Nach den Nachrichten zur Deeskalation im Zollstreit hat der Goldpreis nach dem vorherigen Höhenflug etwas nachgegeben. Nun rückt die Fed-Sitzung am Mittwochabend in den Fokus.
S&P500 und DAX waren zuletzt deutlich auf dem Weg nach oben, woraufhin sich die Stimmung vieler Investoren deutlich verbessert hat. Grund waren weitere Deeskalationssignale im Handelskrieg zwischen den USA und China.
So hatte US-Finanzminister Scott Bessent am Dienstagabend, 6. Mai kurz nach 18 Uhr New Yorker Zeit (24 Uhr deutscher Zeit) überraschend gesagt, dass er sich am kommenden Samstag, 10. Mai und am Sonntag in der Schweiz mit Vertretern Chinas treffen werde, um die Gespräche zwischen den beiden Ländern im Handelskrieg zu starten.
Das sind die ersten offiziell bestätigten Gespräche, seitdem US-Präsident Donald Trump reziproke Strafzölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Produkte in Kraft gesetzt hatte, während China die Strafzölle auf US-Produkte bis auf 125 Prozent nach oben geschraubt hatte.
Wenige Stunden nach den obigen Nachrichten hat China Maßnahmen angekündigt, um die Konjunktur zu stützen. Demnach werden die Mindestreservesätze um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) gesenkt, womit 1 Billion Renminbi (138 Mrd. Dollar) an Liquidität freigesetzt wird.
Zudem werden ein staatliches Kreditprogramm von 500 Milliarden Renminbi für den Konsum, sowie die Alterspflege aufgelegt, sowie ein Programm von 300 Milliarden Renminbi für Technologieanschaffungen.
All diese Nachrichten haben S&P500 und DAX weiter beflügelt. Im Gegenzug haben Investoren bei Gold ein paar Gewinne mitgenommen, nachdem der Preis in den Vortagen nach oben geschossen war und sich damit zügig den Rekordhochs genährt hatte.
Seit Jahresanfang steht damit bei Gold ein Kursanstieg um 28,5 Prozent zu Buche – sensationell! Das sollte meiner Meinung nach aber noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Zumal die Talfahrt beim Dollar den Goldpreis deutlich nach oben treibt. Zuletzt ist der Dollar Index in die Nähe des Drei-Jahres-Tiefs gesunken. Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber 6 wichtigen Währungen wider, vor allem gegenüber dem Euro. Je schwächer aber der Dollar wird, umso mehr bekommt die Notierung des Edelmetalls Auftrieb.
US-Arbeitsmarkt hält sich bislang ganz gut
Gleichzeitig haben die neuesten US-Konjunkturdaten darauf hingedeutet, dass es bei der Inflation in die richtige Richtung geht, während die konjunkturelle Unsicherheit bislang kaum auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen hat.
So war die Kernrate des PCE-Preisindex, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigte PCE-Preisindex, im März auf 2,6 Prozent zurückgegangen. Allerdings war die Zahl für Februar von 2,8 Prozent auf 3,0 Prozent nach oben korrigiert worden. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.
Zudem waren im April in den USA 177.000 Jobs geschaffen worden, das lag weit über den Schätzungen der Volkswirte von 130.000. Da haben Investoren darüber hinweg gesehen, dass die Zahlen für Februar und März um insgesamt 58.000 nach unten korrigiert worden sind. Dabei war die Arbeitslosenquote im April stabil bei 4,2 Prozent.
Warten auf Fed-Sitzung
Nun rückt die Fed-Sitzung am Mittwochabend, 7. Mai in den Fokus der Investoren. Fed-Chef Jay Powell hat zuletzt eingeräumt, dass die Auswirkungen der US-Strafzölle auf die US-Wirtschaft stärker sein dürften als zuvor erwartet.
Für viele Investoren ist es dennoch ausgemachte Sache, dass die Fed diesmal den Leitzins unverändert lassen dürfte bei 4,25 bis 4,5 Prozent. Zudem dürfte Powell eine Zinssenkung bei der darauffolgenden Sitzung am 18. Juni ablehnen – schließlich dürften die Folgen der Strafzölle erst einmal kaum sichtbar werden, nachdem Trump die reziproken Strafzölle gegenüber allen Ländern außer China am 10. April für 90 Tage ausgesetzt hatte. Die Frist endet am 9. Juli.
Etliche Analysten gehen daher davon aus, dass die Fed frühestens bei der darauffolgenden Sitzung am 30. Juli den Leitzins erstmals senken dürfte. Je länger Powell allerdings zögern sollte, umso mehr dürfte Trump ihn unter Druck setzen. Falls Trump einmal mehr lautstark über eine mögliche Entlassung von Powell spekulieren sollte, sollte der Goldpreis deutlich nach oben schießen.
Leben in Deutschland ist teurer als je zuvor
Wie sieht die Lage in der Eurozone und in Deutschland aus? Deutschlands Wirtschaft war im ersten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Es würde mich allerdings nicht überraschen, wenn die Zahl nach unten korrigiert würde.
Zudem ist die Inflationsrate in Deutschland im April leicht zurückgegangen auf 2,1 Prozent. Dennoch gibt es keinen Grund zur Entwarnung, schließlich sind die Verbraucherpreise im April um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, womit sie am Rekordhoch liegen. Damit ist das Leben in Deutschland teurer als je zuvor. Ein Ende dieses Trends ist leider nicht in Sicht.
Hingegen stagnierte die Inflationsrate in der Eurozone im April bei 2,2 Prozent. Dabei sind die Verbraucherpreise um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat geklettert. Damit ist das Leben auch in der Eurozone teurer als je zuvor…
Das dürfte die EZB in den nächsten Monaten allerdings kaum davon abhalten, die Zinsen weiter zu senken, um die Konjunktur zu stützen. Das würde allerdings die Inflation anheizen. Glücklicherweise dämpft der gegenüber dem Dollar kräftig gestiegene Euro die Inflation in der Eurozone.
Wie könnte eine Einigung zwischen China und USA aussehen?
Ich werde am Wochenende genau beobachten, welche Nachrichten es zu den Verhandlungen zwischen den USA und China gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu einer schnellen Einigung kommen wird, schließlich sind die Ziele Chinas und der USA völlig gegensätzlich.
China will in vielen wichtigen Bereichen schnellstmöglich zu weltweiten Nummer eins aufsteigen. Genau das will Trump aber unter allen Umständen verhindern und vielmehr den Aufstieg Chinas so lange wie möglich verzögern.
Wie könnte dabei eine Lösung des Konflikts aussehen? Ich weiß es absolut nicht. Ich gehe allerdings davon aus, dass sich die Verhandlungen monatelang hinziehen könnten, schließlich hatte Bessent vor wenigen Tagen selbst gesagt, dass eine Einigung mit China 2 oder 3 Jahre in Anspruch nehmen könne.
Das wären allerdings auch schlechte Nachrichten für die US-Wirtschaft, schließlich würden innerhalb weniger Monate in vielen Regalen in den USA die bislang so preiswerten chinesischen Produkte fehlen. Das dürfte vielen US-Verbraucher nicht gut gefallen, woraufhin der Druck auf Trump zunehmen würde. Das alles weiß der US-Präsident selbstverständlich.
Gold sollte bald wieder auf Rekordfahrt gehen
Unabhängig davon bleiben die Aussichten für Gold hervorragend. Denn der Dollar sollte auf Talfahrt bleiben, was für weiteren Aufwärtsdruck beim Goldpreis sorgen sollte.
Falls die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den nächsten Monaten deutlich nach unten drehen sollten, weil es keine Lösung im Zollstreit mit China geben sollte und sich daher die Aussichten für die US-Konjunktur weiter eintrüben, bekäme die Notierung des Edelmetalls von einer zweiten Seite Rückenwind. Umso schneller sollte der Goldpreis auf neue Rekordhochs ausbrechen.
Vor dem Hintergrund macht es meiner Meinung nach weiterhin Sinn, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.