Mit Null- und Strafzinsen haben die führenden Notenbanken der Welt in den vergangenen Jahren eine gigantische Schuldensause möglich gemacht und damit die Weltwirtschaft am Laufen gehalten. Laut der Fed und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gibt es für die nächste Rezession allerdings nur eine „Lösung“: Strafzinsen. Diese Aussicht treibt den Goldpreis kräftig nach oben.

Auf Zehn-Monats-Hochs ist der Goldpreis gestiegen. Das ist sehr bemerkenswert, ist doch der S&P500 bis auf fünf Prozent an das Rekordhoch herangeklettert. In einem derartig rosigen Umfeld braucht doch eigentlich niemand Gold zur Absicherung, oder? Rückenwind bekommt der Goldpreis hingegen von den sinkenden Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, die mit 2,64 Prozent in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs gesunken sind und damit allmählich den Dollar mit nach unten ziehen.

Der Rückgang der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen dürfte viele Investoren ziemlich überraschen. Zuletzt hatten zwei US-Notenbanker gesagt, die Fed solle den Abbau der Bilanzsumme noch in diesem Jahr beenden, also keine Staats- und Hypothekenanleihen mehr verkaufen, was einer Lockerung der Geldpolitik gegenüber dem aktuellen Stand entsprechen würde. Fed-Chef Jay Powell hatte nach der Fed-Sitzung am 30. Januar sogar gesagt, dass die Fed jederzeit zum QE-Gelddrucken zurückkehren könne, also Anleihen kaufen könne.

Sinkende US-Zinsen senden starke Warnsignale

Mit neuen Anleihekäufen würde die Fed die Zinsen für kurzlaufende Papiere nach unten drücken, womit die Wirtschaft angekurbelt werden würde. Gleichzeitig würden die Zinsen für zehnjährige Anleihen steigen, was die Aufhellung der langfristigen Perspektiven für die US-Wirtschaft widerspiegeln würde. Dass die Zinsen für zehnjährige Anleihen trotz dieser Aussicht auf dem Weg nach unten sind signalisiert die Befürchtung der Investoren, dass die US-Wirtschaft auf dem Weg in eine Rezession sein dürfte.

Dieses Signal bestätigt auch der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen. Er ist auf nur mehr 15 Basispunkte (0,15 Prozent) gesunken und ist damit nur noch wenige Basispunkte vom niedrigsten Niveau seit August 2007 entfernt. Der Anleihenmarkt schätzt die Perspektiven der US-Wirtschaft damit als so schlecht ein, wie seit mehr als elf Jahren nicht mehr. Wenn man von den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen jene für zweijährige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente übrig.

Wieso steigt der S&P500 trotz dieser miserablen Aussichten für die US- und damit die Weltwirtschaft? Weil die Investoren darauf wetten, dass die Fed den US-Aktienmarkt mit einer gigantischen Dollar-Schwemme oben halten kann, selbst wenn es zu einer Rezession kommen sollte. Eine solche Wette ist ein reines Vabanque-Spiel, vielmehr kann der S&P500 jederzeit kräftig nach unten drehen.

IWF setzt auf Strafzinsen

Rückenwind bekommt der Goldpreis von der Aussicht, dass die Fed und der Internationale Währungsfonds (IWF) den Boden für Strafzinsen bereiten. Offensichtlich ist der IWF der Überzeugung, dass die Weltwirtschaft nur so aus einer „schweren Rezession“ herausgeholt werden kann. Das hat der IWF in dem Blog-Beitrag „Cashing In: How to Make Negative Interest Rates Work“ vom 5. Februar aufgezeigt.

Damit die Sparer die Strafzinsen allerdings nicht umgehen können, müsste das Bargeld laut dem IWF abgeschafft werden. Da das kaum umzusetzen sei, müsste eine Strafsteuer auf Bargeld eingeführt werden. Das können Sie in dem Beitrag „Steuer auf Bargeld soll Wirtschaft im nächsten Abschwung retten.“

„In einer bargeldlosen Welt gibt es keine Untergrenze für die Zinsen. Eine Notenbank könnte die (Leit)Zinsen beispielsweise von zwei auf minus vier Prozent senken, um eine schwere Rezession zu bekämpfen“, schrieben Ruchir Agarwal, Volkswirt beim IWF, und Signe Krogstrup, Beraterin des IWF und ehemalige Mitarbeiterin der Schweizerischen Nationalbank, in einer Studie.

„Ohne Bargeld müssten Sparer die Strafzinsen bezahlen, was den Konsum und Investitionen attraktiver machen würde. Das würde die Kreditvergabe ankurbeln, die Nachfrage beflügeln und die Wirtschaft stimulieren“, so die zwei Experten des IWF. „Im Vergleich zu anderen Vorschlägen hätte dieser den Vorteil, die Geldpolitik völlig von der unteren Zinsgrenze (Nullzinsen) zu befreien.“

Die Pläne des IWF hätten verheerende Auswirkungen auf Sparer. Sie müssten Strafzinsen von drei, vier oder fünf Prozent bezahlen und würden damit Tag für Tag an Kaufkraft verlieren, sprich enteignet werden. Welch perverse Politik der IWF doch anstrebt! Die Sparer sollen also die Rechnung für jene Länder bezahlen, die sich extrem stark verschuldet haben und deren Wirtschaft offenbar nur noch mit Strafzinsen am Leben gehalten werden kann, unglaublich!

Fed startet Testballon mit Strafzinsen

In das gleiche Horn wie der IWF bläst auch die Fed. Die Notenbank von San Francisco hat am 4. Februar eine Studie mit dem Titel „How Much Could Negative Rates Have Helped the Recovery“ veröffentlicht. Daran kommen die „Experten“ der Fed zur Überzeugung, dass bei einer Einführung von Strafzinsen während der jüngsten Krise die Tiefe der Rezession verringert worden wäre und die Wirtschaft schneller zu ihrem vollen Potenzial zurückgekehrt wäre. Dabei wäre die Inflation schneller in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der Fed geklettert. Na wenn das keine tollen Aussichten sind, dass die Fed die Inflation stärker anheizen kann, was dann?

Jedem, der die Studie liest, sollte klar sein, dass die Fed in der nächsten Rezession Strafzinsen einführen dürfte, um so die gigantische Schuldensause und damit die Wirtschaft am Laufen zu halten. Ohne die Schuldensause von Staat, privaten Haushalten und Unternehmen gäbe es schon seit Jahrzehnten absolut kein Wirtschaftswachstum in den USA, vielmehr wäre die Wirtschaft in einer schweren, langanhaltenden Rezession.

Sollten der IWF und die Fed ihre Pläne in die Tat umsetzen, hätte das verheerende Folgen für die Sparer, allerdings wäre das ein umso besseres Umfeld für Gold. Wenn Investoren die Wahl haben zwischen drei, vier oder fünf Prozent Strafzinsen, dann setzen doch viele Anleger lieber auf physisches Gold, auf das keine Strafzinsen fällig werden.

Abgesehen von jederzeit möglichen kleinen Kurskorrekturen ist das Umfeld für Gold besser als selten zuvor, weshalb Sie Ihre Bestände weiter aufstocken sollten. Die Pläne des IWF und der Fed zeigen was am Ende des gigantischen Schuldenmachens und Gelddruckens kommt.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.