Liebe Leserinnen und Leser,

auch wenn die jüngste EZB-Sitzung unspektakulär verlaufen ist, dürfte die Notenbank spätestens im Dezember das Gelddrucken kräftig aufstocken. Zumal die Länder der Eurozone weiterhin massiv Schulden machen werden, wie beispielsweise die Planungen von Finanzminister Olaf Scholz klar zeigen.

Mit einer Berg- und Talfahrt hat der Euro auf die EZB-Sitzung am Donnerstag, 10. September, reagiert. Entgegen den sonst üblichen Gepflogenheiten ist EZB-Chefin Christine Lagarde gleich in ihrem Eingangsstatement auf der Pressekonferenz nach der Sitzung direkt auf den vorherigen Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar eingegangen. Dabei hat Lagarde betont, dass die Notenbank die Währungsentwicklung genau beobachten werde, weil sie Auswirkungen auf die mittelfristigen Inflationsaussichten habe.

Der Zusammenhang ist klar: Je mehr der Euro steigt, umso günstiger werden US-Produkte in der Eurozone, was die Inflationsrate dämpft. Das will die EZB unbedingt vermeiden. Allerdings hat sie ihre Prognosen für Konjunktur und Inflation für die Jahre 2020 und 2021 nur leicht verändert, und keine Gegenmaßnahmen zur Euro-Stärke angekündigt, woraufhin die Gemeinschaftswährung nach dem anfänglichen Kurshüpfer nach oben etwas nachgegeben hat.

Im Gleichschritt mit dem Währungspaar Euro-Dollar hat der Goldpreis zuerst etwas zugelegt, und ist anschließend ein wenig gesunken. Mit Kursen von rund 1.950 Dollar je Unze hält er sich allerdings weiterhin hervorragend, denn er bekommt Rückenwind von den anhaltend niedrigen US-Zinsen.

So liegen jene für zehnjährige US-Anleihen mit 0,66 % klar unter dem Niveau vom 27. August (0,75 %), obwohl die Fed damals auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole ihr neues Inflationsziel angekündigt hat. Das können Sie in dem Beitrag „Goldpreis klettert trotz steigender US-Zinsen in Richtung Rekordhoch“ nachlesen.

Damit liegen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um lediglich knapp 20 Basispunkte (0,2 Prozentpunkte) über dem Rekordtief vom 9. März von 0,50 % auf Schlusskursbasis. Das zeigt, dass der Anleihenmarkt die langfristigen Perspektiven der hochverschuldeten US-Wirtschaft als schlechter einschätzt als selten zuvor – völlig zurecht.

Kräftige Steuerausfälle drohen

Obwohl Lagarde diesmal mit ruhiger Hand reagiert hat, erwarten viele Experten, dass die EZB spätestens bei der übernächsten Sitzung am 10. Dezember das Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) erneut aufstocken dürfte, diesmal um 500 Mrd. auf dann 1,85 Billionen Euro. Zudem solle das Programm bis Ende 2021 verlängert werden. Mich würde es überhaupt nicht überraschen, wenn die Notenbank sogar eine Anhebung auf 2,0 Billionen vornehmen würde.

Wieso? Weil die Länder der Eurozone zur Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie weiter gewaltige Schulden machen werden. Um zu verhindern, dass es in dem Umfeld auch nur zu dem kleinsten Zinsanstieg kommt, müssen die Notenpressen der EZB immer schneller laufen.

Welch dramatische Folgen die Pandemie für Deutschlands Finanzen hat, zeigt die jüngste Steuerschätzung unmissverständlich, die Bundesfinanzminister Olaf Scholz vorgelegt hat. So sollen Bund, Länder und Gemeinden für den Zeitraum 2020 bis 2024 mit 29,6 Mrd. Euro weniger auskommen als noch im Mai angenommen. Dabei muss allein der Bund für 2020 und 2021 mit jeweils rund 10 Mrd. Euro weniger rechnen. Dabei schlägt die Mehrwertsteuersenkung für das zweite Halbjahr dieses Jahres mit rund 20 Mrd. Euro durch, auf den Kinderbonus entfallen rund vier Mrd. Euro.

Deutschland verbucht Rekordverschuldung

Die Folge: In diesem Jahr will der Bund bis zu 217,8 Mrd. neue Schulden aufnehmen – das ist das Fünffache des bisherigen Rekordjahres 2010. Bei 44,6 Mio. Bürgern, die aktuell Lohn- und Einkommensteuer bezahlen, bedeutet das mehr als 4.880 Euro an neuen Schulden pro Steuerzahler. So viel Geld ist notwendig, um einen noch größeren Einbruch der Wirtschaft zu verhindern. Die Bundesregierung geht für das laufende Jahr von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,8 % aus.

Demnach würde die Verschuldung Deutschlands, also von Bund, Ländern, Gemeinden und der Sozialversicherung bis zum Jahresende gegenüber dem Stand von Ende 2019 von 2,05 Billionen Euro kräftig nach oben schießen. Das wären knapp 70 % der jährlichen Wirtschaftsleistung, gegenüber 59,8 % für Ende 2019.

Für 2021 droht ein weiteres großes Loch. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ plant Scholz mit einem Haushaltsdefizit von rund 100 Mrd. Euro. Genau Zahlen folgen am 23. September, wenn das Kabinett den Bundeshaushalt 2021 beschließen wird.

Das sind zwar alles unvorstellbar große Zahlen. Im Gegensatz zu vielen anderen Euro-Ländern kann sich Deutschland die neuen Schulden nach etlichen Jahren mit einer schwarzen Null im Bundeshaushalt allerdings leisten, ist doch die Verschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung im internationalen Vergleich niedrig.

Gespanntes Warten auf Fed-Sitzung

Bei vielen anderen Ländern, wie Italien, Spanien oder Frankreich sieht die Verschuldungslage allerdings verheerend aus, weshalb die Notenpressen der EZB noch auf Jahre hinaus glühen werden. Damit wird die Geldmenge weiterhin kräftig steigen, womit der Euro rapide entwertet wird und damit beispielsweise die Immobilienpreise in Deutschland auf Rekordfahrt bleiben dürften.

Gleichzeitig betont die EZB immer, dass die Vorteile ihre Politik die Nachteile überwiegen würden – welcher Irrwitz! Umso wichtiger ist es, sich dagegen mit physischem Gold zu schützen.

Der nächste Rückenwind für den Goldpreis dürfte am kommenden Mittwoch, am 16. September kommen, wenn die Fed die Ergebnisse ihrer Sitzung bekanntgibt. Ich bin gespannt, welche Pläne die US-Notenbank diesmal hat, um die Inflation stärker anzuheizen und gleichzeitig die Zinsen niedrig zu halten, beziehungsweise noch tiefer in den Keller zu drücken. Nutzen Sie daher bitte die Zeit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken und so Ihre Kaufkraft zu erhalten.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.