Trotz gegenteiliger Beteuerungen hat die Fed bei ihrer Sitzung die Geldpolitik gelockert. Umso gespannter warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag.

Nach der Berg- und Talfahrt an den Aktienmärkten in den vergangenen Tagen hatten Investoren gespannt auf die Fed-Sitzung am Mittwochabend, 1. Mai, sowie auf die anschließende Pressekonferenz mit Fed-Chef Jay Powell gewartet. Nach der Veröffentlichung der Pressemeldung sowie während der Pressekonferenz gab es erneut eine kleine Berg- und Talfahrt an den Aktienmärkten und beim Goldpreis.

Mit Kursen von rund 2.310 Dollar je Unze liegt die Notierung des Edelmetalls zwar in der Nähe des Ein-Monats-Tiefs. Gegenüber Jahresanfang steht allerdings immer noch ein Anstieg um rund 12 Prozent zu Buche – und das sollte meiner Meinung nach noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Nachdem die US-Inflationsdaten für die vergangenen drei Monate jeweils schlechter waren als erwartet, hat die Fed in ihrer Pressemeldung offen eingeräumt, dass es zuletzt keine Fortschritte mehr in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der Fed gegeben habe. Dennoch hat Powell gesagt, dass eine mögliche Zinserhöhung als nächster Schritt „unwahrscheinlich“ sei.

Zudem betonte der Fed-Chef, dass es länger dauern könnte als bislang erwartet, bis die Fed die „Zuversicht“ habe, dass die Inflation in Richtung des Ziels zurückgehe – sprich es könnte länger dauern als bislang erwartet, bis die Fed mit möglichen Zinssenkungen beginnen könne.

Fed lockert Geldpolitik

Vor dem Hintergrund hat die Fed diesmal den Leitzins bei 5,25 bis 5,5 Prozent belassen. Allerdings wird die Notenbank ab Juni die Verkäufe von US-Staatsanleihen von 65 Mrd. Dollar auf 25 Mrd. Dollar pro Monat drosseln. Die Reduktion ist damit etwas stärker als jene um 30 Mrd. Dollar, die viele Investoren erwartet hatten.

Hingegen bleiben die Verkäufe von Hypothekenanleihen bei 35 Mrd. Dollar pro Monat. Insgesamt drosselt die Fed also die Anleiheverkäufe ab Juni von insgesamt 95 Mrd. auf nur noch 60 Mrd. Dollar pro Monat.

Powell hat zwar abgestritten, dass das eine Lockerung der Geldpolitik sei, aber genau das ist es: eine Lockerung der Geldpolitik!

Wenn eine Aufstockung der Verkäufe eine Verschärfung der Geldpolitik bedeutet, weil durch die erhöhten Verkäufe von Anleihen mehr Liquidität aus dem Finanzsystem und damit teilweise aus der Realwirtschaft abgezogen wird, dann bedeutet eine Drosselung der Verkäufe zwangsläufig eine Lockerung der Geldpolitik, weil weniger Liquidität abgezogen wird.

Daher lautet die Ein-Million-Dollar-Frage: Wieso lockert die Fed durch die Drosselung der Anleiheverkäufe die Geldpolitik, obwohl die Fed derzeit keine „Zuversicht“ hat, dass die Inflation in den nächsten Monaten in Richtung zwei Prozent zurückgehen wird?

Für mich gibt es darauf nur eine Antwort: Die Fed ist – trotz gegenteiligen Beteuerungen – politisch. Mit der Lockerung der Geldpolitik will die Fed die Wahlchancen der regierenden Demokraten von US-Präsident Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl am 5. November verbessern und im Gegenzug jene von Ex-Präsident Donald Trump verschlechtern.

Und mit der Lockerung der Geldpolitik signalisiert die Fed unmissverständlich, dass die Zinsen zu hoch sind und damit die Konjunktur deutlich belasten.

US-Daten schüren Stagflationssorgen

Viele Investoren waren zuletzt zunehmend besorgt von den US-Konjunkturdaten. Sie deuten daraufhin, dass sich das Wirtschaftswachstum zusehends abschwächt, während die Inflationsraten weiter hoch sind bzw. sogar wieder steigen. Umso mehr kommen bei Investoren Sorgen vor einer möglichen Stagflation auf, also einer Kombination aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation.

So war die US-Wirtschaft im 1. Quartal nur um annualisiert 1,6 Prozent gewachsen. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte von annualisiert 2,3 Prozent, nach annualisiert 3,4 Prozent für das 4. Quartal 2023. Der annualisierte Wert wird berechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.

Zudem stagnierte die Kernrate für den PCE-Preisindex, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigte PCE-Preisindex, im März bei 2,8 Prozent und lag damit über den Schätzungen der Volkswirte, die einen Rückgang auf 2,6 Prozent vorhergesagt hatten. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed und nicht etwa die offizielle Inflationsrate.

Leichte Konjunkturbelebung in Deutschland

Die Lage der deutschen Wirtschaft ist ebenfalls alles andere als rosig. So ist die hiesige Wirtschaft im 1. Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Das lag über den Erwartungen von 0,1 Prozent.

Allerdings sind die Zahlen für das 4. Quartal 2023 nach unten korrigiert worden. Demnach ist die Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft, statt der zuvor gemeldeten 0,3 Prozent.

Zwar gab es einige Anzeichen für eine Belebung der Wirtschaft zuletzt. Meiner Meinung nach sollte die Belebung allerdings sehr, sehr zaghaft ausfallen.

Zudem stagnierte die Inflation im April bei 2,2 Prozent. Das ist allerdings noch längst kein Grund zur Entwarnung, sind doch die Verbraucherpreise gegenüber März um 0,5 Prozent gestiegen, womit sie am Rekordhoch liegen.

Damit lagen die Preise im April laut den offiziellen Zahlen um 18,6 Prozent über dem Stand vom April 2020, also kurz nach dem Start der Pandemie. Wenn ein derart massiver Kaufkraftverlust kein Grund zur Freude ist, was dann?

Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, physisches Gold zu besitzen, um sich gegen den Kaufkraftverlust zu schützen. Inzwischen dürfte vielen Bürgern klar sein, dass viele Preise nie mehr auf das Niveau von vor der Pandemie zurückfallen, sondern vielmehr auf immer neue Rekordhochs steigen werden.

Warten auf US-Arbeitsmarktbericht

Umso wichtiger wird der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag, 3. Mai, denn nicht zuletzt von ihm dürfte es abhängen, ob die US-Zinsen und der Dollar weiter steigen, was den Goldpreis kurzfristig belasten könnte.

Im April sollen 243.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 303.000 für März. Zudem soll die Arbeitslosenquote bei 3,8 Prozent stabil sein. Derartige April-Zahlen würden signalisieren, dass der US-Arbeitsmarkt weiter brummt.

Ich habe in den vergangenen Monaten allerdings zahllose Male gesagt und geschrieben, dass der US-Arbeitsmarkt auch nicht annähernd so floriert, wie die US-Regierung und die Fed das den Amerikanern und den ausländischen Investoren verdeutlichen wollen.

Ich werde mir jedenfalls den Arbeitsmarktbericht ganz genau anschauen. Wichtig ist dabei vor allem darauf zu achten, wie die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen und der Dollar darauf reagieren.

Gold bleibt unverzichtbar

Die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold bleiben hervorragend. In den vergangenen Monaten ist der Goldpreis trotz kräftig steigender US-Zinsen und des steigenden Dollars auf Rekordhochs geklettert.

Nachdem die Fed mit der Drosselung der Anleiheverkäufe nun aber signalisiert hat, dass die Zinsen zu hoch sind, könnten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen allmählich nach unten drehen, was den Goldpreis stützen würde.

Von großer Bedeutung ist zudem die Entwicklung des Dollar. Sollten die US-Zinsen nach unten drehen, könnte das den Dollar mit nach unten ziehen. Damit hätte der Goldpreis gleich von zwei Seiten Rückenwind. Mich würde es allerdings nicht überraschen, wenn der Goldpreis trotz des möglicherweise weiter steigenden Dollar schon bald wieder deutlich nach oben drehen sollte.

Insgesamt ist Gold meiner Meinung nach unverzichtbar, um die Kaufkraft zu erhalten, wenn die Fiat-Währung Euro immer mehr an Wert verliert. Daher macht es Sinn, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.