Die Fed hat auf die galoppierende US-Inflation reagiert und zum ersten Mal seit Dezember 2018 die Zinsen erhöht. Daraufhin ist die kräftige Erholung bei S&P500 und DAX weitergegangen. Allerdings senden die US-Zinsen immer stärkere Warnsignale. Daher ist es umso wichtiger, Gold zu besitzen.

Neue Aufgabe für Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen: Nachdem sie in den vergangenen Jahren nichts anderes getan haben, als mit dem größten Gelddrucken aller Zeiten die Schuldenexplosion der US-Regierungen mit der Notenpresse zu finanzieren und damit die Inflation stärker als je zuvor anzuheizen, muss die Fed nun so tun, als wolle sie die galoppierende Inflation bekämpfen. Im Februar war sie auf 7,9 % nach oben geschossen, das ist das höchste Niveau seit Januar 1982, also seit 40 Jahren. Als die US-Inflation letztmals so hoch war, lagen die Leitzinsen unter dem damaligen Fed-Chef Paul Volcker bei herben 13 %!

Nachdem die Schulden der Amerikaner, also von Staat, privaten Haushalten und Unternehmen, in den vergangenen Jahrzehnten, gerade in den vergangenen Jahren, auf immer neue Rekordhochs explodiert sind, kann Powell auch nicht annähernd das tun, was Volcker getan hat und was notwendig wäre. Vielmehr hat die Fed bei der Sitzung am 16. März – wie vom Markt erwartet – eine Zinserhöhung um mickrige 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 0,25 bis 0,50 % angekündigt. Die Fed will also mit diesen Mini-Zinsen die Inflation „bekämpfen“ – das ist einfach lächerlich. Zu den anderen Ankündigungen der Fed folgt gleich mehr.

Daraufhin haben sich S&P500 und DAX weiter kräftig erholt. Hingegen waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen ebenso wie der Goldpreis auf Berg- und Talfahrt, womit er bei rund 1.935 US-Dollar je Unze notiert. Nach dem vorherigen Kurseinbruch bei dem Edelmetall aufgrund der Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine, die meiner Meinung nach unbegründet sind, sollte Gold seinen Tiefpunkt bereits gesehen haben und in den nächsten Wochen einen neuen Angriff auf das Rekordhoch vom August 2020 starten. Die Gründe hierfür werde ich Ihnen gleich aufzeigen.

Es riecht zunehmend nach Stagflation

Aber zurück zur Fed-Sitzung. Die Fed hat die Prognose für das Wirtschaftswachstum kräftig gesenkt. Demnach soll die Wirtschaft im vierten Quartal um 2,8 % gegenüber dem Vorjahr wachsen, zuvor hatte die Fed 4,0 % vorhergesagt, dann war aber einmal mehr die Realität dazwischengekommen.

Gleichzeitig hat die Fed die Inflationsprognose für das vierte Quartal kräftig angehoben von 2,7 % auf 4,1 %. Damit bewegt sich die US-Wirtschaft immer schneller in Richtung einer Stagflation, also einer Kombination aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation. Zumal ich befürchte, dass der Ukraine-Krieg leider noch länger anhalten dürfte, was die Inflation in den USA gerade über höhere Ölpreise weiter anheizen und damit die Wirtschaft immer stärker belasten dürfte. Das hat Powell auf der Pressekonferenz nach der Fed-Sitzung selbst eingeräumt. Ich gehe daher davon aus, dass die Fed bei der Sitzung im Juni die Prognose für das Wirtschaftswachstum einmal mehr drastisch senken und jene zur Inflation kräftig erhöhen dürfte.

Zudem hat die Fed bei der Sitzung am 16. März signalisiert, dass die Fed im Laufe des Jahres die Zinsen weitere sechs Mal – also bei jeder Sitzung – um insgesamt 150 Basispunkte erhöhen will. Genau das war vorher am Markt eingepreist. Auf der Pressekonferenz hat Powell gesagt, dass die Fed bei weiter deutlich steigender Inflation auch mal Zinserhöhungen um 50 Basispunkte machen könne, denn die US-Wirtschaft sei stark, während der Arbeitsmarkt angeblich brummt. Meiner Meinung nach boomt er bei Weitem nicht so stark wie die Fed behauptet, schließlich liegt die Zahl der Beschäftigten trotz des kräftigen Anstiegs der vergangenen Monate immer noch um 2,1 Mio. unter dem Stand von Februar 2020, also dem Beginn der Pandemie.

Zudem möchte die Fed bei einer der nächsten Sitzungen mit dem Abbau der astronomischen Bilanzsumme von 8,9 Billionen US-Dollar beginnen, also dem Verkauf von Staats- und Hypothekenanleihen. Allerdings hat die Fed keine Details bekanntgegeben. Das entspräche einer weiteren Verschärfung der Geldpolitik, wobei die Fed zusehends Liquidität aus dem Finanzsystem und damit teilweise aus der Realwirtschaft abziehen würde. Damit trüben sich die Perspektiven für die hochverschuldete US-Wirtschaft rapide ein, weshalb der S&P500 schon bald wieder deutlich nach unten drehen sollte.

Weg in die Rezession ist bereitet

Diese Sorge spiegelt der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen klar wider. Er ist nach der Fed-Sitzung eingebrochen und liegt bei aktuell nur noch 0,20 % – das ist das niedrigste Niveau seit März 2020 – also ein Zwei-Jahres-Tief! Damit schätzt der Anleihenmarkt die Aussichten für die US-Wirtschaft als so schlecht ein, wie schon seit zwei Jahren nicht mehr und signalisiert, dass eine Rezession mit großen Schritten näher rücken dürfte.

Wenn der Zinsaufschlag kleiner wird, die Zinsstrukturkurve also flacher wird, dann signalisiert das eine Eintrübung der Aussichten für die US-Wirtschaft. Ich gehe davon aus, dass angesichts der Aussicht auf eine weitere Verschärfung der Geldpolitik in den nächsten Monaten vor dem Hintergrund einer ohnehin zusehends schwächelnden US-Wirtschaft der Zinsaufschlag bereits in den nächsten Wochen zügig auf 0 % und anschließend in den negativen Bereich abrutschen sollte, damit würde die Zinsstrukturkurve invers.

Wenn das passiert, beginnt der Countdown für die nächste US-Rezession. In den vergangenen 50 Jahren ist auf eine invertierte Zinsstrukturkurve immer eine Rezession gefolgt – immer! – so sollte es auch diesmal sein. Die Frage ist nur, wie schnell die Rezession da sein wird. Das sollte in den nächsten Wochen und Monaten für kräftigen Abwärtsdruck auf den S&P500 sorgen, was auch den DAX mit nach unten ziehen würde.

Prächtige Aussichten für Gold

Je schneller und je stärker die Fed die Geldpolitik in den nächsten Monaten verschärfen sollte, umso schneller sollte die Zinsstrukturkurve invers werden und damit die Rezessionssorgen zunehmen. Und umso schneller werden Investoren beginnen, auf baldige Zinssenkungen und eine Rückkehr zu kräftigem QE-Gelddrucken zu setzen. Das sollte der Goldpreis allmählich einpreisen und in den nächsten Wochen und Monaten kräftig zulegen.

Trotz des zwischenzeitlichen Einbruchs sind die Perspektiven für Gold meiner Meinung nach besser als je zuvor. Einerseits gibt es leider noch keine Aussicht auf einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg. Andererseits will die Fed die Geldpolitik deutlich verschärfen, was der US-Konjunktur und dem S&P500 gar nicht gut bekommen sollte. Umso besser sind hingegen die Perspektiven für den sicheren Hafen Gold, wie die vergangenen Wochen eindrucksvoll gezeigt haben.

Daher ist jetzt die Zeit, um Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, weil der Höhenflug des Edelmetalls bald weitergehen dürfte und Sie so Ihr Vermögen und Ihre Kaufkraft in einem Umfeld hoher Inflation schützen können. Denn auch in Deutschland sollte mit einer Inflationsrate von zuletzt herben 5,1 % das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht sein.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.