Während der US-Aktienmarkt auf neue Rekordhochs gestiegen ist, war der Goldpreis auf einer Berg- und Talfahrt. Umso mehr rücken die nächsten Termine in den Fokus der Investoren.

Welche Farce war doch die EZB-Sitzung vom vergangenen Donnerstag, 6. Juni! Nachdem die EZB seit ihrer Gründung im Jahr 1999 immer den Maßnahmen der Fed gefolgt war, und auf eine Zinssenkung bzw. -erhöhung der Fed ihrerseits mit einer Senkung bzw. Erhöhung reagiert hatte, ist die EZB diesmal vorneweg marschiert und hat die Zinsen gesenkt.

Mit einer Begründung, über die ich nur den Kopf schütteln kann, denn die EZB hat in ihrer Pressemeldung selbst Folgendes geschrieben: „Die Inflation dürfte bis weit ins nächste Jahr über dem Zielwert bleiben.“ Die EZB strebt laut eigenen Angaben eine Inflationsrate von knapp unter 2 Prozent an.

Wie hat die EZB dann die jüngste Zinssenkung dennoch quasi begründet? Damit, dass die Inflation im vierten Quartal 2025 auf 1,9 bis 2,0 Prozent zurückgehen könnte, und deshalb hat die EZB als „vorausschauende Notenbank“ schon jetzt, also 16 bis 18 Monate vor dem vierten Quartal 2025 die Zinsen gesenkt. Welcher Wahnsinn!

Die EZB hat absolut keine Ahnung, wo die Inflation in 16 bis 18 Monate liegen könnte, das weiß derzeit niemand. Aber mit einer so hanebüchenen Erklärung dennoch zur Tat zu schreiten, finde ich einfach absurd.

Zur Erinnerung: die Verbraucherpreise in der Eurozone liegen laut den offiziellen Angaben um rund 20 Prozent über dem Niveau vom Beginn der Pandemie. Und der EZB kann es dennoch nicht schnell genug gehen, die Zinsen wieder zu senken, um so die Inflation wieder anzuheizen. Unglaublich!

US-Arbeitsmarkt lässt Zinsen nach oben schießen

Tags drauf um Freitag, 7. Juni ist der US-Arbeitsmarkt veröffentlicht worden, der für kräftige Ausschläge an den Märkten gesorgt hat.

Laut den Zahlen des Arbeitsministeriums sollen im Mai angeblich 272.000 Jobs geschaffen worden sein, das lag meilenweit über den Durchschnittsschätzungen von 180.000. Nach der Veröffentlichung des Berichts sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach oben geschossen.

Das hat aber den US-Aktienmarkt nicht belastet, vielmehr ist der S&P 500 auf neue Rekordhochs gestiegen. Hingegen hat der kräftige Zinsanstieg für einen Einbruch beim Goldpreis gesorgt. Lassen Sie sich davon aber bitte nicht verunsichern, denn meiner Meinung nach sollten die US-Zinsen sehr schnell wieder nach unten drehen und im Gegenzug der Goldpreis in Richtung der Rekordhochs nach oben drehen.

Warten auf US-Inflationsdaten…

Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten, die am Mittwoch, 12. Juni um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Die Inflationsrate soll im Mai auf dem April-Niveau von 3,4 Prozent bleiben. Zudem soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im Mai leicht zurückgehen auf 3,5 Prozent, nach 3,6 Prozent für April.

Sollten die Daten im Monats- oder Jahresvergleich auch nur minimal besser sein als erwartet, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen einknicken und im Gegenzug Aktien und der Goldpreis zulegen.

… und Fed-Sitzung

Wenige Stunden später um 20 Uhr gibt die Fed die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die Fed den Leitzins bei 5,25 bis 5,5 Prozent belassen wird, weil die US-Inflation in den vergangenen Monaten deutlich hartnäckiger war als die Fed prognostiziert hatte.

Von großer Bedeutung wird daher sein, was die Fed mit ihrer Zinsprognose für Ende 2024 machen wird. Nachdem die Fed bislang 3 Zinssenkungen bis zum Jahresende signalisiert hatte, dürfte es niemanden überraschen, wenn die Fed nun auf 2 Senkungen heruntergehen würde.

Insgesamt bin ich weiterhin der Überzeugung, dass Fed-Chef Jay Powell auf der um 20.30 beginnenden Pressekonferenz alles in seiner Macht stehende tun wird, um die Tür für eine Zinssenkung offen zu halten und möglicherweise eine erste Senkung bereits für die Sitzung am 18. September zu signalisieren. Sollte er das tatsächlich tun, sollten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen einmal mehr einknicken und im Gegenzug Aktien und der Goldpreis deutlich klettern.

Ich werde mir die US-Inflationsdaten und die Ergebnisse der Fed-Sitzung jedenfalls genau anschauen. Unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung des Goldpreises bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten blendend.

Daher macht es weiterhin großen Sinn, die aktuellen Preise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.