Die Fed hat nach der jüngsten Sitzung angekündigt, dass sie die Zinsen erst einmal nicht weiter senken wolle. Das dürfte sich allerdings als leeres Versprechen herausstellen, vielmehr dürfte die US-Notenbank die Notenpresse viel schneller anwerfen, als derzeit viele Investoren erwarten. Das sollte den Goldpreis weiter nach oben treiben.

Der Goldpreis hat am Freitagabend einen kleinen Kurshüpfer nach oben gemacht. Mit Kursen von rund 1.515 Dollar je Unze ist das Edelmetall damit bis auf drei Prozent an das Sechs-Jahres-Hoch herangeklettert. Für den Hüpfer hatte die Meldung gesorgt, dass sich eine chinesische Delegation, die sich in den USA zur Vorbereitung der Verhandlungen im Handelskrieg befand, ihren Besuch amerikanischer Farmen abgesagt hatte und früher als geplant nach China abgereist sei.

Investoren bekamen daraufhin Sorge, dass eine Einigung im Handelskrieg unwahrscheinlicher geworden sei, woraufhin der S&P 500 etwas nachgegeben hat, die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 1,72 Prozent eingebrochen sind, während Anleger in den sicheren Hafen Gold geflüchtet sind.

Trotz der Meldung dürfte eine hochrangige chinesische Delegation Mitte Oktober nach Washington reisen, um die Gespräche fortzusetzen. Laut Pressegerüchten sind dafür der 10. und 11. Oktober geplant. Dennoch dürfte der Aufwärtstrend beim Goldpreis in Richtung der Sechs-Jahres-Hochs weitergegen. Dafür sollten vor allem die möglichen künftigen Maßnahmen der Fed sorgen.

US-Wirtschaftswachstum beruht nur auf Schuldenexplosion

Bei der Sitzung am 18. September hat die Fed die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 1,75 bis 2,0 Prozent gesenkt. Allerdings hat die Notenbank signalisiert, dass es bis zum Jahresende keine weitere Zinssenkung mehr geben solle. Woher die Zuversicht der Fed kommt, bleibt allerdings ihr Geheimnis.

Zwar waren die US-Konjunkturdaten in den vergangenen Monaten besser als erwartet. So waren die Neubaubeginne im August auf eine Jahresrate von 1,364 Mio. Einheiten nach oben geschossen – das war der höchste Wert seit Juni 2007. Eine derartige Zahl macht allerdings absolut keinen Sinn, lag sie doch selbst über der höchsten Schätzung der allzeitoptimistischen Volkswirte von 1,275 Mio. Einheiten. Offensichtlich wissen nicht einmal die Volkswirte wie sehr die US-Wirtschaft floriert.

Ich betrachte derartige Zahlen als Fake News, die Zahlen werden meiner Meinung nach, bewusst nach oben manipuliert, um bei Investoren den Eindruck zu erwecken, dass es der US-Wirtschaft gut geht. Wie „gut“ es ihr tatsächlich geht zeigt, dass die Schulden der Amerikaner, also von Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und Banken, zwischen dem Ende des zweiten Quartals 2018 und des zweiten Quartals 2019 um horrende 2,13 Billionen Dollar explodiert sind – in diesen vier Quartalen ist die US-Wirtschaft aber um lediglich 828,9 Mrd. Dollar gewachsen.

Anders ausgedrückt: für ein Wirtschaftswachstum von 1 Dollar waren herbe 2,57 Dollar an Schulden notwendig – ein verheerender Wert! Ich gehe davon aus, dass viele US-Konjunkturdaten in den nächsten Monaten kräftig nach unten drehen dürften und sich die Wirtschaft rapide in Richtung einer Rezession bewegen sollte. Das sollte ein deutlicher Rückgang der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen klar widerspiegeln. Das dürfte den Goldpreis merklich beflügeln.

Fed muss Liquiditätsknappheit der Banken in den Griff bekommen

Dieser enorme Geldbedarf bringt die Banken in die Bredouille. Sie müssen immer mehr von der enormen Schuldensause finanzieren, zumal Länder wie China oder Russland US-Staatsanleihen verkauft haben. Die Folge: Bei den US-Banken herrscht eine enorme Liquiditätsknappheit. Daher hat die US-Notenbank zwischen Dienstag und Donnerstag der vergangenen Woche in großem Stil täglich Übernacht-Repo-Geschäfte durchgeführt und den Banken dabei insgesamt 278,15 Mrd. Dollar an Liquidität zugefügt – horrende 278,15 Mrd. Dollar!

Bei einem Repo-Geschäft (Repurchase Agreement) verkaufen die Banken Anleihen, vor allem Staatsanleihen, in diesem Fall an die Fed, mit der gleichzeitigen Vereinbarung, die Papiere zu einem späteren Termin zu einem festgesetzten Preis zurückzukaufen. Aus ökonomischer Sicht handelt es sich praktisch um einen Kredit, der mit Wertpapieren gesichert wird. Bei Übernacht-Repo-Geschäften müssen die Banken den Kredit also bereits am Folgetag zurückzahlen, weshalb die Liquidität wieder weg ist.

Auf der Pressekonferenz nach der jüngsten Fed-Sitzung hat Powell versucht, das Problem zu beschönigen und wegzudiskutieren. Damit ist er allerdings kläglich gescheitert. Denn am vergangenen Freitag, also zwei Tage nach der Fed-Sitzung, hat die Fed bekanntgegeben, dass sie tägliche Übernacht-Repo-Geschäfte mit einem Angebotsvolumen von mindestens 75 Mrd. Dollar pro Tag bis zum 10. Oktober durchführen wird. Zudem wird die Fed Ende September drei zweiwöchige Repo-Geschäfte anbieten im Volumen von jeweils mindestens 30 Mrd. Dollar.

Powell denkt über Rückkehr zum QE-Gelddrucken nach

Mit den Repo-Geschäften kann die Fed zwar die Banken kurzfristig mit Liquidität versorgen, allerdings kann sie damit das Problem mittel- und langfristig nicht lösen, weil mit dem Ablauf des Repo-Geschäfts die Liquidität wieder weg ist. Umso wichtiger ist Powells Aussage von der Pressekonferenz: „Es ist sicherlich möglich, dass wir das organische Wachstum der Bilanzsumme (der Fed) früher wieder aufnehmen könnten als wir gedacht haben“, sagte Powell.

Das ist für mich das klare Signal, dass die Fed die Rückkehr zum QE-Gelddrucken, also den Kauf von Anleihen, vorbereitet, wodurch die Bilanzsumme der Fed steigt. Natürlich wird die Fed es nicht QE (Quantitative Easing, Quantitative Lockerung, kurz QE) nennen, ist QE doch bei vielen Amerikanern sehr unbeliebt, weil während des jahrelangen Gelddruckens die Schere zwischen Arm und Reich noch stärker aufgegangen ist als jemals zuvor.

Durch die Anleihenkäufe hat die Fed die Kurse von Anleihen und in der Folge auch Aktien in die Stratosphäre getrieben, während die Häuserpreise immer weiter gestiegen sind. Davon haben die Reichen enorm profitiert, während die „normalen“ Amerikaner mit steigenden Mieten und höheren Lebensmittelpreisen zu kämpfen haben.

Die Fed dürfte das neue Gelddruckprogramm stattdessen POMO (Permanent Open Market Operations) nennen, das ist aber nichts anderes als QE. Bei POMO kauft die Fed dauerhaft Anleihen am Markt. Die Analysten von Goldman Sachs prognostizieren, dass die Fed ab November mit monatlichen Anleihenkäufen von 15 Mrd. Dollar beginnen dürfte, wodurch die Bilanzsumme der Fed um 180 Mrd. Dollar pro Jahr anwachsen würde.

Für mich ist klar: Wenn die Fed erst einmal mit 15 oder 20 Mrd. Dollar pro Monat gestartet ist, kann sie das Programm beim Heraufziehen einer Rezession leicht auf 50, 100 Mrd. oder mehr pro Monat aufstocken. Dann würde die Notenpresse, die seit Oktober 2014 mit dem Ende des QE3-Programms stillsteht, wieder auf Hochtouren laufen. Das dürfte dem Goldpreis kräftigen Rückenwind geben.

Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, dürften die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Monaten kräftig sinken und damit die Zinsen im Rest der Welt nach unten drücken. Damit dürfte das Volumen der weltweiten Anleihen mit Strafzinsen von zuletzt umgerechnet 14,5 Billionen Dollar in Richtung der Rekordhochs steigen. Umso wichtiger ist es, sich gegen diesen Irrsinn der Notenbanken abzusichern, denn mit physischem Gold kann man Strafzinsen umgehen. Jetzt ist die Zeit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.