Seit dem Liquiditätsengpass am Interbankengeldmarkt vor einem Monat, der uns stark an die Situation nach dem Bankrott der Lehman Brothers von 2008 erinnert, pumpt die US-Notenbank wieder jede Menge frisch gedrucktes Geld in das Fiat-Funny-Money Kreditgeldsystem. Die Gelddruckmaschinen laufen sogar auf Hochtouren, denn allein im letzten Monat hat die Fed ohne Ankündigung eines neuen QE-Programms 180 Mrd. US-Dollar in den Geldmarkt gepumpt und Anleihen aufgekauft, um einen Anstieg der Zinsen zu verhindern. Diese waren kurzzeitig massiv explodiert und sorgten dafür, dass der Leitzins am Vorabend einer Zinssenkung aus seiner Handelsspanne nach oben ausbrach.

Nachdem die US-Notenbank in der letzten Woche bekanntgab, dass man bis mindestens Ende Oktober Liquidität zur Verfügung stellen wird, scheint sich der Eingriff mittels Repo-Geschäfte nun doch zu verlängern. Geplant sind sieben Repo-Geschäfte von jeweils mindestens 35 Mrd. bis 45 Mrd. Euro mit einer Laufzeit von 14 Tagen. Man weist darauf hin, dass man flexibel sei und die Parameter den Marktbedingungen jederzeit anpassen kann. Das bedeutet, dass man das Geld dem Markt nicht mehr entziehen wird, wenn es Probleme am Zinsmarkt geben sollte. Die Fed versorgt den Markt mit Überschussliquidität bis zur nächsten Notenbanksitzung, um die Zinsen unten zu halten mit einem Volumen, das dem ersten QE-Programm entspricht. Womöglich sind das die Anfänge eines neuen QE-Programms seitens der US-Notenbank.

Bilanz der US-Zentralbank

Die US-Notenbank druckt wieder Geld, um einen Anstieg der Zinsen zu verhindern.

Bilanzen der Zentralbanken von USA - Europa - Japan

Die großen Notenbanken sind wieder dabei ihre Bilanzen zu verlängern und so die Währungen abzuwerten.

Wird Geld durch die Notenbanken gedruckt, erhöht sich die Geldbasis, die eine stark positive Korrelation mit dem Goldpreis hat. Der Goldpreis stieg im Gleichklang mit den QE-Programmen und der Ausweitung der Geldmenge bzw. der Entwertung des US-Dollars an. Sollte die US-Notenbank tatsächlich dem Beispiel der Europäischen Zentralbank folgen und schon Ende Oktober oder im Dezember ein neues QE-Programm bekanntgeben, so wäre dies extrem bullisch für den Gold- und Silberpreis.  Diese würden in Reaktion auf eine solche Meldung sofort ansteigen und durch die Decke gehen.

Gold in US-Dollar

Der Goldpreis steigt immer mit der Ausweitung der Geldmenge, da diese die Kaufkraft je Einheit mindert.

Vergangene Woche fiel der Euro auf ein zweieinhalb-Jahrestief unterhalb von 1,09 USD je Papiereinheit. Wir hatten aufgrund der strukturellen Schwäche der europäischen Wirtschaft, die durch das Euro-Korsett verursacht wird, immer fest bekräftigt, dass die EZB nie einen ähnlichen Zinsanhebungszyklus wie die US-Notenbank beginnen wird. Entgegen der Marktmeinung behielten wir recht, denn unser Verkaufssignal für den Euro bei 1,25 USD am langfristigen Abwärtstrend war goldrichtig. Seither fiel der Euro zum Baumwoll-Dollar auf unter 1,09 USD und der Goldpreis in Euro stieg von 1.070 Euro auf 1.400 Euro. Damit hat der Goldpreis die Abwertung des Euro ausgeglichen und jeder, der von Euro in Gold getauscht hatte, kann sich heute noch ebenso viel wie vor zwei Jahren kaufen. Alle anderen, die ihre Ersparnisse in Euro hielten, müssen einen dauerhaften, schmerzhaften Vermögensverlust verkraften.

Da die Europäische Zentralbank ab dem 1. November bereits wieder mit einem neuen QE-Programm beginnen wird, scheint es durchaus möglich zu sein, dass der Euro bis auf 1,05 USD und womöglich sogar auf die Parität zum Dollar fallen könnte. Während der gesamten Talfahrt des Euro zeigte sich am Terminmarkt relative Schwäche, da die Fundamentaldaten schlecht für den Euro sind. Mit dem neuen QE-Programm steht die Erkenntnis der letzten Bullen bevor, dass der Euro weiter abwerten wird .Ein panikartiger Abverkauf des Euro auf die Parität scheint im nächsten Jahr gut möglich zu sein. Der Goldpreis wird sich in diesem Umfeld weiterhin stark zeigen und dann im kommenden Jahr womöglich ein neues Allzeithoch erreichen.

EZB-Chef Mario Draghi und der EZB-Rat werden unterdessen von ehemaligen Notenbankern, wegen der Wiederaufnahme der Anleihekäufe angegriffen. Im Kern werfen sie der EZB die Überschreitung der Grenze zur Staatsfinanzierung über die Druckerpresse vor. Dass jetzt ehemalige Notenbanker plötzlich auf die Gefahren der Null- und Negativzinsen hinweisen und sogar eine Zombiefizierung der Wirtschaft klar benennen, stimmt bedenklich. Es macht den starken Eindruck, als wollten sich diese Mittäter von der eigenen Schuld am Vorabend einer neuen Weltwirtschaftskrise frei waschen, indem sie das Kind beim Namen nennen und so ihren Hals aus der Schlinge ziehen.

Gold in Euro

Der Euro war in der vergangenen Woche unter die Unterstützung bei 1,09 USD gefallen.

Die Konjunktur schwächt sich in allen Bereichen ab und die Notenbanken haben noch vor dem Beginn einer offiziellen Rezession mit neuen Markteingriffen begonnen, was den Ernst der Lage zeigt. In der letzten Woche gab es sehr schlechte Wirtschaftsdaten für die USA, die für einen Einbruch am Aktienmarkt sorgten. Der Goldpreis konnte daraufhin wieder bis auf 1.515 USD zulegen. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA wurde mit 47,8 veröffentlicht – schlechter, als es der Markt erwartet hatte. Schon im Vormonat wurden 49,1 Punkte veröffentlicht, was unter 50 Punkten auf eine wirtschaftliche Kontraktion hindeutet. Das ist der schlechteste Wert seit dem Ende der Finanzkrise im Juni 2009. Der Markit PMI lag mit 51,1 über den erwarteten 51 Punkten, was dann auch nicht mehr trösten konnte und die Aktienmärkte einbrachen. Die PMIs für Südkorea, Indonesien, Südafrika, Italien und England liegen bereits unter 50 und deuten eine wirtschaftliche Kontraktion an. Die Befürchtungen einer Rezession in den USA stiegen und die Erwartungen einer Zinssenkung am 30. Oktober in den USA sind auf 80 % nach oben geschossen.

Der Dow Jones verlor 1.000 Punkte nach der Veröffentlichung des PMI. Erst Anfang des Monats konnten der Dow Jones sowie der S&P 500 einen wichtigen Widerstand bei 26.400 (2.940 S&P 500) nach oben herausnehmen.  Ein ähnliches Szenario der bärischen Auflösung wurde dadurch wie vor dem Crash des letzten Jahres in einer ähnlich gearteten Korrekturformation verhindert. Dies war sehr bullisch und die US-Aktienmärkte erreichten wieder ihr Allzeithoch.

Insgesamt konnten Gold und Silber als monetäre Edelmetalle von der gestiegenen Hoffnung einer weiteren Zinssenkung profitieren und einige der Vorwochenverluste wettmachen. Platin reagierte als reines Industriemetall hingegen mit einem Preisrückgang auf die schlechten Wirtschaftsdaten und fiel auf 875 USD, womit unsere Prognose einer Mindestkorrektur des Platinpreises auf sein Ausbruchsniveau aus dem langfristigen Abwärtstrend eintraf. Das Defizit am Palladiummarkt hält weiterhin an, wenngleich auch Palladium in den nächsten Wochen im Gleichklang mit dem Rest der Edelmetalle kurzzeitig korrigieren dürfte. Insgesamt scheint die Korrektur am Edelmetallmarkt noch nicht abgeschlossen zu sein. Gold und Palladium dürften sich am stärksten halten, während Platin und Silber aufgrund der fundamentalen Angebotssituation kurzzeitig noch einmal Schwäche zeigen und noch größere Tiefs ausloten könnten. Langfristig bleiben wir angesichts der aufziehenden Rezession und der beginnenden QE-Programme extrem bullisch für alle Edelmetalle, insbesondere Gold und Silber. Wir raten allen, diese Korrektur für Käufe zu nutzen, bevor der Goldpreis in Euro sich in einigen Monaten auf den Weg zu einem neuen Allzeithoch aufmacht.

Edelmetalle in der Übersicht

Gold und Palladium halten sich stark, während Platin und Silber Federn lassen mussten.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.