Die Ergebnisse der jüngsten EZB-Sitzung dürften kaum jemanden überrascht haben. Umso gespannter warten Investoren auf die Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch, zumal die Inflationsrate für Mai noch stärker gestiegen ist als ohnehin erwartet. Das liefert der Notenbank einen hervorragenden Vorwand, um mit der Diskussion über die mögliche Drosselung der Anleihekäufe zu beginnen.

Fast alles beim Alten bei der EZB: Zwar hat die Notenbank bei ihrer Sitzung am Donnerstag, 10. Juni die Prognose für Wirtschaftswachstum und Inflation für 2021 angehoben. So wurde jene für das Wachstum von 4,0 % auf 4,6 % nach oben geschraubt, sowie jene für die Inflation von 1,5 % auf 1,9 %.

Dennoch will die EZB weiter kräftig Gas geben und das Tempo der Anleihekäufe im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms PEPP im kommenden Quartal auf dem Niveau des laufenden halten. Im Mai hatte die Notenbank für netto 80,7 Mrd. Euro Papiere gekauft, nach 80,1 Mrd. für April, was deutlich über dem Schnitt des ersten Quartals von rund 60 Mrd. Euro pro Monat lag.

„Auf Grundlage einer gemeinsamen Beurteilung der Finanzierungsbedingungen und der Inflationsaussichten geht der EZB-Rat davon aus, dass die Nettoankäufe im Rahmen des PEPP während des kommenden Quartals weiterhin deutlich umfangreicher ausfallen werden als während der ersten Monate des Jahres“, schrieb die EZB in ihrer Pressemitteilung und bekräftigte EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Sitzung. Zudem betonte Lagarde einmal mehr, dass Diskussionen über eine Beendigung des PEPP verfrüht seien und dass das während der Sitzung kein Thema gewesen sei.

EZB druckt 1,2 Billionen Euro im Jahr

Obwohl sich der Inflationsanstieg in der Euro-Zone in den vergangenen Monaten deutlich beschleunigt hat, auf eine Inflationsrate von 2,0 % für Mai und sie in den nächsten Monaten zügig in Richtung 3 % steigen sollte, will Lagarde die Notenpressen weiter auf Hochtouren laufen lassen. Inklusive der Nettokäufe von 20 Mrd. Euro im Rahmen des „alten“ Asset Purchase Programms (APP) druckt die EZB netto rund 100 Mrd. Euro pro Monat – das sind 1,2 Billionen Euro aufs Jahr gerechnet. So viel Geld ist laut der Einschätzung der EZB offenbar weiterhin notwendig, um einen Kollaps des gigantischen Schuldenhauses Euro-Zone zu verhindern.

Den Preis dafür zahlen vor allem die Sparer, die Verbraucher, die Mieter und die potenziellen Hauskäufer. Erstere, weil sie zusehends Strafzinsen bezahlen müssen und die Kaufkraft zusätzlich durch die Inflation aufgezehrt wird. Die Verbraucher, weil viele Güter, wie Lebensmittel, und Dienstleistungen deutlich stärker teurer werden, als es die offizielle Inflationsrate ausweist. Und Mieter können sich über die deutlich steigenden Mieten „freuen“, weil die Immobilienpreise dank des massiven Gelddruckens der EZB nach oben schießen, während es für viele Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen immer unerschwinglicher wird, sich ein Eigenheim zu leisten.

Umso wichtiger ist es, physisches Gold zu besitzen, um die Kaufkraft zu erhalten. Zwar ist der Kurs zuletzt bis auf 1.860 US-Dollar je Unze gesunken, nachdem sich der US-Dollar trotz sinkender US-Zinsen etwas erholt hat. Letzteres macht aber absolut keinen Sinn. Daher sollte der US-Dollar sehr schnell wieder nach unten drehen, woraufhin der Goldpreis deutlich nach oben drehen sollte.

US-Inflation steigt auf das höchste Niveau seit 2008

Nach der Sitzung der EZB warten Investoren nun gespannt auf jene der Fed. Im Mai war die US-Inflationsrate auf 5,0 % nach oben geschossen, das war der höchste Anstieg seit August 2008 und lag deutlich über den Schätzungen der Volkswirte von 4,6 %. Bereinigt um Nahrungsmittel und Energie kletterte die sogenannte Kernrate auf 3,8 %, das war das höchste Niveau seit 1992.

Nach der Veröffentlichung der Daten waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kurz nach oben gesprungen, sind anschließend aber umso stärker eingebrochen. Mit 1,46 % notieren die Zinsen in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit 3. März und signalisieren damit eine deutliche Eintrübung der Konjunkturperspektiven für die US-Wirtschaft.

Wieso sind die Zinsen gesunken, obwohl die Inflation in den vergangenen Monaten deutlich stärker gestiegen ist als erwartet und laut den Schätzungen von etlichen Volkswirten mindestens bis Ende 2021 über der Marke von 4 % bleiben soll? Meiner Meinung nach liegt es daran, dass etliche führende Fed-Mitglieder, wie Vizechef Richard Clarida, zuletzt gesagt hatten, die Fed könne bei einer der nächsten Sitzungen mit einer Diskussion über eine Drosselung der QE-Anleihekäufe beginnen. Nun könnte die Fed bei der Sitzung am kommenden Mittwoch, 16. Juni tatsächlich zur Tat schreiten.

Fed will US-Dollar stabilisieren

Meiner Meinung nach würde die Fed dies aber nicht tun, um die Inflation zu bekämpfen, sondern um den US-Dollar zu stabilisieren, nachdem der US-Dollar Index in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit Dezember 2014 abgerutscht war, ehe er sich etwas erholt hat. Der Index bildet die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem dem Euro ab.

Die wichtigste Aufgabe für die Fed ist es allerdings das Vertrauen der Investoren in den US-Finanzmarkt und den US-Dollar, die mit weitem Abstand wichtigste Weltreservewährung, aufrechtzuhalten. Die höheren Inflationsraten nun als möglichen Grund für eine Drosselung anzuführen, obwohl Fed-Chef Jay Powell andauernd gesagt hat, dass die Fed durch die höheren Inflationsraten „durchschauen“ werde, wäre eine faustdicke Lüge.

Indem die Fed wochen- und monatelang über eine mögliche Drosselung der Anleihekäufe reden würde, will die Fed versuchen, die Zinsen nach oben zu treiben und so den US-Dollar zu stabilisieren. Dabei haben Investoren längst durchschaut, dass eine Drosselung bedeutet, dass die Fed dem Finanzsystem und damit teilweise auch der Realwirtschaft weniger Liquidität zuführen würde als bislang. Die Folge: Damit trüben sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft ein, weshalb die Zinsen nicht etwa steigen würden, sondern sich vielmehr die Talfahrt bei den Zinsen beschleunigen sollte.

Das würde zwangsläufig auch den Dollar mit nach unten ziehen. Damit hätte der Goldpreis deutlichen Rückenwind von zwei Seiten, woraufhin sich der Anstieg in Richtung des Rekordhochs vom August 2020 bei rund 2.070 US-Dollar je Unze fortsetzen sollte. Umso wichtiger ist es die Zeit zu nutzen, um die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.