Die Aktienmärkte in den USA und Deutschland haben seit Jahresanfang so stark zugelegt wie sonst in einem ganz Jahr. Von den Ergebnissen der Sitzungen der führenden Notenbanken hängt es ab, ob die Börsenparty weitergeht oder nicht.

Nach der Börsenparty im Januar sind viele Anleger in prächtiger Stimmung. Der DAX ist seit Jahresanfang um 8,8 Prozent nach oben geschossen, in den USA stehen beim S&P 500 ein Plus von 6,2 Prozent zu Buche und beim technologielastigen Nasdaq Composite Index sogar von satten 10,7 Prozent. Damit hat der Nasdaq den stärksten Anstieg für einen Januar seit 2001 verbucht.

In dem Umfeld kann sich der Anstieg beim Goldpreis um 6,1 Prozent seit Anfang 2023 mehr als sehen lassen. Mit Kursen von rund 1.925 Dollar je Unze notiert er nur knapp unter dem Neun-Monats-Hoch.

Für die Rally an den Aktienmärkten und bei Gold ist der US-Zinseinbruch sowie die Talfahrt beim Dollar verantwortlich. So sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen seit Jahresanfang um herbe 40 Basispunkte (0,4 Prozentpunkte) nach unten gerauscht. Verantwortlich dafür waren unter anderem besser als erwartete Inflationsdaten aus den USA, die die Hoffnung geschürt haben, dass die Fed schon bald eine Zinspause einlegen könnte. Verstärkt wurde der Abwärtsdruck auf die Zinsen durch eine Reihe schwacher US-Konjunkturdaten – und prompt lief die Party an den Börsen auf vollen Touren.

US-Wirtschaft ist schwach

Das Problem ist, dass die Börsenrally Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen überhaupt nicht gefallen dürfte. Sie versuchen, die US-Wirtschaft über die sogenannten Finanzbedingungen zu steuern, die sich über die Zinsentwicklung, die Entwicklung am Aktienmarkt und beim Dollar widerspiegeln. Weil die Zinsen aber eingebrochen, der Aktienmarkt nach oben geschossen und der Dollar auf Talfahrt ist sind die US-Finanzbedingungen derzeit so locker wie seit Juni nicht mehr. Dabei hat die Fed in dem Zeitraum den Leitzins um herbe 350 Basispunkte auf aktuell 4,25 bis 4,5 Prozent angehoben! Die Entwicklung am Finanzmarkt hat also die Arbeit der Fed völlig konterkariert!

Dabei belastet die rasante Erhöhung der Leitzinsen die hoch verschuldete Wirtschaft enorm. Zwar ist sie im vierten Quartal real, also nach Abzug der Inflation, um annualisiert 2,9 Prozent gewachsen und damit etwas stärker als Volkswirte vorhergesagt hatten (2,7 Prozent). Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert. Allerdings basierte der Zuwachs vor allem auf einem kräftigen Anstieg der Lagervorräte und einem Rückgang des Außenhandelsdefizits.

Hingegen sind die – von Volkswirten üblicherweise stark beachteten – realen Umsätze mit der Privatwirtschaft, also mit Verbrauchern und Unternehmen, um nur annualisiert 0,2 Prozent gewachsen. Sie lesen richtig: 0,2 Prozent! Die Privatwirtschaft der USA stagniert also quasi, weshalb ich weiterhin fest davon ausgehe, dass die Wirtschaftsleistung insgesamt im ersten Quartal schrumpfen sollte.

Fed will aber weiter die Zinsen erhöhen

Umso gespannter warten Investoren auf die Fed-Sitzung am Mittwochabend, 1. Februar. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte auf 4,50 bis 4,75 Prozent anhebt. Umso wichtiger ist es, was Powell auf der anschließenden Pressekonferenz ab 20.30 Uhr sagen wird. An den Märkten ist derzeit eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte für die darauffolgende Sitzung am 22. März eingepreist, womit der Höhepunkt in diesem Zinszyklus erreicht sein soll und sich damit eine baldige Zinspause abzeichnet.

Sollte Powell auf der Pressekonferenz tatsächlich das Wort „Zinspause“ in den Mund nehmen, könnten – obwohl das ohnehin erwartet wird – die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einmal mehr einbrechen, und damit den Dollar mit nach unten reißen. Und schon dürfte die Rally an den Börsen noch mehr Fahrt aufnehmen. Damit würde die Fed allerdings die ohnehin riesige Blase am US-Aktienmarkt weiter aufpumpen. Das kann ich leider nicht verhindern.

Allerdings würde in einem Umfeld sinkender US-Zinsen und eines sinkenden Dollar der Goldpreis zusätzlichen Aufwind bekommen, womit er weiter in Richtung der Marke von 2.000 Dollar je Unze laufen sollte.

EZB will die Zinsen noch stärker anheben als die Fed

Tags darauf am Donnerstag, 2. Februar, gibt die EZB die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt. Viele Investoren gehen davon aus, dass die EZB den Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 3,0 Prozent anheben wird. Von großer Bedeutung wird dann das Signal von EZB-Chefin Christine Lagarde für die darauffolgende Sitzung am 16. März sein. Wird Lagarde eine weitere Erhöhung um 50 Basispunkte in Aussicht stellen?

Gründe dafür gibt es mehr als genug, schließlich ist die Inflation in der Euro-Zone zwar im Januar deutlich zurückgegangen auf 8,5 Prozent, gegenüber 9,2 Prozent für Dezember. Allerdings liegt sie damit immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Mit Leitzinsen von 3,0 Prozent kann man aber eine derart hohe Inflation in keiner Weise bekämpfen, vielmehr heizt die EZB mit derartigen Mini-Zinsen die Inflation weiter an. Um sie zu energisch zu bekämpfen, müsste der Leitzins über die Inflationsrate angehoben werden – das dürfte die EZB wegen der hochverschuldeten Länder wie Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland und Portugal allerdings niemals tun.

Allerdings belastet die hohe Inflation und die zunehmende Abschwächung der Weltwirtschaft die deutsche Wirtschaft enorm. So ist die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal für viele Experten „überraschend“ um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft, vor allem weil die privaten Haushalte weniger konsumiert haben als im Vorquartal. Sollte im laufenden ersten Quartal erneut ein Rückgang der Wirtschaftsleistung zu Buche stehe, wovon ich fest ausgehe, wäre das der zweite in Folge, womit die Wirtschaft in einer Rezession wäre.

Die Konjunkturschwäche hat sich zum Start in das neue Jahr deutlich verstärkt. So sind die Einzelhandelsumsätze im Januar real, also nach Abzug der Inflation, um herbe 5,3 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen. Hingegen hatten die allzeit optimistischen Volkswirte einen Anstieg um 0,2 Prozent vorhergesagt. Woher deren Optimismus kommt, kann ich mir absolut nicht erklären. Dass die deutsche Wirtschaft und jene der Eurozone zügig auf dem Weg in eine Rezession sein sollten, sollte niemanden überraschen.

Wie reagiert der Finanzmarkt auf die EZB-Sitzung?

Umso mehr kommt es auf die EZB an. Meiner Meinung nach dürfte es Lagarde ziemlich schwer fallen, für die März-Sitzung erneut eine Anhebung um 50 Basispunkte zu signalisieren. Sollte Lagarde es dennoch tun, könnte der Euro zumindest kurzfristig einen Sprung nach oben gegenüber dem Dollar machen. Dann schauen wir mal, ob die Party beim DAX dann weitergeht – schließlich bedeutet ein anhaltender Anstieg des Euro, dass sich die Exportperspektiven für die deutschen Unternehmen verschlechtern, weil deutsche Produkte in den USA zusehends teurer werden.

Allerdings könnte ein Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar, sprich ein Rückgang des Dollar gegenüber dem Euro, den Goldpreis beflügeln. Nach der Fed-Sitzung werde ich mir also die Ergebnisse der EZB-Sitzung und gerade Lagardes Aussagen auf der Pressekonferenz ganz genau anschauen und Sie in der kommenden Woche darüber informieren.

Wie auch immer die Fed- und die EZB-Sitzung in der laufenden Woche ausgehen mögen, bleiben die Aussichten für Gold glänzend. Denn meiner Meinung nach sollte die Fed in einem Rezessionsumfeld eher früher als später zu kräftigen Zinssenkungen zurückkehren, woraufhin die EZB – wie üblich – schnell hinterhereilen sollte. Umso mehr Auftrieb sollte der Goldpreis in dem Szenario haben, weshalb es sich lohnen sollte, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter klar aufzustocken.