Mit Spannung hatten Investoren auf die Fed-Sitzung gewartet. Auf die Ergebnisse haben die Aktienmärkte mit deutlichen Kursgewinnen reagiert und auch der Goldpreis hat etwas zugelegt.

Mit Euphorie haben Investoren auf die Fed-Sitzung vom Mittwoch, 15. Dezember reagiert: Die Fed hat angekündigt, dass die Drosselung der Anleihekäufe („Tapering“) ab Januar von netto 15 Mrd. auf 30 Mrd. US-Dollar verdoppelt wird, woraufhin die Anleihekäufe im März enden sollen. Gleichzeitig prognostiziert die US-Notenbank, dass die Zinsen im Jahr 2022 auf 0,9 % steigen sollen, womit es drei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) geben würde gegenüber dem aktuellen Niveau von 0 bis 0,25 %, also 0,125 % im Schnitt. Das alles war so von Investoren erwartet worden und am US-Anleihenmarkt eingepreist.

Auf der Pressekonferenz hat Fed-Chef Jay Powell ein ganz anderes Bild gezeichnet als in den vergangenen Monaten. „Die Inflation wird wahrscheinlich auch im nächsten Jahr deutlich über unserem Ziel bleiben“, sagte Powell. „Es gibt jetzt ein wirkliches Risiko, dass die Inflation beständig höher bleibt“, so der Fed-Chef. Offenbar ist der Druck von US-Präsident Joe Biden auf Powell so groß, dass er auf die galoppierende Inflation reagieren muss.

Allerdings beruhigte Powell die Märkte etwas. „Wir erwarten keine Zinserhöhung vor der Beendigung des Taperings“, sagte der Fed-Chef. Nach Powells Beruhigungsspritzen waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zuerst etwas angestiegen, anschließend aber schnell nach unten gedreht. Gleichzeitig hat der S&P500 deutlich zugelegt und auch den DAX mit nach oben gezogen. Allerdings hat der US-Dollar etwas gegenüber dem Euro nachgegeben. Im Gegenzug hat der Goldpreis ein wenig zugelegt und liegt bei knapp über 1.780 US-Dollar je Unze.

Weiterer Inflationsanstieg in der Pipeline

Powell hat gute Gründe, um die extrem lockere Geldpolitik weiter zu verschärfen. So war die US-Inflationsrate im November auf 6,8 % nach oben geschossen, das war das höchste Niveau seit 1982, also seit fast 40 Jahren! Verantwortlich dafür ist – entgegen der Behauptung der Fed und vieler „Experten“ – nicht etwa die Materialknappheit, sondern die Schuldenexplosion der US-Regierungen von Donald Trump und seines Nachfolgers Joe Biden und das gigantische Gelddrucken der Fed. Deren massive Dollar-Schwemme hat zu einem massiven Preisanstieg rund um den Globus geführt.

Der Höhepunkt bei der US-Inflation ist meiner Meinung nach noch längst nicht in Sicht, vielmehr dürfte die Inflation in den nächsten Monaten und Quartalen hoch bleiben. So waren die US-Produzentenpreise, also die Preise die Unternehmen untereinander verrechnen, im November um 9,6 % nach oben geschossen – Rekord! Die Firmen dürften die höheren Kosten schnell auch an die Verbraucher weitergeben, was die Inflation weiter anheizen würde. Zudem sollten meiner Meinung nach in den nächsten Monaten beispielsweise die Mieten weiter deutlich steigen, was die Inflation zusätzlich anheizen würde.

US-Schuldenexplosion geht weiter

Und gleichzeitig will die US-Regierung weiter massiv Schulden machen. So wollen Bidens Demokraten die US-Schuldenobergrenze um 2,5 Billionen US-Dollar erhöhen, die Erhöhung soll bis Anfang 2023 gelten und die Demokraten über die Halbzeitwahlen im November 2022 retten. Eine Erhöhung um 2,5 Billionen US-Dollar bedeutet allerdings, dass die US-Regierung innerhalb von gerade mal 13 Monate 2,5 Billionen US-Dollar an neuen Schulden machen dürfte. Damit würden die Schulden gegenüber dem aktuellen Rekord von 28,9 Billionen US-Dollar – das sind herbe 124,6 % der jährlichen Wirtschaftsleistung – auf horrende 31,4 Billionen US-Dollar nach oben schießen.

US-Zinsen beobachten

Die Frage ist allerdings, wie lange die Party beim S&P500 noch weitergehen wird. Denn wenn die mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten beim US-Aktienmarkt platzen sollte, dürfte meiner Meinung nach Gold als sicherer Hafen umso mehr gefragt sein. Die Sache ist für mich ganz einfach: Die Zeit läuft gegen die Besitzer von Aktien. Denn im März wird das Gelddrucken enden, danach sollen innerhalb weniger Monate die Zinsen angehoben werden.

Wenn es plötzlich aber keine neuen Liquiditätsspritzen von der Fed mehr geben sollte, wird aus dem massiven Rückenwind der vergangenen Jahre für den US-Aktienmarkt plötzlich Gegenwind. In dem Umfeld würde ein Crash am Aktienmarkt drohen. Umso genauer gilt es, die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zu beobachten. Wenn die Konjunkturängste der Investoren schnell zurückkehren sollten, wovon ich ausgehe, sollten die Zinsen nach unten rauschen und damit eine Eintrübung der Perspektiven für die US-Wirtschaft signalisieren. Das sollte den Goldpreis stützen.

Zudem gilt es die US-Zinsstrukturkurve genau im Auge zu behalten. Wenn der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber dreimonatigen von zuletzt 141 Basispunkten (1,41 Prozentpunkten) kleiner werden sollte, – die Zinsstrukturkurve also flacher werden sollte – , signalisiert das eine Eintrübung der Perspektiven für die US-Wirtschaft. Ich gehe davon aus, dass die Kurve in den nächsten Monaten viel, viel flacher werden wird. Dann schauen wir mal, wie es beim S&P500 und beim Goldpreis weitergehen wird.

Die nächsten Monaten dürften an den Börsen spannend werden. Wenn es zu Turbulenzen an den Aktienmärkten kommen sollte, wovon ich ausgehe, sollte Gold als sicherer Hafen gefragt. Dann sollte die Notierung des Edelmetalls deutlich nach oben drehen. Dann können sich jene Goldbesitzer freuen, die die niedrigen Kurse genutzt haben, um ihre Bestände an physischem Gold aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.