Trotz zahlreicher weltweiter Krisen ist der Goldpreis auf das Niveau von Januar 2017 gesunken. Von umso größerer Bedeutung ist die Politik der US-Notenbank. Zwar belastet sie kurzfristig die Notierung des Edelmetalls, mittelfristig sollte ihre Politik den Goldpreis aber deutlich beflügeln.
Nachdem der Goldpreis fünf Wochen lang seitwärts tendiert ist, kam er zuletzt erneut unter Druck. Grund waren ein paar US-Konjunkturdaten. So waren die Aufträge langlebiger Gebrauchsgüter im August um 4,5 Prozent gegenüber dem Vormonat geklettert und damit deutlich stärker als Volkswirte vorhergesagt hatten. Daraufhin sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und der Dollar gestiegen, womit der Goldpreis gleich von zwei Seiten Gegenwind bekommen hat. Dabei haben Investoren darüber hinweggesehen, dass die Aufträge bereinigt um die Bereiche Verteidigung und Luftfahrt, also die Investitionen der Unternehmen, um 0,5 Prozent gesunken sind. Damit spiegeln die Investitionen wieder, dass die US-Wirtschaft bei Weitem nicht so stark ist, wie viele Experten immer behaupten.
Für anhaltenden Gegenwind für den Goldpreis sorgt zudem die US-Notenbank. Sie hat zuletzt wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 2,0 bis 2,25 Prozent angehoben. Das war die achte Erhöhung in diesem Zyklus. Zudem hat die US-Notenbank das Wort „akkommodierend“ in Bezug auf die Geldpolitik gestrichen. Gleichzeitig hat die Fed ihre bisherige Zinsprognose bestätigt, demnach ist für dieses Jahr eine weitere Erhöhung geplant. Im Jahr 2019 sollen drei weitere Erhöhungen folgen. Gleichzeitig baut die Fed ihre Bilanzsumme durch den Verkauf von Staats- und Hypothekenanleihen um insgesamt 50 Mrd. Dollar pro Monat ab, was für zusätzlichen Aufwärtsdruck bei den Zinsen sorgt. Das und der Handelskrieg treiben wiederum den Dollar nach oben, was den Goldpreis belastet.
Fed will die Blase zum Platzen bringen
Die Fed begründet die anhaltende Verschärfung der Geldpolitik damit, dass die US-Wirtschaft sehr gut laufe und die Arbeitslosenquote sehr niedrig sei, weshalb man ein Überhitzen der Wirtschaft und damit das Anheizen der Inflation verhindern müsse. Das sind für mich allerdings nur vorgeschobene Argumente. Meiner Meinung nach erhöht die Fed die Zinsen nur aus einem Grund: weil sie aus den gigantischen Blasen am Aktien- und am Immobilienmarkt die Luft herauslassen möchte, denn Jay Powell und seine Kollegen wissen, dass eine abruptes Platzen der Blase dramatische Folgen hätte, sind doch die Amerikaner, also Staat, private Haushalte und Unternehmen, noch viel stärker verschuldet als vor der 2008er-Schuldenkrise.
Dass am US-Aktienmarkt derzeit die größte Blase herrscht, die es dort jemals gegeben hat, daran sollte es keinen Zweifel geben. Das belegt beispielsweise der sogenannte Buffett-Indikator unmissverständlich. Bei dem von der Investmentlegende Warren Buffett erfundenen Indikator wird der Börsenwert des marktbreiten Wilshire 5000 Aktienindex durch die jährliche Wirtschaftsleistung der USA dividiert. Das Ergebnis: der Wert ist mit 148 Prozent auf ein neues Rekordhoch gestiegen und lag damit deutlich über dem ehemaligen Spitzenwert vom März 2000 bei 140 Prozent.
Fed bläst das Vermögen der Amerikaner auf
Das Problem ist, dass es neben der Blase am Aktienmarkt auch eine enorme Blase am Immobilienmarkt gibt. Die Folge: Obwohl die privaten Haushalte der USA in den vergangenen Jahren kräftig Schulden gemacht haben, ist deren Nettovermögen von einem Rekord zum nächsten gestiegen und lag zuletzt bei 106,9 Billionen Dollar. Das Nettovermögen wird errechnet, indem man vom Vermögen die Schulden abzieht. Damit beläuft sich das Nettovermögen auf horrende 691,9 Prozent der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte. Das ist ebenfalls ein Spitzenwert. Den jahrelangen Nullzinsen und dem massiven Gelddrucken der Fed sei „Dank.“ Der langfristige Schnitt liegt allerdings bei lediglich 500 Prozent. Die Zahlen zeigen, wie gigantisch die Überbewertung der US-Vermögenswerte, also vor allem Aktien und Immobilien, ist.
Immobilienmarkt sendet Schwächesignale
Mit ihren anhaltenden Zinserhöhungen geht die Fed allerdings ein sehr riskantes Vabanquespiel ein, belastet sie doch die hochverschuldete Wirtschaft enorm. Gerade der Immobilienmarkt bekommt die steigenden Hypothekenzinsen kräftig zu spüren, weshalb die Verkäufe bestehender Häuser im November 2017 ihren Höhepunkt erreicht haben und seitdem auf dem Weg nach unten sind. Meiner Meinung nach zieht eine deutliche Krise am US-Häusermarkt herauf, behalten Sie bitte die Lage in den nächsten Quartalen im Auge!
Die Frage ist, wie lange die Blase am Aktienmarkt noch größer wird. Kurzfristig könnte sie sogar weiter aufgeblasen werden. Warum? Weil die Strafzölle auf chinesische Produkte im Wert von knapp 200 Mrd. Dollar zum 1. Januar 2019 von aktuell 10 Prozent auf 25 Prozent nach oben schießen werden, bemühen sich viele US-Unternehmen so viele Güter aus China so schnell wie möglich zu importieren, ehe die Strafzölle steigen. Damit kommt es also kurzfristig zu Vorzieheffekten, also einer Sonderkonjunktur in den USA. Damit kann die Fed weiterhin betonen, wie gut es der US-Wirtschaft geht und dass sie die Zinserhöhungen problemlos verkraftet. Wie für viele Investoren ist es daher für mich ausgemachte Sache, dass die Fed bei der übernächsten Sitzung am 19. Dezember erneut die Zinsen anheben wird.
Wann platzt die Blase am US-Aktienmarkt?
Nach den ganzen Vorzieheffekten wird die Wirtschaft Anfang 2019 allerdings in ein Loch fallen, während sich der Häusermarkt zusehends abkühlt und die Wirtschaft vor einer Reihe weiterer Zinserhöhungen steht. Da ist es meiner Meinung nach nur noch eine Frage der Zeit, wann die Blase am Aktienmarkt platzen wird. Ich weiß nicht wann es sein wird, im November oder im Dezember 2018 oder möglicherweise erst im Jahr 2019. Ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass das Platzen allmählich näher rückt, weil die Fed solange mit den Zinserhöhungen weitermachen wird, bis die Blase geplatzt ist. In einem derartigen Umfeld haben Investoren vor allem zwei Möglichkeiten: entweder sie flüchten in US-Staatsanleihen oder in Gold. Ob es so gut ist in US-Staatsanleihen zu flüchten, wenn die US-Staatsschulden selbst in Zeiten, in denen die Wirtschaft brummt, um mehr als eine Billion Dollar pro Jahr steigen, lasse ich einmal dahingestellt.
Der Goldpreis könnte zwar kurzfristig durch den steigenden Dollar und die steigenden US-Zinsen noch etwas Gegenwind haben. Allerdings geht die Fed mit ihren Zinserhöhungen ein Vabanquespiel ein. Niemand weiß bei welchem Zinssatz die US-Wirtschaft ins Straucheln kommt, was den US-Aktienmarkt enorm belasten würde. Allerdings dürfte der Zinssatz viel niedriger als früher sein, ist die Wirtschaft doch viel höher verschuldet als früher. Wenn es Anzeichen dafür geben wird, dass nach der Blase am Immobilienmarkt auch jene am Aktienmarkt zu platzen beginnt, sollte der Goldpreis als sicherer Hafen sehr gefragt sein. Zumal Gold im Verhältnis zu US-Aktien extrem billig ist. Das zeigt das Dow-Gold-Ratio: Dabei wird der Indexstand des Dow Jones durch den Goldpreis dividiert. Der Wert ist zuletzt auf 22,3 gestiegen – das ist das höchste Niveau seit Herbst 2005.