Die Sorge vor dem möglichen Ausgang der Frankreich-Wahl hat den DAX zuletzt deutlich gebremst. Vor dem Urnengang stehen allerdings erst einmal die US-Inflationsdaten ganz oben auf der Agenda.

Ein Top-Thema gab es in den vergangenen Tagen an den Börsen: den Einbruch der Nvidia-Aktie, ehe sie sich zuletzt deutlich erholt hat.

Hierzulande war der DAX auf einer Berg- und Talfahrt. Während der Index wegen des möglichen Ausgangs der Frankreich-Wahl unter Druck war (siehe Beitrag „Sorge wegen Frankreich-Wahl führt zu Börsenturbulenzen in Europa“), haben die Nachrichten über Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und China über die geplanten Strafzölle auf chinesische E-Autos zwischenzeitlich für eine deutliche Erholung beim DAX gesorgt.

Ebenso wie der DAX war zuletzt auch der Goldpreis auf einer Berg- und Talfahrt, abhängig davon, wie sich die US-Zinsen und der Dollar kurzfristig entwickelt haben. Das ändert aber absolut nichts an den mittel- und langfristig prächtigen Aussichten für das Edelmetall.

Prognose für US-Haushaltsdefizit kräftig angehoben

Denn der wichtigste Antriebsmotor bleibt meiner Meinung die bevorstehende weitere Abwertung der Fiat-Währung Dollar, weil die US-Regierung weiterhin massiv Schulden macht. Zuletzt hat der Finanzausschuss des Kongresses die Prognose für das Haushaltsdefizit für das im September endende Fiskaljahr 2023/24 von 1,5 auf 1,9 Billionen Dollar angehoben.

Damit soll sich das Defizit auf herbe 6,7 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung belaufen. So hoch ist es üblicherweise aber nur in Rezessionszeiten. Wie hoch das Defizit im Falle der nächsten Rezession ausfallen dürfte, will ich mir daher lieber nicht vorstellen.

Dabei schwächt sich die US-Wirtschaft deutlich ab, was zusehends Konjunktursorgen bei Investoren schürt. So sind die US-Neubaubeginne und -Baugenehmigungen im Mai jeweils deutlich gesunken und lagen jeweils deutlich unter den Schätzungen der Analysten. Die Zahlen zeigen unmissverständlich, wie sehr die hohen Hypothekenzinsen den Immobilienmarkt belasten.

Noch reden viele „Experten“ von einem sogenannten „soft landing“, dass sich also das Wirtschaftswachstum deutlich abschwächt, ohne dass die Wirtschaft in eine Rezession abrutscht. Je länger die hohe Inflation und die hohen Zinsen anhalten, umso mehr steigt allerdings das Risiko einer Rezession.

Schwache Konjunktur in Deutschland

Die Wirtschaftsnachrichten aus Deutschland sind noch unerfreulicher. Im Juni ist der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die deutsche Wirtschaft, also Industrie plus Dienstleistungen, von 52,4 auf 50,6 Punkte eingebrochen und liegt damit nur noch leicht über der Marke von 50 Punkten, die die Grenze zwischen Wachstum und einer Rezession ist.

Zudem ist der vielbeachtete ifo Geschäftsklimaindex, der üblicherweise der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft ist, von Mai auf Juni von 89,3 auf 88,6 Punkte gesunken und lag damit unter den Schätzungen der Volkswirte, die von einem stabilen Wert ausgegangen waren.

Inzwischen sollte jedermann klar sein, dass eine mögliche Erholung der deutschen Wirtschaft im zweiten Halbjahr sehr, sehr holprig ausfallen dürfte. Daran ändert auch die Zinssenkung der EZB vom 6. Juni absolut nichts.

Warten auf US-Inflationsdaten…

Umso gespannter warten Investoren auf die nächsten US-Konjunkturdaten. Am Mittwoch, 26. Juni werden um 16 Uhr die US-Verkäufe neuer Häuser veröffentlicht, tags drauf am Donnerstag folgen ebenfalls um 16 Uhr die anstehenden Häuserverkäufe.

Mich würde es nicht überraschen, wenn die Zahlen an beiden Tagen jeweils schwächer als erwartet ausfallen sollten, was die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen weiter nach unten drücken sollte. Im Gegenzug sollte das für Auftrieb bei Aktien und beim Goldpreis sorgen.

Am Freitag stehen die Daten zum PCE-Preisindex, und der Kernrate des PCE-Preisindex, die üblicherweise der bevorzugte Inflationsindikator der Fed ist, ganz oben auf dem Radarschirm der Investoren. Die Zahlen werden um 14.30 Uhr bekanntgegeben.

Der Anstieg des PCE-Preisindex soll im Mai leicht zurückgehen auf 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nach 2,7 Prozent für April. Und bei der Kernrate, also den um Nahrungsmittel und Energie bereinigten PCE-Preisindex, soll der Anstieg im Mai etwas zurückgehen auf 2,6 Prozent, nach 2,8 Prozent für April.

Sollten einige dieser Zahlen auch nur minimal besser ausfallen als erwartet, sollte das für Abwärtsdruck auf die US-Zinsen und im Gegenzug für Aufwärtsdruck bei Aktien und Gold sorgen.

… und Frankreich-Wahl

Am Sonntag, 30. Juni findet die 1. Runde der Wahl in Frankreich statt, am Sonntag, 7. Juli folgt die Stichwahl. Je nachdem wie die 1. Runde ausgehen sollte, könnte es zu kräftigen Ausschlägen an den Aktienmärkten der Eurozone und Euro-Dollar kommen. Zudem könnte Gold als sicherer Hafen gefragt sein.

Ich werde mir die US-Inflationsdaten und die Ergebnisse der Frankreich-Wahl jedenfalls genau anschauen. Je nachdem wie die Daten bzw. die Ergebnisse ausfallen sollten, könnte der Goldpreis zügig in Richtung der Rekordhochs nach oben drehen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.