Nach dem Kurseinbruch der Vortage hatten Anleger nervös auf die Fed-Sitzung gewartet. Deren Ergebnisse und die Aussagen von Fed-Chef Jay Powell hat Investoren allerdings gar nicht gefallen. Während die US-Zinsen nach oben geschossen sind, sind S&P500, DAX und der Goldpreis eingeknickt.
Die Fed scheint mit der Bekämpfung der galoppierenden US-Inflation allmählich Ernst machen zu wollen. Das zeigt die Fed-Sitzung vom 26. Januar klar. Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse durch die US-Notenbank und der anschließenden Pressekonferenz mit Fed-Chef Jay Powell haben Investoren kräftig US-Anleihen verkauft, woraufhin die Zinsen für zehnjährige Anleihen bis auf knapp 1,9 % nach oben geschossen waren – das war das höchste Niveau seit Dezember 2019 -, ehe die Zinsen ein wenig gesunken sind.
Im Gegenzug hat der S&P500 nachgegeben und damit auch den DAX nach unten gezogen. Die steigenden Zinsen haben zudem den Dollar nach oben getrieben, womit der Goldpreis gleich von zwei Seiten Gegenwind hatte und eingeknickt ist. Aktuell notiert er bei knapp über 1.800 US-Dollar je Unze. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Notierung des Edelmetalls den Rückgang ziemlich schnell aufholen sollte, weil ein anhaltender US-Zinsanstieg für weiteren Verkaufsdruck am US-Aktienmarkt sorgen sollte, woraufhin Gold als sicherer Hafen allmählich gefragt sein dürfte.
Das sind die Pläne der Fed
Die US-Notenbank will das Gelddrucken Anfang März auslaufen lassen. Zudem hat die Fed in ihrer Pressemeldung geschrieben, dass es „bald angemessen“ sein könnte, die Zinsen anzuheben. Auf der Pressekonferenz hat Powell angekündigt, dass die Fed dabei im März zur Tat schreiten dürfte und die Zinsen gegenüber dem aktuellen Niveau von 0,0 bis 0,25 % anheben dürfte.
Zudem will die Fed mit dem Abbau der 8,9 Billionen US-Dollar schweren Bilanzsumme, also dem Verkauf von Staats- und Hypothekenanleihen, beginnen, „wenn der Prozess zur Erhöhung der Leitzinsen begonnen hat.“ Experten gehen daher davon aus, dass die Fed im Juni, oder Juli mit dem Verkauf von Anleihen beginnen wird, wobei die Fed für rund 5,7 Billionen US-Dollar Staats- und für 2,7 Billionen US-Dollar Hypothekenanleihen besitzt. Allerdings hat Powell nicht gesagt, mit welchem Verkaufsvolumen die Fed erst einmal starten wird, und auf welchen Wert die Bilanz schlussendlich abgebaut werden soll.
Auf der Pressekonferenz hat Powell einmal mehr auf die Stärke der US-Wirtschaft verwiesen – sie sei viel stärker als beim letzten Zinserhöhungszyklus, der im Dezember 2015 begonnen hatte – und dass es derzeit praktisch Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt gäbe. Daher könne die Fed die Zinsen durchaus ein paar Mal anheben, ohne dass es zu deutlichen Bremsspuren am Arbeitsmarkt käme. Die Fed will also mit höheren Zinsen die Nachfrage von Verbrauchern und Unternehmen dämpfen und so die Inflation bekämpfen.
Hochverschuldete US-Wirtschaft kann selbst kleinsten Zinsanstieg nicht verkraften
Zwar ist die US-Wirtschaft im vierten Quartal um annualisiert 6,9 % gewachsen – das lag über den Schätzungen der Volkswirte von 5,3 % –, nach annualisiert 2,3 % für das dritte Quartal. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.
Allerdings hat Powell einmal mehr „vergessen“ zu erwähnen, worauf das Wachstum der US-Wirtschaft einzig und allein beruht – auf einer Schuldensause bei Staat, privaten Haushalten und Unternehmen. Ohne die Schuldensause hätte es schon seit Jahren und Jahrzehnten keinerlei Wachstum der US-Wirtschaft gegeben.
So sind die Staatsschulden zuletzt auf den Rekord von 29,9 Billionen US-Dollar gestiegen. Das sind knapp 130 % der jährlichen Wirtschaftsleistung, was nur knapp unter dem Rekordhoch liegt. Gleichzeitig sind die Schulden der privaten Haushalte und der Unternehmen auf insgesamt 35,8 Billionen US-Dollar nach oben geschossen. Das sind horrende 154,3 % der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Das liegt zwar unter dem „Spitzenwert“ von 170,3 % für das dritte Quartal 2008. Das liegt allerdings einzig und allein daran, dass die US-Regierungen von Donald Trump und seinem Nachfolger Joe Biden die Wirtschaft innerhalb von nur 18 Monaten mit drei Konjunkturprogrammen im Volumen von insgesamt 5,0 Billionen US-Dollar mehr als je zuvor angekurbelt haben – und damit das größte Strohfeuer aller Zeiten verursacht haben -, während die Fed durch rekordniedrige Zinsen die Schuldensause bei Verbrauchern und Unternehmen angeheizt hat.
Gleichzeitig ist der US-Arbeitsmarkt weit entfernt von Vollbeschäftigung. So lag die Zahl der Beschäftigten im Dezember um 3,6 Mio. unter dem Stand vom Februar 2020, also dem Start der Pandemie. Zudem gibt es rund 42,5 Mio. Amerikaner, die nicht in der Statistik enthalten sind, die also keinen Job haben, aber keinerlei Beschäftigung nachgehen und dennoch nicht als Arbeitslose gezählt werden. Daher lag die Beschäftigtenquote, also der Anteil der Amerikaner im arbeitsfähigen Alter, die einer Beschäftigung nachgehen, zuletzt bei nur 59,5 % und damit meilenweit unter dem Wert vom April 2000 bei 64,7 %. Zum Vergleich: der Wert für Deutschland liegt aktuell bei rund 75 %.
Kurseinbruch am Aktienmarkt sollte sich ausweiten.
Was glauben Sie, was passieren wird, wenn man eine so hoch verschuldete Wirtschaft mit schnell steigenden Zinsen belastet? Die Wirtschaft wird unweigerlich in eine Rezession geschickt, zumal viele Konjunkturdaten schon seit Anfang Dezember schwächer sind als erwartet. Das ist der Grund, warum der S&P500 seit 5. Januar 2022 auf Talfahrt ist, also dem Tag, als die Fed das Protokoll der Sitzung vom 15. Dezember 2021 veröffentlicht und damit klargemacht hatte, dass sie die Geldpolitik zügig verschärfen will. Dieses Signal hat die Fed-Sitzung am 26. Januar 2022 einmal mehr klar bestätigt.
Ich bin daher weiterhin der festen Überzeugung, dass die US-Wirtschaft zügig auf dem Weg in eine Rezession sein sollte. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Wirtschaftsleistung bereits im zweiten Quartal gegenüber dem ersten schrumpfen würden. Je mehr die Fed in dem Umfeld die Verschärfung ihrer Geldpolitik vorantreiben sollte, umso mehr sollte der Aktienmarkt einbrechen. Weil Investoren in dem Umfeld kein Geld in Anleihen umschichten dürften – weil deren Kurse ebenso wie jene von auf Talfahrt sind -, sollte der sichere Hafen Gold schon bald sehr gefragt sein.
Zwar kann bei weiter steigenden US-Zinsen und steigendem US-Dollar der Goldpreis kurzfristig unter Druck bleiben. Dennoch würde es mich nicht wundern, wenn die Notierung des Edelmetalls schon sehr bald wieder nach oben drehen würde, gerade wenn sich der Abwärtstrend an den Aktienmärkten beschleunigen sollte.