Der Goldpreis hält sich in der Nähe des Sechs-Jahres-Hochs. Für Rückenwind sorgt der bevorstehende Zinssenkungswettlauf der führenden Notenbanken, wodurch das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen auf immer neue Rekordhochs steigt. Die Fed dürfte ihn bald eröffnen, womit sich das prächtige Umfeld für Gold weiter verbessert.

Mit großer Spannung hatten Investoren auf die Daten zum US-Wirtschaftswachstum gewartet. Zwar war die Wirtschaft im zweiten Quartal um 2,1 Prozent annualisiert gewachsen, das lag etwas über den Schätzungen der Volkswirte von 1,8 Prozent. Das annualisierte Wachstum wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.

Trotz der scheinbar guten Zahlen sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen allerdings nur minimal gestiegen und haben anschließend wieder nach unten gedreht. Im Gegenzug hat der Goldpreis zuerst ein wenig nachgegeben, hat danach aber etwas zugelegt. Gleichzeitig ist der S&P500 auf neue Rekordhochs geklettert, dazu später mehr.

Während die Massenmedien die Daten wie üblich gefeiert haben, werfen sie doch etliche Fragen auf. So sollen laut Handelsministerium die Verkäufe von Wohnmobilen und -wägen der größte Antriebsmotor für das Wirtschaftswachstum im vergangenen Quartal gewesen sein. Sie lesen richtig: Die Verkäufe von Wohnmobilen und -wägen! Das Problem ist nur, dass laut dem Branchenverband „Recreational Vehicle Industry Association“ (RVIA) der Absatz im zweiten Quartal um rund 10 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken ist. Wie soll dadurch das Wirtschaftswachstum beflügelt worden sein?

Der zweite Antriebsmotor war angeblich der Absatz von Autos und Ersatzteilen. Das Problem dabei ist, dass die Verkäufe seit einigen Monaten auf hohem Niveau weitgehend stagnieren und damit kaum konjunkturelle Impulse liefern. Daher betrachte ich die guten Daten zum Wirtschaftswachstum als „Fake News“, also als reine Erfindung. Ich bin vielmehr weiterhin der Überzeugung, dass die US-Wirtschaft zügig auf dem Weg in eine Rezession ist.

Fed startet Zinssenkungen

Wieso steigt der S&P500 dann von einem Rekordhoch zum nächsten? Dafür gibt es nur eine einzige Begründung: Wegen der Aussicht auf einen massiven Zinssenkungszyklus der Fed. Er wird dazu führen, dass die Zinsen rund um den Globus auf neue Rekordtiefs gedrückt werden, zumal die Zinsen im Rest der Welt ohnehin bereits auf Rekordtiefs gesunken sind.

So ist das Volumen von weltweiten Anleihen mit Strafzinsen auf den Rekord von umgerechnet 13,7 Billionen Dollar geklettert – Tendenz: Stark steigend. Damit wird das Umfeld für Gold von Tag zu Tag besser werden, weil man mit Gold Strafzinsen umgehen kann.

Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die Fed am kommenden Mittwoch die Zinsen um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) senken dürfte. Das wird meiner Meinung nach der Start eines massiven Zinssenkungszyklus werden. Denn die US-Wirtschaft sollte zusehends die Folgen des Handelskriegs mit China zu spüren bekommen, weshalb die US-Konjunkturdaten deutlich schlechter werden sollten.

Das sollte die Talfahrt der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen klar widerspiegeln. Die Zinsen liegen trotz der angeblich florierenden Wirtschaft mit 2,1 Prozent nur knapp über dem Tief vom November 2016, als Donald Trump die Wahl gewonnen hatte. Ich gehe davon aus, dass die Zinsen in den nächsten Monaten zügig nach unten rauschen und die Rekordtiefs vom Juli 2016 bei knapp unter 1,4 Prozent in Angriff nehmen werden. Das sollte dem Goldpreis erheblichen Rückenwind geben.

In der Eurozone drohen noch viel niedrigere Strafzinsen

Man könnte dem heraufziehenden Debakel in den USA glatt mit Schadenfreude zuschauen, wäre die Lage bei den Zinsen in der Eurozone nicht noch viel schlimmer. Die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen liegen mit knapp minus 0,4 Prozent in der Nähe des Rekordtiefs. In den nächsten Quartalen sollte es noch viel weiter nach unten gehen, weil die EZB versuchen dürfte, eine Rezession in Deutschland und der Eurozone zu verhindern. Damit pumpt die EZB die gigantische Blase am Aktien-, Anleihen- und Immobilienmarkt allerdings immer weiter auf.

Zwar hat die EZB bei der Sitzung am 26. Juli die Zinsen nicht gesenkt. Aufgeschoben ist allerdings nicht aufgehoben, daher dürfte die Notenbank bei der nächsten Sitzung am 12. September zur Tat schreiten. Dann dürfte der scheidende EZB-Chef Mario Draghi die Einlagenzinsen für die Banken vom Rekordtief von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent reduzieren. Um viele schwer angeschlagene Banken zu stützen, dürfte die EZB eine Staffelung der Strafzinsen einführen.

Zudem dürfte Draghi ankündigen, dass die EZB schon bald eine neue QE-Gelddruckrunde starten wird. Die Frage ist nur noch, wird die EZB 30, 40, oder 50 Mrd. Euro pro Monat drucken und damit irgendwelche Anleihen kaufen? Bei Draghi muss man leider davon ausgehen, dass es im Zweifelsfall eher mehr als weniger Gelddrucken sein wird.

Wegen dieser Aussicht und der zunehmenden Rezessionssorgen ist der Euro gegenüber dem Dollar auf das niedrigste Niveau seit Mai 2017 gesunken, was die Inflation in der Eurozone anheizt und damit die Kaufkraft schmälert. Im Gegenzug notiert der Goldpreis mir rund 1.280 Euro je Unze auf dem höchsten Niveau seit Januar 2013. Mit Gold schützen Sie sich also gegen die Talfahrt des Euro.

Experten warnen vor immer niedrigeren Strafzinsen

Vor sieben Jahren, am 26. Juli 2012, hatte Draghi in seiner „Whatever it takes“-Aussage betont, dass die EZB alles Notwendige tun werde, um den Euro zu erhalten. Und wo stehen wir heute, sieben Jahre nach dieser Aussage? Wir stecken noch viel tiefer im Schlamassel als damals, was die rekordniedrigen Strafzinsen unmissverständlich zeigen. Und nachdem das mit den Strafzinsen so gut funktioniert hat, wollen Draghi und seine designierte Nachfolgerin Christine Lagarde die Strafzinsen noch viel weiter nach unten drücken – welcher Irrwitz!

Inzwischen warnen Experten ganz offen vor diesem Irrsinn: „Dabei ist dieser zinslose Kapitalismus eine Einbahnstraße. Je länger man sie befährt, umso mehr macht eine zinspolitische Wende real- und finanzwirtschaftlich alles kaputt. Leider ist der „Point of no Return“ längst erreicht. Ich bin fest davon überzeugt, dass es keine attraktiveren Zinsen mehr geben wird, solange die Eurozone existiert“, schrieb Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Es soll also keine steigenden Zinsen mehr geben, sondern vielmehr immer weiter sinkende, „solange die Eurozone existiert.“ – eine verheerende Aussicht!

Allerdings wird das Umfeld für Gold damit von Tag zu Tag besser. Einerseits dürfte die Fed in den nächsten Quartalen die Zinsen kräftig senken, was sie im Rest der Welt nach unten drücken sollte. Gleichzeitig dürfte die EZB die Zinsen auf immer neue Rekordtiefs drücken. Umso wichtiger ist der Besitz von Gold, zumal um sich gegen die Talfahrt des Euro zu schützen. Ich empfehle Ihnen daher weiterhin, Ihre Goldbestände aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.