Liebe Leserinnen und Leser,

nachdem US-Präsident Donald Trump schnell umgeschwenkt ist und ein „großes“ US-Konjunkturprogramm gefordert hat, hat der Goldpreis kräftig zugelegt. Gleichzeitig enteignet in der Eurozone die EZB die Sparer immer mehr und treibt sie so in physisches Gold.

Hat Trump den oppositionellen Demokraten beim Ringen um ein Konjunkturprogramm eine Lektion aus seinem Buch „Die Kunst des Erfolges“ (Englisch: „The Art of the Deal“) erteilt? Nachdem der US-Präsident am Dienstagabend, den 6. Oktober 2020 per Tweet einen Abbruch der Verhandlungen angekündigt hatte, was für einen kurzen Kursrutsch bei S&P 500 und DAX gesorgt hatte, ist Trump anschließend innerhalb weniger Stunden umgeschwenkt und hat sich schnell offen für einen Deal gezeigt. Das können Sie in dem Beitrag „Trump treibt mit Tweets zu US-Konjunkturprogramm die Aktienmärkte in Richtung Rekordhoch“ nachlesen.

Am vergangenen Freitag, den 9. Oktober 2020 hat Trump einen „großen“ Deal gefordert, was bei Investoren –vor allem beim Computerhandel, der rund 70 % des Aktienhandels in den USA ausmacht – die Hoffnung geschürt hat, dass es noch vor der Präsidentschaftswahl am 3. November zu einer Einigung über ein Billionenschweres Konjunkturprogramm kommen könnte. Laut Medienberichten ist das Weiße Haus bereit einem Paket im Volumen von 1,8 Billionen Dollar zuzustimmen, womit sich Trump dem von den Demokraten angepeilten Volumen von 2,2 Billionen kräftig angenähert hat.

Wegen der Aussicht auf eine baldige weitere gigantische Dollar-Schwemme, hat sich die Talfahrt des Dollar gegenüber dem Euro und etlichen anderen Währungen fortgesetzt, woraufhin der Goldpreis deutlichen Rückenwind bekommen hat. Mit Kursen von rund 1.930 Dollar je Unze liegt die Notierung des Edelmetalls leicht über dem ehemaligen Rekord von August 2011 und nähert sich dem Spitzenwert vom 7. August dieses Jahres bei knapp über 2.070 Dollar.

Ich erwarte, dass der US-Präsident in den nächsten Wochen die Hoffnung über einen möglichen Deal noch vor der Wahl weiter schüren dürfte, einzig und allein, um den US-Aktienmarkt weiter in Richtung der Rekordhochs zu treiben. Das sollte gleichzeitig auch den Goldpreis deutlich beflügeln, denn der Höhenflug des US-Aktienmarkts und der des Edelmetalls sind zwei Seiten derselben Medaille: Sie spiegeln die Aussicht auf eine massive Dollar-Schwemme und damit eine weitere dramatische Entwertung des Dollar wider, der mit weitem Abstand führenden Weltreservewährung.

Lagarde deutet weitere Lockerung der Geldpolitik an

Unglücklicherweise ist die Eurozone schon seit etlichen Jahren auf dem gleichen Weg des massiven Schuldenmachens und Gelddruckens wie die USA. So ist die Bilanzsumme der EZB zuletzt auf den Rekord von 6,7 Billionen Euro nach oben geschossen. Das sind horrende 66 % der jährlichen Wirtschaftsleistung der Eurozone – Rekord! Hingegen liegt der Wert für die Fed bei „nur“ 36 %. Mit anderen Worten: Das Gelddrucken der EZB war in den vergangenen Jahren fast doppelt so aggressiv wie das der Fed, während es gleichzeitig Strafzinsen in der Eurozone gibt.

EZB-Chefin Christine Lagarde sieht allerdings keinen Grund, um zumindest kurz innezuhalten und die Lage zu überdenken, sondern hat vielmehr eine weitere Lockerung der ohnehin ultralaxen Geldpolitik – sprich noch aggressiveres Gelddrucken – signalisiert. Die Konjunkturerholung erscheine wegen der zweiten Infektionswelle in zahlreichen Ländern, gerade in Frankreich und Spanien, „etwas wackeliger.“ „Wir sind bereit, alle verfügbaren Werkzeuge einzusetzen, die zu dem wirksamsten, effizientesten und angemessenstem Ergebnis führen“, sagte Lagarde.

Zudem hätten die Zinsen noch nicht den Punkt erreicht, an dem sie mehr schadeten als nutzten. Außerdem warnte Lagarde, dass es keine voreilige Straffung der Geld- und Fiskalpolitik geben dürfe. Voreilige Straffung der Geldpolitik? Ernsthaft? In welcher Welt lebt Lagarde eigentlich?

Bei derartigen Aussagen kann man als normaler Mensch nur noch mit dem Kopf schütteln. Viele Experten erwarten, dass die EZB bei der übernächsten Sitzung am 10. Dezember ihr Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) von 1,35 Billionen Euro, das bis Mitte 2021 laufen soll, erneut aufstocken und verlängern dürfte. Zudem laufen ältere Ankaufprogramme weiter, während die Banken Billionenschwere mehrjährige Kredite von der EZB bekommen.

Zinsen für Griechenland und Italien sinken trotz Rekordschulden auf Rekordtiefs

Die Folge dieser irrwitzigen Politik der EZB, durch den der Euro immer schneller entwertet wird: Die Zinsen für zehnjährige griechische Anleihen sind mit knapp 0,9 % und jene für italienische (knapp über 0,7 %) jeweils auf Rekordtiefs gesunken – Wahnsinn! Dabei sollen die Schulden Griechenlands bis zum Ende dieses Jahres auf horrende 200 % der jährlichen Wirtschaftsleistung explodieren – das ist der mit weitem Abstand schlechteste Wert in der Eurozone. Ende 2019 waren es 176,6 %.

Dabei bewerten die drei führenden Ratingagenturen die griechischen Papiere jeweils als High Yield-Anleihen, also als Ramsch- oder Schrottanleihen. Das spielt für viele Investoren auf der verzweifelten Suche nach Rendite aber keinerlei Rolle, kann doch die EZB im Rahmen des PEPP-Programms – im Gegensatz zu früheren Programmen – auch griechische Anleihen kaufen. Gleichzeitig soll das Land rund 72 Mrd. Euro aus dem 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds der EU bekommen. Dass die Zinsen für zehnjährige griechische Anleihen in den nächsten Monaten zügig in Richtung 0 % fallen sollten, sollte niemanden überraschen.

Kapitalflucht aus Italien beschleunigt sich

Ähnlich dramatisch wie die Schuldenexplosion Griechenlands ist jene Italiens. Die Schulden des Landes sollen bis zum Jahresende auf rund 160 % der jährlichen Wirtschaftsleistung nach oben schießen, gegenüber 134,7 % für Ende 2019. Italien erhält rund 209 Mrd. Euro aus dem Wiederaufbaufonds der EU.

Allerdings trauen viele Investoren und Sparer dem Braten nicht, sondern versuchen weiterhin ihr Geld in Sicherheit zu bringen. So ist der Target2-Saldo der Bundesbank von August auf September um 59 Mrd. Euro auf den Rekord von 1,12 Billionen Euro gestiegen. Damit hat die Kapitalflucht nach Deutschland angehalten, wobei das Geld gerade aus hochverschuldeten Ländern wie Italien, abgezogen worden ist.

Dabei spiegelt ein positiver Target2-Saldo eine Forderung der Notenbank eines Landes, beispielsweise Deutschlands, gegenüber der EZB wider, während ein negativer Saldo, wie jener der italienischen Notenbank, eine Verbindlichkeit gegenüber der EZB widerspiegelt. Gleichzeitig ist der Saldo der italienischen Notenbank im September um 23,5 Mrd. Euro auf den Rekord von minus 546,3 Mrd. Euro gestiegen.

Die Aussichten für Sparer sind in der Eurozone verheerend. Obwohl die Schulden vieler Länder auf Rekordhochs explodiert sind und in den nächsten Jahren weiter kräftig steigen werden, sind die Zinsen auf nie zuvor erreichte Tiefstwerte gesunken. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit zügig, dass in den nächsten Jahren auch zehnjährige griechische und italienische Anleihen jeweils Strafzinsen „abwerfen“ könnten. Umso wichtiger ist es sich gegen die immer schnellere Entwertung des Euro zu schützen und die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.