Liebe Leserinnen und Leser,

nach der Tötung des iranischen Generals Soleimani durch die USA schießt der Goldpreis in die Nähe des Sieben-Jahres-Hochs nach oben. Mittel- und langfristig heizt allerdings vor allem die Fed mit ihrem gigantischen Gelddrucken den Preis des Edelmetalls an. Aus dieser Politik gibt es ebenso wenig eine Umkehr wie aus den Strafzinsen der EZB.

Die jahrelange Börsenparty hat am vergangenen Freitag, den 3. Januar 2020, plötzlich einen Dämpfer bekommen. Nach der Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani sind DAX und S&P 500 eingeknickt, während der Ölpreis kräftig gestiegen ist. Dass der S&P 500 allerdings um lediglich 0,7 Prozent gesunken ist zeigt, dass Investoren davon ausgehen, dass bei einer Eskalation der Lage zwischen den USA und dem Iran, wodurch sich die Perspektiven für die US- und damit die Weltwirtschaft weiter eintrüben würden, die Fed noch viel mehr Geld drucken dürfte als ohnehin schon, was den Aktienmarkt stützt.

Im Gegenzug sind Investoren in den sicheren Hafen Gold geflüchtet, woraufhin der Preis deutlich zugelegt hat. Mit Kursen von rund 1.570 Dollar je Unze notiert er auf dem höchsten Niveau seit April 2013. In den nächsten Wochen und Monaten sollte der Höhenflug des Edelmetalls weitergehen – dafür sollte vor allem die Liquiditätsflut der Fed sorgen.

Geldschwemme der Fed pumpt gigantische Blase am US-Aktienmarkt auf

Die Liquiditätsflut der Fed und anderer Notenbanken, wie der EZB und der japanischen Notenbank, haben dafür gesorgt, dass die weltweite Liquidität im vergangenen Jahr um umgerechnet fünf Billionen Dollar gestiegen ist – ein astronomischer Wert. Das ist meiner Meinung nach der einzige Grund für den Höhenflug am US-Aktienmarkt, womit er sich allerdings immer weiter von den Fundamentaldaten entfernt.

Ein paar Beispiele gefällig? So ist der S&P 500 im Jahr 2019 um knapp 30 Prozent nach oben geschossen, hingegen sind die 2019er-Gewinnschätzungen der Analysten für den Index im Laufe des Jahres um fünf Prozent gesunken. Der US-Aktienmarkt hat also offensichtlich überhaupt nichts mehr mit den Fundamentaldaten, also der Gewinnentwicklung der Unternehmen zu tun, sondern nur noch mit der Geldschwemme der Fed.

Die Folge: Auf Basis vieler Kennzahlen, wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), ist der S&P 500 stärker überbewertet – also eine größere Blase – als selten zuvor. Das stört viele Investoren aber nicht, sie kaufen dennoch weiter kräftig US-Aktien.

Noch ein Beispiel? Der Börsenwert von Apple ist im vergangenen Jahr um rund 550 Mrd. Dollar explodiert. Gleichzeitig sind die Gewinnschätzungen für das Fiskaljahr 2019/20, das im September endet, um elf Prozent auf aktuell 13 Dollar je Aktie eingebrochen. Das spielt für Investoren aber längst keine Rolle mehr. Die Liquiditätsschwemme der Fed und das massive Aktienrückkaufprogramm des iPhone-Herstellers treiben die Aktie auf immer neue Rekordhochs – Wahnsinn!

Fed druckt mehr Geld als je zuvor

Durch das Gelddrucken der Fed ist ihre Bilanzsumme in den vergangenen vier Monaten um horrende 400 Mrd. Dollar explodiert – das macht aufs Jahr hochgerechnet astronomische 1,2 Billionen Dollar! Die Fed druckt also mehr Geld als jemals zuvor! Wie ich wiederholt gesagt und geschrieben habe gibt es aus dieser Politik keinen Ausstieg.

Was würde denn passieren, wenn die Fed ihr Anleihenkaufprogramm von 60 Mrd. Dollar pro Monat, das mindestens bis zum zweiten Quartal dieses Jahres laufen soll und die Repo-Geschäft auslaufen lassen würde? Dann würde eine enorme Menge Liquidität fehlen, woraufhin der Aktienmarkt einbrechen würde und die Zinsen am Anleihenmarkt deutlich steigen könnten. Damit wäre eine US-Rezession quasi vorprogrammiert, würden sich doch die Amerikaner wegen des möglichen Wertverlusts ihrer Depots beim Konsum zurückhalten.

Bei einem Repo-Geschäft (Repurchase Agreement) verkaufen die Banken Anleihen, vor allem Staatsanleihen, in diesem Fall an die Fed mit der gleichzeitigen Vereinbarung die Papiere zu einem späteren Termin zu einem festgesetzten Preis zurückzukaufen. Aus ökonomischer Sicht handelt es sich praktisch um einen Kredit, der mit Wertpapieren besichert wird.

Fed entwertet den Dollar

Die US-Wirtschaft, deren Schulden von Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und Banken um rund 2,5 Billionen Dollar pro Jahr steigen, kann ohne die Liquiditätsflut der Fed schlicht und einfach nicht am Laufen gehalten werden. Je mehr Dollar die Fed aber druckt, umso mehr entwertet sie aber den Dollar, was dem Goldpreis weiter Rückenwind geben sollte.

Zur Erinnerung: Derzeit wächst die US-Geldmenge um herbe 8,4 Prozent, vor einem Jahr waren es nur 3,0 Prozent. Die Folge: Der Dollar Index, der die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem gegenüber dem Euro, widerspiegelt, ist in die Nähe des Sechs-Monats-Tiefs gesunken.

Ich erwarte, dass Trump trotz der angeblich florierenden Wirtschaft immer mehr Druck auf die Fed ausüben dürfte, die Zinsen weiter zu senken und das Gelddruckprogramm aufzustocken. Daher sollte sich der Kursrückgang des Dollar in den nächsten Monaten ausweiten, was den Goldpreis trotz einer möglichen weiteren Rekordfahrt des S&P 500 beflügeln dürfte.

Lagarde wird Draghis Strafzinspolitik fortsetzen

Das Problem ist, dass die Schuldensituation in der Eurozone noch dramatischer als in den USA ist. Das habe ich in dem Beitrag „Schwedische Notenbank beendet im Gegensatz zur EZB unsägliches Strafzins-Experiment“ aufgezeigt. Daher dürfte es soweit das Auge reicht Strafzinsen in der Eurozone geben, während die Geldmenge in der Eurozone derzeit um herbe 7,5 Prozent nach oben schießt. Dabei steuert die Wirtschaft immer mehr in Richtung einer Rezession zu.

Vielmehr dürfte die neue EZB-Chefin Christine Lagarde bei den kleinsten Krisenanzeichen die Strafzinsen noch weiter in den Keller drücken und das Anleihenkaufprogramm von derzeit 20 Mrd. Euro pro Monat kräftig aufstocken. Offenbar sind viele EZB-Mitglieder der Überzeugung, dass das gigantische Schuldenhaus der Eurozone nur so aufrechterhalten werden kann. Den Preis für diese irrwitzige Politik bezahlen die Sparer, die immer weiter enteignet werden, während die Häuserpreise und Mieten auf immer neue Rekordhochs steigen dürften – welcher Irrwitz!

Sollte der Euro gegenüber dem Dollar deutlich steigen, wodurch sich die Wettbewerbsfähigkeit der exportabhängigen Unternehmen, gerade aus Italien, Frankreich, oder Spanien, verschlechtern würde, dürfte die EZB die ohnehin ultralockere Geldpolitik noch weiter lockern, um den Euro zu schwächen. Umso wichtiger ist es, sich gegen den anhaltenden Irrsinn der EZB durch den Besitz von physischem Gold zu schützen.

Das ohnehin prächtige Umfeld für Gold wird immer besser. Um die gigantischen Schuldenhäuser in den USA und der Eurozone am Leben zu halten, kann es keine Normalisierung der Geldpolitik geben. Vielmehr müssen die Zinsen immer weiter gesenkt und noch viel mehr Geld gedruckt werden als ohnehin schon. Damit entwerten die Notenbanken aber die Fiat-Währungen, wie Dollar und Euro, immer mehr. Umso wichtiger ist es, die eigenen Goldbestände weiter aufzustocken. Ich wünsche Ihnen alles Gute für das Neue Jahr 2020 – die Chancen stehen gut, dass es ein goldenes Jahr wird!

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.