpreis von einer weiteren Seite Rückenwind. Gleichzeitig stützen die sinkenden Zinsen für zehnjährige US-Anleihen die Notierung des Edelmetalls.

Die Perspektiven für Gold werden von Tag zu Tag besser. Die US-Wirtschaft dürfte im Sommer 2019 in eine Rezession abrutschen, wegen dieser Aussicht sollte sich der Kursrückgang beim S&P500 beschleunigen, während der Dollar allmählich nach unten drehen könnte. Daher kann ich Ihnen weiterhin nur empfehlen, die meiner Meinung nach sehr günstigen Goldpreise zu nutzen, um Ihre Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.