Die Ergebnisse der Fed-Sitzung haben viele Investoren herb enttäuscht. Das und die irrwitzigen Pläne der englischen Regierung haben für einen Einbruch an sämtlichen Märkten und leider auch bei Gold gesorgt.

Seit Jahresanfang habe ich zahllose Male vor einem Einbruch und einer anhaltenden Talfahrt an den Aktienmärkten gewarnt und bin dafür von einigen Anlegern kritisiert, belächelt und beschimpft worden. Nach dem Kollaps der Börsen in den vergangenen Tagen und Wochen herrscht inzwischen allerdings bei vielen Anlegern regelrecht Panik – völlig zu Recht, schließlich ist meiner Meinung nach absolut kein Boden in Sicht, weil die Fed die Zinsen weiter deutlich erhöhen will und damit die US-Wirtschaft immer tiefer in eine Rezession treiben wird. Dabei ist der S&P500 trotz des Einbruchs noch hoffnungslos überbewertet. Dazu gleich mehr, aber der Reihe nach.

Inzwischen ist der DAX unter die Marke von 12.000 Punkten abgerutscht und hat damit seit Jahresanfang um herbe 25,5 Prozent nachgegeben. Damit notiert der Index am 23-Monats-Tief. Zuletzt hat eine Nachricht zu Apple für zusätzlichen Verkaufsdruck auf die weltweiten Aktienmärkte gesorgt. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hat der Konzern seine Zulieferer informiert, dass sie sich nicht auf eine geplante Produktionserhöhung für die neuen iPhones 14 einstellen müssten, weil die erhoffte Belebung der Nachfrage ausgeblieben sei. Die Meldung signalisiert meiner Meinung nach einmal mehr, wie schwach die Weltwirtschaft ist, was zu Recht für Abwärtsdruck an den Aktienmärkten sorgt.

Ergebnisse der Fed-Sitzung schockieren Investoren

Der mit weitem Abstand größte Belastungsfaktor für die Aktienmärkte sind weiterhin die kräftigen Zinserhöhungen der Fed, wodurch Aktien immer unattraktiver werden. Nachdem die Fed die Aktienmärkte jahrelang mit massivem Gelddrucken und immer neuen Rekordtiefs bei den Zinsen in die Stratosphäre getrieben hatte – sprich die mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten am Aktienmarkt aufgepumpt hatte – dreht sich nun mit den kräftig steigenden US-Zinsen die Spirale an den Börsen logischerweise in die andere Richtung.

Bei der Sitzung am vergangenen Mittwoch, 21. September hat die Fed zwar die Leitzinsen wie erwartet um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) – das war die dritte Anhebung um herbe 75 Basispunkte in Folge – auf 3,0 bis 3,25 Prozent angehoben. Allerdings hat die Fed Investoren mit den sogenannten „Dot Plots“, also der Zinsprognose für das Ende der jeweiligen Jahre, geschockt. Demnach sollen die Leitzinsen Ende 2022 bei 4,2 Prozent liegen.

Das bedeutet, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 2. November die Leitzinsen erneut um herbe 75 Basispunkte anheben dürfte, gefolgt von 50 Basispunkten bei der darauffolgenden Sitzung am 14. Dezember. Vor der Fed-Sitzung im September waren Investoren aber von Anhebungen um insgesamt „nur“ 100 Basispunkte ausgegangen, nicht von 125.

Zudem sollen die Zinsen Ende 2023 bei 4,6 Prozent liegen. Damit hat die Fed Investoren, die gehofft hatten, die Fed würde ab Frühjahr 2023 allmählich mit Zinssenkungen beginnen, und sie bis zum Jahresende auf rund 4 Prozent oder gar darunter drücken, herb enttäuscht. Weil nun die erhoffte Kehrtwende der Fed erst einmal ausbleiben soll, liquidieren Investoren zehnjährige US-Anleihen, woraufhin die Zinsen bis auf knapp 4 Prozent nach oben geschossen sind. Das ist das höchste Niveau seit Juli 2008, also seit mehr als 14 Jahren.

US-Immobilienkrise zieht herauf

In dem Umfeld sind die Zinsen für 30-jährige US-Hypothekenkredite zuletzt auf mehr als 7 Prozent explodiert, und haben sich damit gegenüber dem Stand von vor einem Jahr (3,0 Prozent) mehr als verdoppelt. Damit sind Immobilien in den USA für viele Amerikaner noch viel unerschwinglicher als je zuvor.

Damit droht eine ähnlich schlimme Immobilienkrise wie im Jahr 2008 heraufzuziehen, nachdem die Häuserpreise zuletzt plötzlich nach unten gedreht sind. So ist der Case-Shiller-Hauspreisindex für die 20 größten Städte der USA im August um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Das war der erste Rückgang im Monatsvergleich seit März 2012. Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass sich der Rückgang in den nächsten Monaten deutlich beschleunigen dürfte.

Gold hat starken Gegenwind von 2 Seiten

Die stark steigenden US-Zinsen ziehen auch den Dollar kräftig mit nach oben. So ist der Dollar Index mit 114,40 Punkten auf das höchste Niveau seit April 2020 nach oben geschossen. Damit hat der Goldpreis gleich von zwei Seiten erheblichen Gegenwind. Mit rund 1.620 Dollar je Unze notiert das Edelmetall in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit April 2020.

Noch ein paar Sätze zum US-Aktienmarkt: Trotz des Kurseinbruchs beim S&P500 ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) erst auf 15,8 gesunken. Dabei wird der Börsenwert der Unternehmen aus dem S&P500 durch die erwarteten Gewinne für die nächsten zwölf Monate dividiert. Dabei werden jetzt Ende September die Gewinne für das Jahr 2022 mit 3 Monaten und jene für 2023 mit 9 Monaten gewichtet.

Das Problem ist, dass in einem Umfeld stark steigender Zinsen für zehnjährige US-Anleihen das KGV üblicherweise deutlich stärker sinkt und damit in den nächsten Monaten sinken dürfte, beispielsweise auf nur mehr 12 oder 13. Zudem gehe ich davon aus, dass in einem Umfeld einer weltweiten Rezession die Gewinne des S&P500 im kommenden Jahr um mindestens rund 10 Prozent auf dann 200 Punkte einbrechen dürften. In dem Szenario wäre ein Indexstand von nur 2.400 bis 2.600 Punkten beim S&P500 angemessen. Die Mitte der Spanne liegt um 30 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Das zeigt, wieviel heiße Luft noch immer im S&P500 enthalten ist!

Englands Regierung hat irrwitzige Pläne

Für zusätzlichen Aufwärtsdruck auf die US-Zinsen – und im Gegenzug zusätzlichen Abwärtsdruck auf die weltweiten Aktienmärkte – sorgen die Zinserhöhungen anderer Notenbanken. So hat die englische Notenbank zuletzt die Zinsen um 50 Basispunkte auf 2,25 Prozent erhöht. Gleichzeitig hat die Notenbank angekündigt, dass sie in den kommenden 12 Monaten Anleihen im Volumen von 80 Mrd. britischen Pfund verkaufen will. Damit soll den Märkten Liquidität entzogen werden, was für zusätzlichen Aufwärtsdruck bei den Zinsen sorgt.

Und was macht die englische Regierung unter der neuen Premierministerin Liz Truss in dem Umfeld? Ihr Finanzminister Kwasi Kwarteng kündigt die größte Steuersenkung seit Anfang der 1970er-Jahre an, um damit die Wirtschaft anzukurbeln und die Folgen der horrenden Inflation und des starken Energiepreisanstiegs abzufedern. So soll unter anderem der Einkommenssteuersatz von 20 auf 19 Prozent gesenkt werden, während der Spitzensteuersatz von 45 auf 40 Prozent reduziert wird. Die Pläne sollen das Haushaltsdefizit in den nächsten 5 Jahren um horrende 160 Mrd. Pfund erhöhen und würden damit die Inflation zwangsläufig kräftig anheizen.

Kein Wunder, dass Investoren panikartig aus englischen Anleihen geflüchtet sind, denn die Notenbank dürfte bei der Sitzung am 3. November die Zinsen umso stärker anheben, um sich gegen die Inflation zu stemmen. Inzwischen ist eine Anhebung um herbe 150 Basispunkte eingepreist. Wegen dieser Aussicht sind die Zinsen für zehnjährige Anleihen auf mehr als 4,5 Prozent nach oben geschossen – zur Erinnerung: am Jahresanfang waren es noch 1,0 Prozent! Dabei sitzt England auf einem enormen Schuldenberg: Zuletzt sind die Schulden auf 2,37 Billionen Pfund gestiegen – das sind 99,6 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Wegen der stark steigenden Zinsen wird die Rezession in Großbritannien noch schlimmer sein als ohnehin befürchtet – die Notenbank prognostiziert, dass sie vom 4. Quartal 2022 bis zum 4. Quartal 2023 anhalten wird. Entsprechend ist das britische Pfund zuletzt auf ein Rekordtief gegenüber dem Dollar kollabiert. Völlig zu Recht, zumal sich in dem Umfeld Banken bei der Kreditvergabe, beispielsweise bei Hypothekenkrediten, zurückhalten, was das Risiko, dass die riesige Immobilienblase platzt, deutlich erhöht. Die Turbulenzen springen von den Währungsmärkten – während das Pfund seit Jahresanfang um 21,1 Prozent gegenüber dem Dollar eingeknickt ist, steht beispielsweise beim Euro-Dollar ein Rückgang um 16 Prozent zu Buche – auf die Aktienmärkte über, und belastet letztere zusätzlich.

Verbraucherstimmung in Deutschland bricht auf Rekordtief ein

In dem Umfeld wird die Stimmung vieler Verbraucher hierzulande immer schlechter. So ist das GfK-Konsumklima im Oktober auf das Rekordtief von minus 42,5 Punkten kollabiert. „Wesentlicher Grund für den starken Rückgang des Konsumklimas ist der Absturz der Einkommenserwartung in diesem Monat. Der Indikator verliert 22,4 Punkte und sinkt auf -67,7 Punkte. Dies ist ein neues Allzeittief. Seit Beginn der Erhebungen für Gesamtdeutschland im Jahre 1991 wurde bislang kein niedrigerer Wert für die Einkommensaussichten gemessen“, schreibt die GfK in ihrer Pressemeldung.

„Die derzeit sehr hohen Inflationsraten von knapp acht Prozent führen zu großen realen Einkommenseinbußen unter den Verbrauchern und damit zu einer deutlichen geschrumpften Kaufkraft“, erklärt Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. „Viele Haushalte sind momentan gezwungen, deutlich mehr Geld für Energie auszugeben beziehungsweise für deutlich höhere Heizkostenabrechnungen zurückzulegen. Entsprechend müssen sie bei anderen Ausgaben, wie zum Beispiel neuen Anschaffungen, sparen. Dies lässt das Konsumklima auf ein neues Rekordtief abstürzen.“

Banger Blick auf die Inflationsdaten für Deutschland und die Euro-Zone

Umso nervöser warten Investoren auf die Inflationsdaten für Deutschland, die am Donnerstag, 29. September (8 Uhr) veröffentlicht werden. Nach dem Ende des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts sollen die Verbraucherpreise im September um 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Zudem sollen sie um herbe 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben geschossen sein, nach 7,9 Prozent für August.

Umso wichtiger ist es, sich gegen die horrende Inflation mit physischem Gold zu schützen. Zwar war der Preis in den vergangenen Monaten auch auf Euro-Basis auf Talfahrt. Dennoch liegt er um 13,2 Prozent über dem Stand von vor einem Jahr und hat damit Besitzer vor der von Fed und EZB erzeugten Inflation gut geschützt. Seit Jahresanfang steht immer noch ein Plus von 5,7 Prozent zu Buche – im Vergleich zu einem Einbruch um 25,5 Prozent beim DAX.

Einen Tag später am Freitag, 30. September werden die Inflationsdaten für die Euro-Zone (11 Uhr) bekanntgegeben. Die Verbraucherpreise sollen im September um 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach dem Rekordhoch von 9,1 Prozent für August. Zudem soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigten Verbraucherpreise, auf 4,7 Prozent geklettert sein, nach 4,3 Prozent im August. Das signalisiert, dass der Inflationsanstieg immer breiter wird, weil die hohen Energiepreise längst auf sämtliche Branchen der Industrie und des Dienstleistungssektors übergeschwappt sind.

Um es ganz offen zu sagen: Wenn die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen ebenso wie der Dollar in den nächsten Wochen weiter deutlich steigen sollten, wovon ich ausgehe, dürfte leider die Talfahrt des Goldpreises auf Dollar-Basis weitergehen. Allerdings dürfte der Euro auf Talfahrt gegenüber dem Dollar bleiben, was den Goldpreis auf Euro-Basis stützen würde. Dieses Umfeld mit hoher und weiter steigender Inflation, sowie großer wirtschaftlicher Unsicherheit sollten Sie nutzen, um Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.