Der Goldpreis sank zum Wochenbeginn um 40 US-Dollar auf 2.353 US-Dollar, wobei es sich um Gewinnmitnahmen nach dem starken Preisanstieg der letzten Woche handeln dürfte. Der Goldpreis stieg in der vergangenen Handelswoche um 2,8 % an, während der Silberpreis sogar um 8,4 % nach oben sprang. Am Montag gab Silber jedoch wieder einen US-Dollar auf 30,50 US-Dollar ab, wobei dieser noch immer oberhalb der Unterstützung bei 30 US-Dollar handelt. Der starke Preisanstieg der letzten Woche gründete auf neuen Hoffnungen, die US-Notenbank Fed könnte ihre Zinssätze bereits im September senken, nachdem es eine Reihe von schlechten Wirtschaftsdaten gab. Auch die Goldminenaktien zählten zu den großen Gewinnern der letzten Woche. Der HUI-Goldminenindex stieg mit einem Plus von 6 % etwa doppelt so stark wie der Goldpreis selbst.

Der Silberpreis war mit einem Plus von 8,4 % der große Gewinner in der letzten Handelswoche

Der Silberpreis war mit einem Plus von 8,4 % der große Gewinner in der letzten Handelswoche

Physische Goldnachfrage

Im ersten Halbjahr 2024 verbuchte der Goldpreis mit einem Anstieg von 12 % eine bemerkenswerte Performance und gehört damit zu den besten Anlageklassen. Die kontinuierliche Nachfrage der Zentralbanken trug wesentlich zur Preisstabilität bei und wird weiterhin ein entscheidender Faktor für den Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte bleiben. Im Jahr 2023 kauften Zentralbanken 1.037 Tonnen Gold, die zweithöchste Nachfrage in der Geschichte, nach einem Rekord von 1.082 Tonnen im Jahr 2022.

Die chinesische Notenbank verzichtete im Juni bereits den zweiten Monat in Folge auf Goldkäufe zur Aufstockung ihrer Reserven. Die neusten offiziellen Daten der Peoples Bank of China (PBoC) zeigen, dass ihre Goldbestände Ende Juni gegenüber dem Vormonat unverändert bei 72,8 Mio. Unzen lagen. Die Käufe der übrigen Zentralbanken setzten sich im Mai hingegen fort, wobei die Nachfrage auch in der weiteren Zukunft stark bleiben dürfte. Die PBoC könnte auf einen Preisrückgang warten, bevor sie wieder als Käufer am offenen Markt auftritt.

Die physisch besicherten Gold-ETF-Produkte verzeichneten im Juni den zweiten Monat in Folge mit Zuflüssen. Im Vormonat Mai gab es erstmals seit einem Jahr Zuflüsse in Höhe von 529 Millionen US-Dollar, was das Gesamtvolumen der verwalteten Vermögen um 2 % auf 234 Milliarden US-Dollar erhöhte. Im Juni glichen erhebliche Käufe in Europa und Asien die Abflüsse aus Nordamerika aus. Trotz der Zuflüsse im Juni und Mai, die die Verluste der globalen Gold-ETFs im Jahresvergleich auf 6 Mrd. USD (-120 Tonnen) begrenzten, bleibt dies das schlechteste erste Halbjahr seit 2013. Europa und Nordamerika hatten hohe Abflüsse, während Asien Zuflüsse verzeichnete. Die aggregierten Bestände verharren nahe dem niedrigsten Stand seit 2020. Die Investitionen aus Asien, insbesondere von chinesischen und indischen Investoren, spielten im ersten Halbjahr 2024 eine bedeutende Rolle und trugen zum Anstieg der Bestände der Gold-ETFs in China und Indien sowie zu höheren Handelsvolumina an der Shanghaier Börse bei.

Zinssenkungen in den entwickelten Märkten könnten die Nachfrage nach Gold nochmals stärken, da niedrigere Zinsen die Opportunitätskosten für den Besitz von Gold senken. Eine anhaltend hohe Inflation würde jedoch die Hoffnung auf Zinssenkungen zerstören und den Goldpreis tendenziell belasten, da Zinssenkungen bereits eingepreist wurden. Weitere Risiken für den Goldpreis im zweiten Halbjahr sind ein möglicher Rückgang der Käufe der Zentralbanken, sowie potenzielle Gewinnmitnahmen asiatischer Investoren.

Sollte die physische Investmentnachfrage nicht unvermindert stark bleiben, könnte die stärkste spekulative Long-Position am US-Terminmarkt seit vier Jahren eine starke Korrektur nach sich ziehen, wie die neuesten Daten der US-Terminmarktaufsicht CFTC zeigen. Dieses Damoklesschwert schwebt weiterhin über dem Goldmarkt. Sollte das Angebot am physischen Markt stärker als die Nachfrage im zweiten Halbjahr sein, droht eine Liquidierungswelle am Terminmarkt, die eine deutliche Korrektur des Goldpreises nach sich ziehen würde. Angesichts dieser Daten scheint das bullischte Szenario für den Goldpreis die Fortsetzung der Konsolidierung auf dem aktuell hohen Preisniveau zu sein, innerhalb einer Handelsspanne zwischen 2.880 US-Dollar und 2.440 US-Dollar je Feinunze, wobei das Risiko einer Preiskorrektur unvermindert hoch bleibt.

Interessant ist auch, dass die großen vier Händler an der COMEX zuletzt ihre Shortpositionen massiv ausgebaut haben und nun bei Gold und Silber historisch hohe Shortpositionen halten, was in den letzten Jahrzehnten immer ein kurzfristiges Warnsignal für Investoren im Goldmarkt war. Dies deutet darauf hin, dass die großen Spieler eine Liquidierung des Terminmarktes im Rahmen einer Korrektur erzwingen könnten, um in einer Verkaufspanik ihre Shorts mit großem Gewinn an die dann zittrigen Hände abzugeben.

Das Sentiment war seit Jahren nicht mehr so bullisch, was die historisch hohe Longposition der Spekulanten am US-Terminmarkt verdeutlicht

Das Sentiment war seit Jahren nicht mehr so bullisch, was die historisch hohe Longposition der Spekulanten am US-Terminmarkt verdeutlicht

Auch der Ausbruch einer Rezession mit einem starken Einbruch des Aktienmarktes würde den Goldpreis zumindest kurzfristig belasten, bis die Notenbanken mit dem Drucken von Geld darauf reagieren. Insgesamt bleibt Gold ein wichtiger Bestandteil in diversifizierten Anlageportfolios, insbesondere angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten. Die rekordverdächtige Rallye des Goldpreises dürfte sich bis Ende 2024 fortsetzen, wobei globale geopolitische Bedenken und das makroökonomische Umfeld weitere Preissteigerungen unterstützen könnten.

Die Österreichische Schule der Nationalökonomie betrachtet Gold als natürlichen Schutz gegen Inflation und Währungsabwertung. Die expansive Geldpolitik und die massive Erhöhung der Geldmenge durch die Zentralbanken in den letzten 15 Jahren haben das Vertrauen in das Papiergeld untergraben. Gold, mit seiner begrenzten Verfügbarkeit und seiner historischen Rolle als Wertaufbewahrungsmittel, bietet eine stabile Alternative und erlebt aktuell eine Renaissance.

Die steigende Nachfrage der Zentralbanken nach Gold kann als Versuch gewertet werden, ihre Währungsreserven zu diversifizieren und sich gegen die Risiken der Fiat-Währungen abzusichern. Zudem ist der steigende Goldpreis ein Signal für die Märkte, dass die wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten zunehmen, was immer mehr Investoren dazu veranlasst, sich in sicherere Anlagen wie Gold zu flüchten.

Das unverminderte Tempo, mit dem die Staatsschulden wachsen, sowie die anhaltend hohe Inflation und die damit verbundene Entwertung des Geldes unterstreichen die Notwendigkeit, Vermögen in realen Werten wie Gold zu sichern. Die langfristigen Perspektiven für den Goldpreis bleiben positiv, insbesondere in einem Umfeld, in dem das Vertrauen in die Stabilität der Fiat-Währungen sukzessive abnimmt.

GFEX stellt erste Platin- und Palladium-Futures-Kontrakte Chinas vor

Am 9. Juli 2024 enthüllte die Guangzhou Futures Exchange (GFEX) während der Shanghai Platinum Week (SPW) die ersten Platin- und Palladium-Futures-Kontrakte Chinas. Diese neuen, in Renminbi denominierten Kontrakte stellen einen bedeutenden Meilenstein für die globalen Märkte der Platingruppenmetalle (PGMs) dar und bieten chinesischen Marktteilnehmern neue Möglichkeiten zur Absicherung von Preisrisiken.

Die neuen Produkte umfassen zwölf monatliche Kontrakte, die im Gegensatz zu den üblichen vierteljährlichen Kontrakten eine erhöhte Flexibilität und häufigere Abrechnungsmöglichkeiten bieten. Teilnehmer können entweder ihre Positionen ausgleichen oder bei Ablauf der Kontrakte die Lieferung der Metalle anfordern.

Diese Futures-Kontrakte bieten Unternehmen in China einen neuen Mechanismus zur Absicherung gegen Preisrisiken, was bisher nicht frei zugänglich war. Dies könnte dazu beitragen, die Prämien für Platinprodukte zu senken. Die neuen Futures-Kontrakte in China werden zu einer erhöhten Marktliquidität führen. Ein transparentes und liquides chinesisches Marktsegment könnte dazu führen, dass die Preise an westlichen Börsen stärker durch die Entwicklungen in China beeinflusst werden, insbesondere da China einer der größten Verbraucher von Platin ist. Eine erhöhte Nachfrage in China könnte zu einem allgemeinen Preisanstieg führen, der auch die Preise an westlichen Börsen beeinflusst.

Die neuen Futures könnten das Vertrauen der Verbraucher stärken und das Wachstum der Platin-Investitionen beschleunigen. Die endgültigen Spezifikationen und das Listungsdatum der neuen Kontrakte werden in den kommenden Monaten bekannt gegeben. Die westlichen Börsen werden sich anpassen müssen, um mit den Veränderungen Schritt zu halten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu wahren.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.