Investoren waren von den Ergebnissen der Juli-Sitzung der Fed nicht gerade begeistert. Nun rückt der US-Arbeitsmarktbericht in den Fokus.
Nach der Rekordfahrt bei S&P500 und DAX hatten viele Investoren mit Spannung auf die Fed-Sitzung am 30. Juli gewartet. Allerdings hat sie für Turbulenzen an den Märkten gesorgt, hatte Fed-Chef Powell doch eine Überraschung für Investoren parat (dazu gleich mehr).
Die Fed hat wie erwartet den Leitzins stabil gehalten bei 4,25 bis 4,50 Prozent, das war die fünfte Sitzung in Folge, bei der die Fed nicht an der Zinsschraube gedreht hat. Dabei gab es allerdings mit Christopher Waller und Michelle Bowman 2 Gouverneure, die sich jeweils für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ausgesprochen haben – damit gab es zum ersten Mal seit 1993 gleich 2 Abweichler. Wallers Entscheidung hat für Aufsehen gesorgt, zumal er als potenzieller Nachfolger Powells im Gespräch ist.
In ihrer Pressemitteilung hat die Fed eingeräumt, dass das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr „nachgelassen“ habe. Allerdings wolle die Fed weiterhin abwarten um zu sehen, wie die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump auf die Inflation durchschlagen würden.
„Wir haben noch keine Entscheidung für (die) September(-Sitzung) getroffen“, sagte Powell gleich zu Beginn der Pressekonferenz. Das sorgte für Enttäuschung bei vielen Investoren, hatten sie doch gehofft, dass Powell eine Zinssenkung für die nächste Sitzung am 17. September signalisieren würde.
Nach Powells Ankündigung ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September von 68 auf 49 Prozent eingebrochen.
Zudem waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen deutlich gestiegen, was wiederum den Dollar weiter mit nach oben gezogen hat. Im Gegenzug ist der S&P500 eingeknickt, während sich der Kursrückgang beim Goldpreis ausgeweitet hat, hatte er doch gleich von 2 Seiten aus deutlichen Gegenwind. Dabei war der Preis bis auf 3.270 Dollar je Unze eingebrochen, ehe er sich zuletzt bis auf knapp unter 3.300 Dollar erholt hat.
Wenige Stunden zuvor hatten die leicht besser als erwarteten Daten zum Wirtschaftswachstum in den USA im zweiten Quartal ebenfalls die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen und den Dollar nach oben getrieben, was den Goldpreis belastet hatte.
Powell hat auf der Pressekonferenz gesagt, dass sich der Arbeitsmarkt zwar noch nicht abgeschwächt habe, allerdings seien die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt „sicherlich sichtbar“, was die Fed weiterhin genau beobachten werde.
Die Fed schaue dabei vor allem auf die Arbeitslosenquote. Die Zahl der neu geschaffenen Jobs ist derzeit mit Vorsicht zu genießen, weil durch Trumps Einwanderungspolitik deutlich weniger Menschen auf den Arbeitsmarkt strömen als zuvor.
Warten auf den US-Arbeitsmarktbericht
Umso gespannter werde ich mir die Daten vom Arbeitsmarkt am Freitag, 1. August anschauen. Dabei soll laut den Schätzungen der Volkswirte die Zahl der neugeschaffenen Jobs für Juli auf 110.000 zurückgehen, nach 147.000 für Juni.
Hingegen soll die – für die Fed derzeit so wichtige Arbeitslosenquote – leicht steigen von 4,1 auf 4,2 Prozent. Sollte das tatsächlich der Fall sein, würde es mich nicht überraschen, wenn die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen etwas sinken würden, was den Goldpreis stützen würde. Für zusätzlichen Rückenwind bei dem Edelmetall würde sorgen, falls die möglicherweise sinkenden US-Zinsen den Dollar mit nach unten ziehen würden.
Trotz Powells Aussagen habe ich die Erwartung einer Zinssenkung im September noch längst nicht aufgegeben, schließlich kommt bis dahin noch die eine oder andere Zahl zur Inflation und vom Arbeitsmarkt, die die Fed-Mitglieder dazu bewegen könnte, im September doch zur Tat zu schreiten.
Zudem warte ich mit Spannung auf das Notenbankertreffen in Jackson Hole vom 21. bis 23. August. Mich würde es nicht überraschen, wenn Powell dann plötzlich signalisieren würde, dass es im September doch eine Zinssenkung geben könnte. Umso mehr würden die Investoren an den Aktienmärkten und bei Gold jubeln.
Nachdem Powell die Hoffnungen der Investoren auf eine baldige Zinssenkung aber erst einmal deutlich gedämpft hat, kann der Goldpreis kurzfristig durchaus noch etwas nachgeben. Umso wichtiger werden die nächsten Konjunkturdaten aus den USA, gerade der Arbeitsmarktbericht am Freitag. Von ihnen wird es abhängen, ob sich der Kursrückgang beim Goldpreis kurzfristig noch etwas ausweitet, oder nicht.
Unabhängig davon bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall allerdings glänzend.
