Die Lage in Frankreich spitzt sich zu, was den Abwärtsdruck auf den Euro verstärkt. Umso gespannter warten Investoren auf die nächsten Nachrichten aus dem Land sowie den US-Arbeitsmarktbericht.

Der DAX hat am 2. Dezember zum ersten Mal in seiner Geschichte die Marke von 20.000 Punkten geknackt und ist inzwischen auf mehr als 20.100 Punkte gestiegen, weshalb viele Anleger in Partylaune sind. Seit Jahresanfang hat der Index damit um stattliche 22 Prozent zugelegt.

Hingegen war der Goldpreis zuletzt auf einer kleinen Berg- and Talfahrt. Der Kursanstieg um 28 Prozent seit Jahresanfang kann sich aber ebenfalls mehr als sehen lassen.

Im Gegensatz zum DAX ist der französische CAC40 Index in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs gesunken. Dabei leiden einige der dortigen Unternehmen unter der schwachen Konjunktur in China, sowie der Talfahrt beim Ölpreis. Für zusätzlichen Abwärtsdruck auf den Aktienmarkt sorgt die politische Lage in Frankreich, droht doch der Regierung von Premierminister Michel Barnier der Sturz.

Barnier hatte am Montag auf Verfassungsartikel 49.3 zurückgegriffen, um ein Gesetz zur Finanzierung der Sozialversicherung durchzusetzen. Der Artikel ermöglicht eine Verabschiedung ohne Abstimmung in der Nationalversammlung. Daher haben die Linken eine Vertrauensabstimmung angekündigt, die am Mittwoch 4. Dezember durchgeführt werden soll. Die rechtsnationale Partei Rassemblement National (RN) hat angekündigt, den Misstrauensantrag der Linken zu unterstützen, womit die Regierung Barnier am Ende wäre.

Im Falle des Scheiterns der bisherigen Regierung muss Präsident Emmanuel Macron erneut einen Regierungschef ernennen und eine neue Regierungsmannschaft zusammenstellen. Neuwahlen sind frühestens im Sommer 2025 möglich.

Frankreich hat sehr hohe Schulden

Die politische Unsicherheit sorgt für Verunsicherung bei Investoren, hat doch Frankreich einen enormen Schuldenberg. Die Schulden waren zur Jahresmitte auf den Rekord von 3,2 Billionen Euro gestiegen, das sind herbe 112,2 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: der Wert für Deutschland liegt bei „nur“ 62 Prozent.

Zwar sind die Zinsen für 10-jährige französische Anleihen wegen der Erwartung weiterer deutlicher Zinssenkungen der EZB zuletzt bis auf 2,9 Prozent gesunken. Damit liegen sie allerdings zum ersten Mal in der Geschichte auf dem Niveau griechischer Anleihen und zeigt damit die „Qualität“ französischer Anleihen.

Gleichzeitig ist der Zinsaufschlag für 10-jährige französische Anleihen gegenüber deutschen auf knapp 90 Basispunkte (0,9 Prozentpunkte) gestiegen. Das ist das höchste Niveau seit der Schuldenkrise in der Eurozone im Sommer 2012.

EZB heizt schon wieder die Inflation an

Je nach der weiteren Entwicklung in Frankreich kommt die EZB aber in Zugzwang. Jedermann dürfte klar sein, dass im Fall einer Eskalation der Frankreich-Krise, also einem möglicherweise deutlichen Zinsanstieg, die EZB unter ihrer Chefin Christine Lagarde sehr schnell einschreiten dürfte und zuerst die Zinsen kräftig senken und im schlimmsten Fall erneut massiv französische Anleihen kaufen würde. Letzteres ist der Grund, warum die Zinsen für französische Anleihen nicht viel höher stehen, was vor dem Hintergrund des riesigen Schuldenbergs mehr als gerechtfertigt wäre.

Die Geldschwemme dürfte einmal mehr die Inflation anheizen, dabei tut die EZB das bereits mit ihrer derzeitigen Politik. Schließlich hat sich das Wachstum der Geldmenge M3 in der Eurozone in den vergangenen Monaten deutlich beschleunigt, von 2,9 Prozent für August über 3,2 Prozent für September auf 3,4 Prozent im Oktober.

In den nächsten Monaten sollte es weiter zügig in Richtung 4 Prozent und anschließend in Richtung 5 Prozent gehen. Dass in dem Umfeld die Inflationsraten in den nächsten Monaten nicht etwa zurückgehen, sondern vielmehr wieder steigen sollten, sollte niemanden überraschen – außer den „Profis“ der EZB, sie können sich immer nicht erklären, woher die Inflation plötzlich herkommt, wenn doch das Wachstum der Geldmenge deutlich größer ist als jenes von Gütern und Dienstleistungen.

Zur Erinnerung: die Volkswirte der EZB sagen für 2024 ein reales Wirtschaftswachstum von lediglich 0,8 Prozent für die Eurozone vorher, gefolgt von nur 1,3 Prozent für 2025. Die Prognose stammt von der EZB-Sitzung vom September, inzwischen hat aber Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl gewonnen und die drohenden Strafzölle auf Produkte aus der Eurozone dürfte die hiesige Konjunktur merklich bremsen – sprich das Wirtschaftswachstum der Eurozone dürfte 2025 deutlich schwächer ausfallen als erwartet.

Wozu braucht man bei dieser anhaltend schwachen Konjunktur ein Geldmengenwachstum von bald 4 oder 5 Prozent? Um die Inflation anzuheizen, wozu sonst?

Sollte die EZB in den nächsten Monaten den Leitzins deutlich stärker senken als die Fed, würde das für zusätzlichen Abwärtsdruck auf den Euro sorgen, woraufhin die Talfahrt bei Euro-Dollar weitergehen würde. Das würde wiederum die Inflation anheizen.

Umso wichtiger bleibt es, sich gegen diese irrwitzige Politik der EZB mit dem Besitz von physischem Gold zu schützen. Der Preis auf Euro-Basis ist seit Jahresanfang um 34 Prozent nach oben geschossen, da können sich die Goldbesitzer entspannt zurücklehnen.

Warten auf US-Arbeitsmarktbericht

Nun warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag, 6. Dezember um 14.30 Uhr veröffentlicht wird. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen im November 200.000 Jobs geschaffen worden sein, nach lediglich 12.000 für Oktober.

Allerdings waren die Zahlen für Oktober durch Hurrikans und den Streik bei Boeing stark verzerrt. Je nachdem wie die Novemberdaten ausfallen sollten, dürfte das für Ausschläge bei US-Zinsen und Dollar sorgen und damit auch Folgen für die Aktienmärkte und den Goldpreis haben.

Unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold hervorragend, wie ich in den vergangenen Monaten und Jahren zahllose Male aufgezeigt habe. Daher macht es weiterhin großen Sinn, physisches Gold zu kaufen, um die eigene Kaufkraft zu schützen. Selbstverständlich sind Barren und Münzen auch ein hervorragendes Weihnachtsgeschenk.

Ich wünsche Ihnen weiterhin eine schöne Adventszeit.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.