Die Edelmetallpreise korrigierten in der vergangenen Woche weiter und auch die Goldminen waren unter Verkaufsdruck, während die Aktienmärkte durch gute Wirtschaftsmeldungen in die Nähe ihrer Allzeithochs anstiegen. Der Gold-Future unterschritt dabei die wichtige Unterstützung bei 1.690 $, die zurückerobert werden muss, da sonst ein Abverkauf auf 1.590 $ droht. Nachdem der Silber-Future mit Zeitverzögerung sein Vorkrisenhoch bei 18,90 $ wieder erreicht hatte, begannen auch hier Bullen, Gewinne mitzunehmen und einige Bären, auf eine kurzweilige Korrektur zu setzen. Nachdem der Gold- und der Silberpreis in einer zweimonatigen Rallye wieder wichtige Widerstände erreicht hatten, waren die beiden Edelmetalle in die Korrektur übergegangen.

Bereits vor zwei Monaten hatte der Goldpreis seinen wichtigen Widerstand erreicht und handelt seither in einer relativ engen Handelsspanne trendlos seitwärts, obwohl die Notenbanken ihre Gelddruckprogramme ausgeweitet und viele Staaten neue Fiskalprogramme angekündigt hatten. Dazu kommt, dass es auch im Mai wieder historisch hohe Zuflüsse in goldgedeckte ETF-Produkte gab in Höhe von 154 Tonnen. Die weltweiten ETF-Goldbestände stiegen dadurch auf 3.510 Tonnen an und allein seit Jahresanfang gab es Zuflüsse in Höhe von 33,7 Milliarden US-Dollar, was mehr als der bisherige Rekordwert von 2016 mit 24 Mrd. US-Dollar war.

ETF-Zuflüsse Gold 08.06.2020

Auch im Mai gab es wieder rekordhohe ETF-Zuflüsse in Höhe von 154 Tonnen.

Die stärksten Zuflüsse gab es diesmal mit 102 Tonnen in Nordamerika, während die Europäer nur 45 Tonnen akkumulierten und 4,4 Tonnen in asiatische Gold-ETFs flossen. Dass trotz der Rallye am Aktienmarkt so viel Geld in ETF-Produkte alloziert wurde, liegt primär an den QE-Programmen der Notenbanken, die die Preise aller Assetklassen nach oben treiben.

Die Technologiebörse NASDAQ konnte eine V-förmige Erholung mit einem neuen Allzeithoch abschließen, währen der Dow Jones sowie der S&P 500 erste signifikante Widerstandszonen erreichten, an denen nun Verkaufsdruck aufkommen könnte. Selbst der Deutsche Aktienindex holte in den letzten beiden Wochen dramatisch auf und stieg wie eine Rakete fast bis zum Widerstand bei 13.000 Punkten an.

NASDAQ 08.06.2020

Der NASDAQ 100 erreichte aufgrund der QE-Programme ein neues Allzeithoch.

Weltweit erholt sich die Wirtschaft schneller von den Shutdowns, als die Märkte erwartet hatten, nachdem die Gefahr durch das Virus schwindet und Politiker aus der ganzen Welt mittlerweile konstatieren, dass eine zweite Welle unwahrscheinlich geworden ist. Selbst der EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sieht den Tiefpunkt der Rezession erreicht und glaubt, es dürfte nicht mehr schlimmer werden. Er sei sich jedoch bewusst, dass „die europäische Wirtschaft erst dann wieder wachsen werde, wenn das Vertrauen der Verbraucher und Investoren zurückkehren werde.“ Diese Aussage entspricht unserer Einschätzung, wonach Investoren erst wieder Investitionen wagen werden, nachdem eine zweite vermeintliche Infektionswelle in diesem Winter ausgeblieben ist.

Auch Japans Wirtschaft ist aufgrund der Shutdowns weniger stark in die Rezession gerutscht, als ursprünglich erwartet wurde. Anstatt der erwarteten Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um real 3,4 %, fiel das BIP im ersten Quartal zum Vorjahr nur um 2,2 %. Die neuesten Arbeitsmarktzahlen aus den USA hatten am Freitag die Märkte geschockt und in eine Kaufpanik am Aktienmarkt versetzt. Der Marktkonsens lag bei einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 7,5 Millionen Menschen im Mai, doch stattdessen wurden 2,5 Millionen neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Aus der erwarteten Arbeitslosenrate von 19,1 % wurden letztlich nur 13,3 %. Das bedeutet, dass selbst während des Lockdowns der USA die Jobs wieder zurückkamen und die Wirtschaft unter erschwerten Bedingungen langsam wieder hochfuhr. Auch hier zeigen sich erste Indizien, dass es eine V-förmige Erholung am Arbeitsmarkt dem Anstieg des Aktienmarktes folgen dürfte.

US-Arbeitslosenrate 08.06.2020

Die Zahl der Arbeitslosen in den USA sank bereits während des Shutdowns wieder.

Die Arbeitslosigkeit wird natürlich nicht auf das Vorkrisenniveau fallen, da viele Unternehmen durch den Shutdown in die Insolvenz getrieben wurden, diese Jobs dauerhaft verloren sind und die Neuausrichtung der Wirtschaft einige Zeit beanspruchen wird. Dennoch dürfte sich die Lage am Arbeitsmarkt nach der Wiedereröffnung der US-Wirtschaft in den kommenden Monaten deutlich verbessern.

Die Europäische Zentralbank hatte in der vergangenen Woche ihr Anleihenkaufprogramm stark von 750 Mrd. Euro auf 1.350 Mrd. Euro ausgeweitet und um weitere sechs Monate verlängert. Dies wird die Aktienmärkte weiter stützen und zu der Rekapitalisierung der angeschlagenen europäischen Banken beitragen. Merkels und Macrons Schuldenpakt im Volumen von 750 Mrd. Euro hat dabei das Ziel, die EU über gemeinsame Ausgaben und Projekte zu binden. Die Märkte reagierten darauf mit einer Aufwertung des Euros, der auf fast 1,14 $ ansteigen konnte, während der USD-Index in der letzten Woche im Umfeld der Unruhen unter die Räder kam.

EZB Bilanzsumme 08.06.2020

Die Bilanzsumme der EZB wird durch das Drucken von neuem Geld weiter ansteigen.

Das deutsche Konjunkturpaket in Höhe von 130 Mrd. Euro, von dem auch jede Familie 300 Euro pro Kind erhalten soll, hat angesichts dieser Ausgabenwut nur symbolischen Charakter. Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass der Staat kein Geld besitzt und alles, dass dieser ausgibt, erst einmal von dem kleinen Steuerzahler genommen werden muss. Die deutschen Familien werden in den nächsten Jahren viele Tausend Euros über die Inflationssteuer für diese Rettungspakete zahlen müssen, während sie von ihrem eigenen Geld 300 Euro pro Kind erstattet bekommen.

Etwas Gutes bringt das Konjunkturpaket für die Gold- und Silberbugs mit einer Mehrwertsteuersenkung von 19 % auf 16 % bzw. ermäßigt von 7 % auf 5 % vorübergehend für den Zeitraum der zweiten Jahreshälfte. Dadurch werden Silbermünzen, die differenzbesteuert wurden, rund 2 % günstiger und Silberbarren sowie Platin- und Palladiumprodukte 3 % günstiger. Beim Preis für Goldmünzen und Barren, das zu Anlagezwecken ohnehin steuerfrei ist, ändert sich durch diese vorübergehende Steuersenkung jedoch nichts. Grundsätzlich ist eine Mehrwertsteuersenkung eine sinnvolle Idee, doch fällt diese zu gering und zu kurz aus, während die Staaten sich gleichzeitig verschulden, weshalb das alles keinen positiven Nettoeffekt auf die Wirtschaft haben wird. Die vermeintlichen Rettungs- und „Wiederaufbauprogramme“ schaden einer Wirtschaftserholung nur, da Ersparnisse über Inflation in unproduktive und nicht nachhaltige sowie nicht wettbewerbsfähige Unternehmen umgeleitet werden.

Letztlich werden die QE- und Fiskalprogramme die staatlichen Fiat-Währungen weiter entwerten und die Teuerung letztlich real anheizen. Der Staat hat Übung darin, die reale Teuerung von den Verbrauchern zu verschleiern, weshalb diese offen wieder nur in den Assetpreisen zutage treten wird.

Jetzt, da die Aktienmärkte teilweise neue Allzeithochs und andere wichtige Widerstandsmarken erreicht haben, stellen sich viele die Frage, wie weit es noch gehen kann. Auf diesen Niveaus werden sich jene, die ihre Einstiegskurse wiedersehen, von ihren Anteilen trennen und es wird zu Verkäufen kommen, weshalb die Rallye jetzt ein vorübergehendes Ende nehmen könnte. Auch eine erneute Korrektur ist dann möglich. Auf der anderen Seite sind die meisten Hedgefonds noch skeptisch und waren in der bisherigen Rallye nicht investiert, weshalb diese einen weiteren Rücksetzer nutzen dürften, um zu spät einzusteigen, insbesondere dann, wenn sich die Weltwirtschaft über den Sommer weiter erholen kann. Bleibt nach einer möglichen weiteren Korrektur am Aktienmarkt eine zweite Infektionswelle aus, dann dürften sich die Aktienmärkte wieder erholen. Auch der Fakt, dass die Fed ihre wöchentlichen Käufe bereits wieder deutlich reduzierte, nachdem sie ihre Bilanzsumme binnen zwei Monaten fast verdoppelt hat, dürfte den Auftrieb der Aktienmärkte verlangsamen.

Fed Bilanzsumme 08.06.2020

Die Fed fährt ihre wöchentlichen Käufe bereits wieder etwas zurück, nachdem sie ihre Bilanzsumme binnen zwei Monaten fast verdoppelt hat.

Für Goldinvestoren ist dies wichtig, denn sobald die Aktienmärkte wieder fallen, wird es zu einer erneuten Flucht in den sicheren Hafen der Edelmetalle kommen, die zu einem neuen Preisanstieg der Edelmetalle sowie Gold- und Silberminenaktien führen wird. Gold und Silber dürften als monetäre Edelmetalle in den nächsten Jahren stark von den QE-Programmen der Notenbanken profitieren. Der US-Aktienmarkt erlebte in den letzten 50 Handelstagen die stärkste Rallye in der Geschichte mit einem Anstieg von über 40 %, was erklärt, warum der Goldpreis in den letzten beiden Monaten, trotz massiver Zuflüsse in ETF-Produkte, trendlos seitwärts lief. Der Anstieg am Aktienmarkt könnte an den erreichten Widerständen nun ein baldiges Ende nehmen, was Gold und Silber wieder unter die Arme greifen wird.

Langfristig werden in der kommenden Stagflation über die nächste Dekade hinweg die Edelmetalle den Standardaktienmarkt outperformen, weshalb man sich von der monetär getriebenen Scheinblüte am Aktienmarkt nicht täuschen lassen sollte. Eine Stagflation bleibt eine Rezession über die nächsten Jahre hinweg, auch wenn sie über Inflation kaschiert werden wird.

HUI Goldminenaktien 08.06.2020

Die Gold- und Silberminen korrigieren gerade ihren starken Anstieg, doch ist die Hausse erst an ihrem Anfang.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics, sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.