Eine teilweise Einigung im Handelskrieg und die Hoffnung auf eine Lösung des Brexit-Streits hat die Börsen jubeln lassen. Obwohl damit offenbar alles rosig erscheint für die US- und die Weltwirtschaft, hat die Fed eine neue Runde massiven Gelddruckens angekündigt. Daher ist es wichtiger denn je, Gold zu besitzen.
Bei den Besitzern von Aktien aus DAX und S&P500 herrscht Partystimmung. Grund ist die teilweise Einigung zwischen den USA und China im Handelskrieg, die US-Präsident Donald Trump nach den Verhandlungen am Freitag in Washington gewohnt euphorisch als „substanziellen Phase-1-Deal“ gefeiert hat. Zwischen den USA und China habe es eine Menge Spannungen geben, nun sei es aber ein „Liebesfest“. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern seien „besser als je zuvor.“
In dem Umfeld waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bis auf 1,77 Prozent nach oben geschossen und signalisieren damit eine deutliche Belebung der US-Wirtschaft. Wegen der Party am Aktienmarkt und den kräftig gestiegenen US-Zinsen hat der Goldpreis etwas nachgeben und liegt knapp unter 1.500 Dollar je Unze.
Die Frage ist allerdings, ob es tatsächlich einen „substantiellen“ Deal gibt? Zwar hat Trump die für 15. Oktober geplante Erhöhung der US-Strafzölle von 25 auf 30 Prozent auf chinesische Güter im Wert von 250 Mrd. Dollar ausgesetzt. Im Gegenzug will China US-Agrarprodukte im Wert von 40 bis 50 Mrd. Dollar kaufen. Zudem hat sich China zu Transparenz bei der Währung verpflichtet, dazu gibt es allerdings keinerlei Details. Eigentlich kann es nur heißen, dass China den Renminbi stabil halten will und sich so keinen Wettbewerbsvorteil im Export verschaffen will. Drittens öffnet China seinen Markt für US-Finanzfirmen.
Es gibt noch keinen Vertrag
Das Problem allerdings ist, dass das alles nur eine mündliche Absprache zwischen den USA und China ist und es praktisch keinerlei Details gibt. Es gibt nichts Schriftliches, Trump hat noch nichts unterschrieben. Die Details des geplanten Vertrags sollen erst in drei bis fünf Wochen ausgearbeitet werden und dieser Mitte November auf dem APEC-Treffen (Asia-Pacific Economic Cooperation, deutsch: Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft) in Santiago (Chile) von Trump und seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping unterschrieben werden. Danach wollen die beiden Parteien beginnen an Teil 2 des Deals zu arbeiten.
Im Gegensatz zu Trumps Behauptung ist Teil 1 des Deals also äußerst vage, er ist geradezu wachsweich und damit alles andere als „substanziell.“ Vielmehr haben die beiden Parteien die wichtigen Themen, wie den erzwungenen Technologietransfer, einmal mehr ausgeklammert. In diesen Punkten kann es keine Einigung geben, und schon gar kein „Liebesfest“, weil Trump den Aufstieg Chinas zur größten Technologie- und Wirtschaftsmacht unter allen Umständen verhindern will.
Vor dem Hintergrund bleibt es fraglich, wie lange die Euphorie an den Aktienmärkten anhalten wird. Sie könnte ebenso schnell enden, wie sie begonnen hat. Denn in dem unsicheren Umfeld dürften Unternehmen weiterhin nicht investieren, weshalb sich die US- und die Weltwirtschaft weiter deutlich abkühlen und jeweils in Richtung einer Rezession abrutschen sollten. In dem Szenario sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen schon sehr bald wieder deutlich nach unten drehen, was den Goldpreis merklich beflügeln würde.
Für zusätzlichen Aufwärtsdruck an den Börsen und bei den US-Zinsen – und damit für Gegenwind beim Goldpreis – hat die Hoffnung auf eine Lösung des Brexit-Streits gesorgt. Nach einem Treffen des britischen Premierministers Boris Johnson mit dem irischen Ministerpräsidenten Leo Varadkar gaben sich beide verhalten optimistisch, dass ein Kompromiss erreicht werden könne.
Allerdings gab es keinerlei Details, wie er möglicherweise aussehen könnte. Daher besteht weiterhin das Risiko, dass es zu einem harten Brexit kommen könnte, was für erhebliche wirtschaftliche Unsicherheit sorgen würde, woraufhin Investoren in US-Staatsanleihen flüchten dürfen, was die Zinsen nach unten drücken würde.
Fed wirft die Notenpresse wieder an
Nach der teilweisen Einigung im Handelskrieg könnte man glauben, dass die Gefahr einer US-Rezession gebannt und alles rosig sei. Wieso hat die US-Notenbank dann ausgerechnet am vergangenen Freitag ein massives Gelddruckprogramm angekündigt? Dass es genauso kommen würde, darauf hatte ich Sie in den vergangenen Monaten wiederholt hingewiesen.
Die Fed wird ab sofort für horrende 60 Mrd. Dollar pro Monat US-Staatsanleihen kaufen, also kräftig Gelddrucken. Das neue Programm startet am 15. Oktober und soll mindestens bis zum zweiten Quartal 2020 laufen. Gleichzeitig wird die Fed sämtliche fälligen Staats- und Hypothekenanleihen aus ihrem Bestand in US-Staatsanleihen investieren. Damit geht das Kaufvolumen insgesamt schnell in Richtung 100 Mrd. Dollar pro Monat.
Das ist längst noch nicht alles. Die US-Notenbank wird zudem weiterhin Übernacht-Repo-Operationen im Volumen von täglich 75 Mrd. Dollar durchführen. Zusätzlich wird die Fed weiterhin Repo-Operationen mit einer Laufzeit von zwei Wochen im Volumen von mindestens 35 Mrd. Dollar durchführen.
Bei einem Repo-Geschäft (Repurchase Agreement) verkaufen die Banken Anleihen, vor allem Staatsanleihen, in diesem Fall an die Fed, mit der gleichzeitigen Vereinbarung, die Papiere zu einem späteren Termin zu einem festgesetzten Preis zurückzukaufen. Aus ökonomischer Sicht handelt es sich praktisch um einen Kredit, der mit Wertpapieren gesichert wird. Bei Übernacht-Repo-Geschäften müssen die Banken den Kredit also bereits am Folgetag zurückzahlen, weshalb die Liquidität wieder weg ist.
Dollar-Schwemme sollte den Greenback belasten
Warum will die Fed künftig 60 Mrd. Dollar pro Monat drucken? Das sind horrende 720 Mrd. Dollar aufs Jahr hochgerechnet. Weil bei den US-Banken trotz der bisherigen zahlreichen Repo-Operationen eine enorme Liquiditätsknappheit herrscht und die Institute die massive Schuldensause der Amerikaner weiter finanzieren müssen.
Zur Erinnerung: Die Schulden der Amerikaner, also von Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und Banken, sind zwischen dem Ende des zweiten Quartals 2018 und des zweiten Quartals 2019 um horrende 2,13 Billionen Dollar explodiert. Vor diesem Hintergrund dürfte das Gelddruckprogramm nicht etwa im zweiten Quartal 2020 enden, sondern vielmehr auf unbestimmte Zeit verlängert und höchstwahrscheinlich aufgestockt werden.
Diese gigantische Schuldensause will die Fed am Laufen halten und mit dem Gelddrucken gleichzeitig die Zinsen kräftig nach unten drücken, weil die Wirtschaft ohne die Schuldensause schnell in eine Rezession abrutschen würde. Durch die verstärkte Dollar-Schwemme verliert der Dollar aber noch schneller an Wert als ohnehin schon. Im Gegenzug sollte der Goldpreis kräftig zulegen und schon bald in Richtung des Sechs-Jahres-Hochs drehen.
Powell versucht Investoren zu täuschen
Fed-Chef Jay Powell hat zwar mehrfach betont, dass das neue Programm im Gegensatz zu früher kein QE-Gelddrucken sei. Über diese Aussagen haben sich zahlreiche Experten lächerlich gemacht. Was ist es denn sonst als QE-Gelddrucken, wenn die Fed für 60 Mrd. Dollar pro Monat US-Anleihen kauft und damit die Bilanzsumme schnell in Richtung des Rekordhochs von 4,5 Billionen Dollar anwachsen dürfte? Um es klar zu sagen: Die Fed kehrt trotz gegenteiliger Beteuerungen zum QE-Gelddrucken zurück.
Damit wächst das Risiko, dass die EZB ihr eigenes Gelddruckprogramm, das im November mit 20 Mrd. Euro startet, schnell aufstocken muss, um eine mögliche Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar zu verhindern. Damit dürften die Strafzinsen in Deutschland noch viel tiefer in Keller gehen als ohnehin schon. Umso wichtiger ist es, sich mit physischem Gold gegen den Irrsinn der Notenbanken und den drohenden Abwertungswettlauf bei den Fiat-Währungen zu schützen. Jetzt ist die Zeit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken.