Die US-Notenbank hat das Protokoll der Fed-Sitzung vom März veröffentlicht. Es zeigt, dass die Fed die Geldpolitik in den nächsten Monaten deutlich verschärfen will. Umso mehr Gegenwind bekommt allerdings der S&P500 und in dessen Fahrwasser der DAX. Umso gefragter dürfte hingegen der sichere Hafen Gold sein.

Die höchste Inflationsrate seit 40 Jahren zwingt die Fed zusehends zum Handeln. Das zeigt das Protokoll der Fed-Sitzung vom 16. März, das die US-Notenbank am Mittwochabend, 6. April veröffentlicht hat. Demnach will die Fed die Leitzinsen bei der nächsten Sitzung am 4. Mai um 50 Basispunkte (0,50 Prozentpunkte) anheben. Ähnlich starke Erhöhungen könne es bei den darauffolgenden Sitzung geben.

Nach der Veröffentlichung waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, die in den Vortagen mit 2,65 % auf das höchste Niveau seit März 2019 nach oben geschossen waren, auf einer kleinen Berg- und Talfahrt, ähnlich ist es auch dem S&P500 ergangen. Hingegen gab es kaum Kursausschläge beim Goldpreis, womit er trotz der kräftig gestiegenen US-Zinsen auf dem gleichen Niveau wie Mitte März notiert. Das ist eine mehr als beeindruckende Entwicklung, oder?

Investoren wissen, dass die kräftig steigenden Zinsen nur die Verschärfung der Geldpolitik durch die Fed widerspiegeln und in keinster Weise die Aussicht auf eine mögliche Belebung der US-Wirtschaft. Die hochverschuldete und damit stark zinsabhängige US-Wirtschaft wird durch die steigenden Zinsen vielmehr massiv belastet, weshalb die Wirtschaft zügig auf eine Rezession zusteuern dürfte.

Anleihenverkäufe werden kräftig aufgestockt

Im Fokus der Investoren stand vor allem, was das Protokoll zum Thema Bilanzabbau, also dem Verkauf von Staats- und Hypothekenanleihen, ankündigen würde. Dabei hat die Fed eine Obergrenze beim Verkauf von Staatsanleihen von rund 60 Mrd. US-Dollar pro Monat angekündigt und von rund 35 Mrd. US-Dollar pro Monat bei Hypothekenanleihen. Die Verkäufe sollen bereits im Mai starten, allerdings können sie über einen Zeitraum von drei Monaten oder etwas mehr eingeführt werden.

Auch wenn die Fed keine Details für den Start der Verkäufe gemacht hat, sehen meine Erwartungen wie folgt aus: Die Fed dürfte im Mai mit dem Verkauf von Staatsanleihen im Volumen von 20 Mrd. US-Dollar beginnen, daraufhin könnten 40 Mrd. im Juni und 60 Mrd. US-Dollar im Juli folgen. Ab August würde es dann mit 60 Mrd. US-Dollar pro Monat weitergehen.

Gleichzeitig könnten die Verkäufe von Hypothekenanleihen im Mai mit 12 Mrd. US-Dollar starten, gefolgt von 24 Mrd. für Juni und 36 Mrd. für Juli. Ab August würde es dann mit 36 Mrd. US-Dollar weitergehen. Damit würde die Fed im Mai für insgesamt 32 Mrd. US-Dollar Staats- und Hypothekenanleihen veräußern, gefolgt von 64 Mrd. für Juni und 96 Mrd. US-Dollar ab Juli für den Rest des Jahres. Das wäre ein deutlich schneller Abbau der Bilanzsumme und damit eine deutlich stärkere Verschärfung der Geldpolitik als beim vorherigen Abbau zwischen 2017 und 2019, als die Obergrenze bei insgesamt 50 Mrd. US-Dollar pro Monat gelegen war.

Kurseinbruch am Aktienmarkt soll Konjunktur schwächen

Ein Liquiditätsentzug von knapp 100 Mrd. US-Dollar pro Monat würde allerdings das Finanzsystem und damit teilweise die Realwirtschaft schnell erheblich belasten, womit sich die Aussichten für die Konjunktur und damit den US-Aktienmarkt weiter kräftig eintrüben würden. Meiner Meinung nach will die Fed sogar mit einem Einbruch am Aktienmarkt die Nachfrage der Verbraucher deutlich dämpfen, was die hohe Inflation bekämpfen würde. Zur Erinnerung: Volkswirte gehen davon aus, dass die Inflation im April auf 8,3 % gestiegen ist, nach 7,9 % für März. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Inflationsrate einmal höher ausfallen würde als erwartet.

Der Gedanke hinter den Plänen der Fed, den zuletzt der ehemalige Chef der Notenbank von New York, Bill Dudley, signalisiert hat: In den vergangenen 13 Jahren seit der 2008er-Schuldenkrise hat die Fed mit massivem Gelddrucken die Zinsen auf viel zu niedrige Niveaus gesenkt, um damit die Aktienmärkte in die Stratosphäre zu treiben, wodurch sich die Stimmung der Aktienbesitzer beziehungsweise privaten Haushalte stark verbessern würde und sie deutlich mehr konsumieren würden. Das würde die Konjunktur kräftig ankurbeln. Das bezeichnet die Fed als „Vermögenseffekt.“

Damit hat die Fed das Pferd von hinten aufgezäumt. Damit haben die Aktienmärkte nicht mehr die Aufhellung der Aussichten für die Wirtschaft – und damit die der Unternehmen – widergespiegelt, sondern sie vielmehr ausgelöst – so zumindest die irrwitzigen Pläne der Fed. Komischerweise war das prozentuale Wachstum der US-Wirtschaft im Durchschnitt in den zehn Jahren bis 2019, als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, so schwach wie nie zuvor, aber sei’s drum.

Meiner Meinung nach will die Fed nun erreichen, dass sich die Spirale am Aktienmarkt in die andere Richtung, also zügig nach unten dreht. Dadurch soll sich die Stimmung der Aktienbesitzer und damit der privaten Haushalte deutlich verschlechtern, womit sie sich beim Konsum zurückhalten würden. Das würde die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und damit den Inflationsdruck dämpfen – so die Pläne der Fed.

Rezessionsrisiko nimmt stark zu

Wie ich in den vergangenen Monaten mehrfach betont habe, befürchte ich, dass die Fed mit einer deutlichen Verschärfung der Geldpolitik die US-Wirtschaft allerdings schnell in eine Rezession treiben wird. Der Kurseinbruch vieler Aktien aus zyklischen, also stark konjunkturabhängigen Sensoren, wie Hausbaufirmen (DR Horton, KB Home, Pulte, Lennar), oder Halbleiter (siehe den Philadelphia Seiconductor Index) spricht Bände.

Daher sollte der US-Aktienmarkt in den nächsten Monaten nach unten rauschen, hat er doch die bevorstehende deutliche Verschärfung der Geldpolitik noch in keinster Weise eingepreist. Zwar sind am Anleihenmarkt Zinserhöhungen um weitere 225 Basispunkte bis Ende 2022 eingepreist, womit die Leitzinsen am Jahresende bei rund 2,5 % liegen würden. Das wäre die stärkste Verschärfung der Geldpolitik seit 1994!

Gleichzeitig liegt der S&P500 um lediglich knapp 7 % unter dem Rekordhoch von Anfang Januar 2022 – das macht absolut keinen Sinn! Je stärker die US-Zinsen nach oben schießen sollten, umso größeren Gegenwind sollten die hochbewerteten Growth-Aktien, also die Technologieaktien haben – weil die erwartet künftig stark steigenden Gewinne umso stärker abdiskontiert werden -, womit der Nasdaq Composite nach unten rauschen und damit den S&P500 mit nach unten reißen sollte. In dem Szenario dürfte der DAX überdurchschnittlich stark unter die Räder kommen, gerade die Zykliker und Growth-Aktien aus dem Index.

Besitz von physischem Gold ist wichtiger denn je

Umso mehr hellen sich die Aussichten für den Goldpreis auf. Zwar bekommt er Gegenwind von den kräftig steigenden US-Zinsen. Je stärker der US-Aktienmarkt aber einbrechen sollte, umso mehr sollten Investoren allerdings in den sicheren Hafen Gold flüchten, zumal die Fed innerhalb weniger Monate – meiner Meinung nach bereits im Sommer – gezwungen sein sollte umzuschwenken, und die Verschärfung der Geldpolitik auf Eis zu legen. Schließlich kann die Fed vor den Halbzeitwahlen im November keinen Crash am Aktienmarkt auslösen, wodurch sich die ohnehin miserablen Wahlchancen für die regierenden Demokraten noch weiter verschlechtern würden.

Umso wichtiger ist es, physisches Gold zu besitzen und dazu die eigenen Bestände weiter aufzustocken. Zudem bei zunehmender Unsicherheit bezüglich Konjunktur und Aktienmarkt der Euro gegenüber dem Dollar weiter im Rückwärtsgang sein sollte, zumal die Gemeinschaftswährung schon jetzt nur noch wenige Prozent über dem Fünf-Jahres-Tief gegenüber dem Dollar notiert. Schützen Sie sich daher weiter gegen die galoppierende Inflation in Deutschland und dem drohenden weiteren Rückgang des Euro mit physischem Gold.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.